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strategische Frühaufklärung
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Das Original: Gabler Wirtschaftslexikon
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Inhaltsverzeichnis
Begriff
(im Rahmen des strategischen Managements): antizipative Suche nach schwachen Signalen; d.h. frühzeitiges Aufspüren von Chancen zu neuen Erfolgspotenzialen, rechtzeitige Vorbereitung und Ingangsetzung der Umgehung oder Umwandlung von Risiken.
Mit einer Warnung bzw. Frühwarnung sind nur Hinweise auf potenzielle Krisen verbunden; „Frühaufklärung“ macht dagegen auch auf Gelegenheiten aufmerksam, wie z.B. Ideen zu neuen Geschäften.
Konzept der schwachen Signale
1. Dieses Konzept stellt die Frühaufklärung (Before Fact Approach) dem traditionellen Krisenmanagement (After Fact Approach) gegenüber. Dabei wird von der Annahme ausgegangen, dass sich Unternehmen aufgrund der zunehmenden Komplexität, Turbulenz und auch Unvorhersagbarkeit des Unternehmensumfelds immer häufiger sog. strategischen Überraschungen ausgesetzt sehen. Um diese zumindest z.T. zu vermeiden, ist es erforderlich, zukünftig zu erwartende Gefahren und Gelegenheiten möglichst frühzeitig aufzuspüren. Dies kann deshalb möglich sein, weil die meisten zukünftigen Ereignisse und Entwicklungen sich durch sog. schwache Signale ankündigen und somit antizipierbar sind.
2. Problem der Diskontinuitäten: Die Qualität einer strategischen Frühaufklärung hängt in hohem Maße von den Möglichkeiten zur Prognose der Systementwicklung ab. Dabei stellt das Auftreten sog. Diskontinuitäten ein bes. schwerwiegendes Problem dar. Diskontinuitäten sind Richtungsänderungen (Strukturbrüche) oder Niveauänderungen (Unstetigkeiten). Die meisten der strategisch relevanten Diskontinuitäten sind mit den bekannten quantitativen (statistischen oder ökonometrischen) Modellprognosen nicht vorhersagbar, weil die Veränderung sich nicht als eine kausallogische Gesetzmäßigkeit der Vergangenheit erklären lässt oder die die Veränderung bewirkenden „dritten Variablen “ nicht quantifizierbar sind. Gelingt eine Antizipation zukünftiger Entwicklungen und Ereignisse, so kann die Unternehmensplanung prinzipiell durch strategische Frühaufklärung verbessert werden, indem sie zeitlich abgestufte Reaktionsstrategien für alternativ mögliche Zukunftsverläufe entwickelt und bereithält.
Realisierungsansätze
1. Indikatorenorientierte Ansätze: I.Allg. nicht-vernetzte Indikatorensysteme, die als einfache Kennzahlensysteme, als (Früh-)Indikatorensysteme oder als aggregierte Spezialindikatoren auftreten können.
2. Modellorientierte Ansätze: Modelle aus den System Dynamics (z.B. Feedback-Diagramme), Entwicklung von Szenarien sowie Entscheidungs- und Simulationsmodelle (Simulation).
3. Analyseorientierte Ansätze: Es stehen verschiedene analytische Verfahren im Mittelpunkt, durch deren Anwendung eine systematischere Identifikation, Erfassung, Auswertung und Interpretation schwacher Signale erzielt werden soll. Zu unterscheiden: Bezugsrahmengebundene und -indifferente Methoden sowie Ansätze mit einem Methoden-Mix.
4. Informationsquellenorientierte Ansätze: Die Art der zur Verwendung kommenden Informationsquellen ist wesentlich für die Gestaltung des Konzepts. Zu unterscheiden:
(1) Partizipatives Recherchieren für Ansätze, in denen die Systemnutzer am Recherchieren der Informationen beteiligt sind;
(2) eigenes Recherchieren beim Träger des Ansatzes (mit und ohne eine regelmäßige Publikation).
5. Netzwerkorientierte Ansätze: Ansätze, bei denen der (nahezu) vollständige Informationsverarbeitungsprozess innerhalb eines Netzwerks von Personen (bzw. Hosts von Datenbanken) bewältigt wird.
Anwendungsstand
1. Die Schwerpunkte der Frühaufklärungsaktivitäten hängen von den Entwicklungsstadien ab: Die Beobachtung ökonomischer Entwicklungen ist am nächsten liegend und mit dem höchsten Maß an Vertrauen hinsichtlich ihrer Zuverlässigkeit verbunden. Am anderen Ende der Skala ist die Beobachtung der gesellschaftlichen Entwicklungen anzusiedeln.
2. Rangordnung des Methodeneinsatzes (die am meisten eingesetzte Technik wird zuerst genannt): Szenario-Technik, Extrapolation, Trend-Impact-Analyse, Brainstorming, Experten-Befragung (Delphi-Technik), ökonometrische und statistische Modellrechnungen (Statistik, Ökonometrie), Simulationsmodelle (Simulation), Cross-Impact-Analyse und Entscheidungsbaumverfahren (Entscheidungsbaum). Diese Methoden sind zu nicht unerheblichen Teilen der Zukunftsforschung zuzuordnen.
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