Deindustrialisierung
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1. Begriff: Zur Kennzeichnung bestimmter (an sich für entwickelte Volkswirtschaften als normal erachtetes) Muster des sektoralen Strukturwandels verwendeter Begriff.
2. Erklärung: Auf hohem volkswirtschaftlichen Entwicklungsniveau verliert die industrielle Produktion im Vergleich zu den Dienstleistungen relativ an Bedeutung. Im Zusammenhang mit dieser Beobachtung erhobene Forderungen nach einer Erhaltungspolitik zugunsten industrieller Wirtschaftszweige beruhen auf der These, ein möglichst hoher Anteil industrieller Produktion sei unabdingbar für Wachstum und Wohlstand. Diese These wird häufig mit dem vermuteten Produktivitätsrückstand der Dienstleistungen gegenüber industrieller Produktion begründet, wodurch bei einem Anwachsen des Dienstleistungssektors die gesamtwirtschaftliche Produktivität weniger stark steige. Ein zweites Argument zielt auf die Bedeutung des Außenhandels, der (noch) überwiegend Warenhandel sei, und dessen Basis bei einer Deindustrialisierung gefährdet würde. Beide Argumente sind aus empirischer Sicht nicht zutreffend. Sie gründen auch auf einer überholten Vorstellung des Dienstleistungsbegriffs, der überwiegend auf die konsumnahen (personenbezogenen) Dienstleistungen abstellt. Tatsächlich kommt den produktions- oder unternehmensbezogenen Dienstleistungen (Finanzdienstleistungen, technische Dienstleistungen) ein wesentlich größeres und auch noch zunehmendes Gewicht bei.
3. Empirie: Die Dienstleistungsunternehmen in Deutschland weisen seit Mitte der 1970er-Jahre ein gleich hohes Produktivitätswachstum auf wie Unternehmen des Produzierenden Gewerbes. Auch im internationalen Handel spielen v.a. die unternehmensbezogenen Dienstleistungen eine immer größere Rolle.
Vgl. auch Drei-Sektoren-Hypothese.