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Universeller Roboter
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Das Original: Gabler Wirtschaftslexikon
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Inhaltsverzeichnis
Allgemein
Universelle Roboter sind Roboter, die in allen möglichen Bereichen eingesetzt werden können. Bereits der humanoide Elektro, präsentiert 1939 auf der Weltausstellung in New York, wies in diese Richtung. Im Jahr darauf wurde am selben Ort der Roboterhund Sparko zu seinem treuen Begleiter. Über Dekaden dominierten dann allerdings spezialisierte Maschinen den Markt. Erst um 1980 wurde die Vision mit Modellen wie ASIMO von Honda wieder aufgegriffen. In den 2010er- und frühen 2020er-Jahren galt der hydraulische Atlas von Boston Dynamics als Referenz schlechthin. Vorstufen zu universellen Robotern sind humanoide Zweibeiner mit ausgereifter Motorik und Sensorik und künstlicher Intelligenz (KI), etwa Systemen für Gesichtserkennung und multimodalen Sprachmodellen zur Wahrnehmung und Steuerung und für das Treffen und Begründen von Entscheidungen. Verwandte Bezeichnungen sind "Allzweckroboter" (engl. "general-purpose robot" bzw. "all-purpose robot") und "generalistischer Roboter". Universelle Roboter sind als Serviceroboter konzipiert, die allerdings in der Industrie genutzt werden können, z.B. in Produktion und Logistik. Damit verwischen sie die Grenzen zwischen Industrie- und Servicerobotern und werden auch in dieser Hinsicht ihrem Namen gerecht. Universelle Roboter sind i.d.R. soziale Roboter.
Eigenschaften und Beispiele
Universelle Roboter werden im 21. Jahrhundert möglich durch enorme Fortschritte in den Bereichen Motorik, Sensorik, Vernetzung, Kollaboration, Gestaltung, Autonomie, natürliche Sprache, künstliche Moral, Soziabilität, Wahrnehmung und Energieversorgung. Die humanoide Gestaltung erlaubt es ihnen, sich überall dort zu bewegen, wo wir uns selbst bewegen, und das zu tun, was wir selbst tun. Zugleich können sie übermenschliche Fähigkeiten haben, schneller sein als wir, stärker und robuster. Sie können mit Sensoren ausgestattet werden, die weit über das Vermögen unserer Sinne hinausgehen. Mehrere Aspekte werden von multimodalen Sprachmodellen abgedeckt, also Ausprägungen von KI bzw. Machine Learning und Deep Learning. Generative KI verhilft universellen Robotern sozusagen zu einem Evolutionssprung. Neben Atlas (seit 2024 in der elektrischen Version) kann man H1 und G1 von Unitree, Figure 02 von Figure, Digit von Agility Robotics, 4NE-1 von Neura Robotics und Optimus (Tesla Bot) von Tesla als Vorstufen ansehen. Manche von ihnen werden als "general-purpose robot" bzw. "humanoid agent" vermarktet. Nicht alle Modelle, die auf Websites und in Shows angepriesen werden, können als Produkte gelten. Manche sind Studien oder Prototypen.
Anwendungsgebiete
Ein Serviceroboter als universelle Maschine kann an Schulen und Hochschulen, im Büro, in der Fabrik, im Hoch- und Tiefbau, im Haushalt und in der Freizeit eingesetzt werden, in der Zukunft zudem im Weltall. Er kann Sachverhalte erläutern und darstellen, Pflanzen gießen, am Fließband stehen, Gegenstände hin- und hertragen, Gleisarbeiten durchführen, die Spülmaschine ein- und ausräumen, die Katze füttern und den Hund Gassi führen. Er kann als Gesprächspartner ebenso dienen wie als Sport- oder Liebespartner. Modelle wie Figure 01 und Digit sind seit 2024 an Produktionsstätten und in Lagerhallen zu finden. Dies bietet sich an, weil es sich dabei um geschlossene oder halboffene Welten handelt, mit festgelegten Strukturen und Prozessen. Übernommen werden anstrengende und langweilige Tätigkeiten. Die Robotikunternehmen und die anwendenden Betriebe können Erfahrungen sammeln und verwerten, wobei die Roboter selbst wichtige Informanten sind. Es sind Schnittstellen zwischen Systemen zu schaffen, etwa in Form der Maschine-Maschine-Kommunikation. Die Arbeiter können sich an die Roboter gewöhnen und ihre Erfahrungen an die Unternehmen und ihr privates Umfeld vermitteln.
Kritik und Ausblick
Universelle Roboter werden in den 2020er- und 2030er-Jahren zur Realität. Herausforderungen bestehen in der Integration aller Komponenten. Insbesondere das Greifen, Heben und Manipulieren von Gegenständen jedweder Art bleibt komplex. Da universelle Roboter mit Artefakten umgehen sollen, die wir für uns geschaffen haben, bietet sich eine humanoide Gestaltung an. Diese hat jedoch auch Nachteile, wie die Sturzgefahr auf Treppen, die Menschen, Tiere und die Maschine selbst betreffen kann, oder die Schwierigkeit, ein ansprechendes und überzeugendes Gesicht zu schaffen. Diesbezüglich bieten Vierbeiner gewisse Vorteile. Beide zusammen können schlagkräftige Teams bilden, die wiederum menschliche Teams ergänzen, etwa bei der Inspektion von Gebäuden und Anlagen oder in der Polizeiarbeit. Risiken ergeben sich, wenn universelle Roboter geschlossene und halboffene Welten verlassen und offene betreten. Sie treffen dort auf unzählige Situationen, in denen sie sich behaupten müssen. Prompts können missverstanden oder missbraucht werden, mit Konsequenzen in der physischen Welt. Technikethik und Informationsethik – mitsamt KI-Ethik und Roboterethik – untersuchen die moralischen Implikationen von universellen Robotern, etwa deren Beanspruchung von Ressourcen, ihre Beeinträchtigung der Intim- und Privatsphäre und die Verletzungsgefahr für Mensch und Tier. Die Maschinenethik entwickelt zusammen mit KI und Robotik eine künstliche Moral, die in offenen Welten freilich schnell an ihre Grenzen stößt. Die Wirtschaftsethik fragt nach der Ersetzung von Arbeitskräften, der Neuausrichtung der Arbeit sowie der Einführung einer Robotersteuer und eines bedingungslosen Grundeinkommens oder -eigentums.
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