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Postwachstumsökonomik
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Das Original: Gabler Wirtschaftslexikon
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Inhaltsverzeichnis
- Begriff
- Merkmale
- Unterscheidung von anderen Begriffen
- Ziele
- Entwicklung bzw. Geschichte des Begriffes
- Darstellung des zugrunde liegenden Modells
- Ausblick
Begriff
Postwachstumsökonomik bezeichnet eine ökologisch orientierte Teildisziplin der Wirtschaftswissenschaften. Der Zusammenhang zwischen nachhaltiger Entwicklung und Wirtschaftswachstum bildet ihren Gegenstandsbereich.
Merkmale
Behandelt werden im Wesentlichen drei Fragestellungen: a) Analyse der Kausalzusammenhänge, die implizieren, dass weiteres Wachstum des Bruttoinlandsproduktes (BIP) keine Option für die Gestaltung moderner Gesellschaften sein kann, b) Identifikation jener Faktoren, die dazu führen, dass arbeitsteilige Industriegesellschaften nicht ohne permanentes BIP-Wachstum zu stabilisieren sind und c) Herleitung und Begründung der Bedingungen einer Wirtschaft ohne Wachstum (Postwachstumsökonomie) als Kombination diverser sich ergänzender Versorgungssysteme, die durch unterschiedliche Grade an industrieller Arbeitsteilung gekennzeichnet und ohne BIP-Wachstum zu stabilisieren sind.
Unterscheidung von anderen Begriffen
Im Gegensatz zur Umweltökonomik und Ökologischen Ökonomik, die mehr oder weniger auf eine ökologische Entkopplung des BIPs zielen, fokussiert die Postwachstumsökonomik darauf, die arbeitsteilige und monetarisierte Wertschöpfung zu reduzieren oder durch entmonetarisierte Versorgungspraktiken zu substituieren. Dabei stützt sie sich u.a. auf Konzepte wie Suffizienz, Subsistenz, Industrierückbau, De-Globalisierung von Lebensstilen und Herstellungsketten, Regionalökonomie und Produktionsmustern, die auf Bestandserhalt anstelle Neuherstellung basieren.
Ziele
Beschreibung von Zusammenhängen, die eine Wirtschaft ohne Wachstum (Postwachstumsökonomie) als Leitbild begründen; Generierung von Veränderungswissen und Handlungsoptionen, um eine Überwindung der Wachstumsorientierung praktisch umsetzen zu können.
Entwicklung bzw. Geschichte des Begriffes
Basierend auf Forschungsaktivitäten an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg wurden die Begriffe Postwachstumsökonomik (als analytischer Rahmen) und Postwachstumsökonomie (als konkreter Zukunftsentwurf) etwa 2006 in die wissenschaftliche Nachhaltigkeitsdiskussion eingebracht. Seither widmen sich etliche Publikationen, Veranstaltungen und Netzwerke (VÖÖ, Netzwerk Wachstumswende, Netzwerk Suffizienz, Transition-Town-Bewegung etc.) dieser Themenstellung, wenngleich mit unterschiedlichen Akzenten und Konkretisierungsgraden. Die Postwachstumsökonomik lässt sich in mancher Hinsicht als Weiterentwicklung einer ersten Welle wachstumskritischer Darlegungen verstehen. Dazu zählen u.a. Arbeiten von Kohr (1957), Mumford (1967), Geogescu-Roegen (1971), Meadows (1972), Schumacher (1973), Illich (1973), Daly (1977), Hueting (1980) und Gronemeyer (1988). Innerhalb einer zweiten Welle der Wachstumsdebatte lassen sich Beiträge verorten, die u.a. mit folgenden Begriffen assoziiert sind: „Ökosozialismus“ (Sakar 2001), „La decrescita felice“ (Pallante 2005), „Décroissance“ (Latouche 2006), „Degrowth“ (Martinez-Alliez 2009), „Postwachstumsökonomie“ (Paech 2008, 2012), „Managing without Growth“ (Victor 2008), „Prosperity without Growth“ (Jackson 2009), „Vorwärts zur Mäßigung“ (Binswanger 2009), „Exit“ (Miegel 2010), „Plenitude“ (Schor 2010) oder „Postwachstumsgesellschaft“ (Seidl/Zahrnt 2010).
Darstellung des zugrunde liegenden Modells
Wachstumskritik
(a) Das ungelöste Entkopplungsproblem
Steigerungen des BIP setzen zusätzliche Produktion voraus, die als zusätzliche geldwerte Leistung von mindestens einem Anbieter und zu einem Empfänger übertragen werden muss. Der Wertschöpfungszuwachs hat somit eine materielle Entstehungsseite und eine finanzielle Verwendungsseite des zusätzlichen Einkommens. Selbst wenn sich die Entstehung einer geldwerten und damit BIP-relevanten zusätzlichen Leistungsübertragung technisch entmaterialisieren ließe, bliebe das Entkopplungsproblem solange ungelöst, wie sich mit dem zusätzlichen Einkommen beliebige Güter finanzieren lassen, die nicht vollständig entmaterialisiert sind.
Bis heute existieren keine Güter, die einerseits als Output arbeitsteiliger Produktion in das BIP einfließen können, deren Transfer, Herstellung, Nutzung und Entsorgung andererseits jeglicher Flächen-, Materie- und Energieverbräuche enthoben ist. Der naheliegende Versuch, bisherige Outputströme durch wenigstens relativ umweltfreundlichere Güter zu ersetzen, stößt auf diverse Dilemmata. Die ohnehin nur graduelle Entmaterialisierung von Stromgrößen würde mit einer Zunahme materieller Bestandsgrößen erkauft, weil neue Produktionsstätten nötig sind. Dies wäre nur zu verhindern, wenn die alten Produktionskapazitäten zurückgebaut werden, aber die Materie ganzer Industrien lässt sich nicht ökologisch neutral beseitigen.
Selbst wenn dies jemals gelänge, ließe sich nicht systematisch Wirtschaftswachstum erzielen, wenn jedem „grünen“ Wertschöpfungszuwachs ein BIP-Verlust infolge des Rückbaus alter Strukturen entgegenstünde. Wenn hingegen über den Ersatz stillzulegender Produktionssysteme hinaus fortlaufend neue „grüne(re)“ Kapazitäten geschaffen würden, um beständiges Wachstum zu sichern, wäre zusätzliche Schäden nur eine Frage der Zeit. So müsste ein unbegrenzter Ausbau regenerativer Energien eingedenk der hierzu notwendigen materiellen Bestandsgrößen nicht nur absehbar auf räumliche Wachstumsgrenzen stoßen, sondern den Rest an Landschaft zerstören. Charakteristisch für „grüne“ Technologien und Produkte ist, dass sie ökologische Schäden in eine andere physische, räumliche, zeitliche oder systemische Dimension transformieren. Empirisch dargelegte Entkopplungserfolge sind deshalb aussagelos, solange nicht alle räumlichen und sonstigen Verlagerungseffekte berücksichtigt werden. Potenzielle CO2-Einsparungen lassen sich gegen grassierende Flächenvereinnahmungen ebenso wenig saldieren, wie ein „blauer Himmel über der Ruhr“ gegen den dramatischen Umweltzustand an den ausgelagerten Produktionsstandorten in Asien oder Lateinamerika.
Neben derartigen materiellen sind finanzielle Rebound-Effekte auf der Verwendungsseite grüner BIP-Zuwächse zu berücksichtigen. Wenn Investitionen in nachhaltige Produktionsanlagen Wachstum stimulieren, schaffen sie zusätzliches Einkommen. Dessen Beziehern kann nicht verwehrt werden, Güter nachzufragen, in deren globalisierte Produktion fossile Energie und andere Rohstoffe einfließen. Ein zweiter finanzieller Rebound-Effekt droht, wenn grüne Investitionen den Gesamtoutput erhöhen, weil nicht rechtzeitig alte Produktionskapazitäten zurückgebaut werden. Dies senkt den Preis und erhöht folglich die Nachfrage. Schließlich kann ein dritter finanzieller Rebound-Effekt eintreten, wenn Effizienzerhöhungen die Betriebskosten bestimmter Objekte (Häuser, Autos, Beleuchtung etc.) reduzieren. Finanzielle Rebound-Effekte wären nur zu vermeiden, wenn alle Einkommenszuwächse abgeschöpft würden, was kurioserweise auf nicht Geringeres hinausliefe als das Wachstum im Moment seiner Entstehung zu vernichten. Die These, kraft Investitionen in grüne Technologien sei Wirtschaftswachstum vereinbar mit einer absoluten Senkung (oder auch nur Beibehaltung des bisherigen Niveaus) von Umweltbelastungen, erweist sich somit nicht nur als falsch. Das Gegenteil trifft sogar zu: Grüne Technologien könnten die Ökosphäre nur entlasten, wenn das BIP gerade nicht wächst.
(b) Ökonomische, psychologische und soziale Wachstumsgrenzen
Materieller Wohlstand in modernen Industriegesellschaften basiert auf einer kostengünstigen und unbeschränkten Verfügbarkeit fossiler Energieträger, Flächen und weiterer essentieller Rohstoffe. Inzwischen ist nicht nur das Fördermaximum des Rohöls (Peak Oil), sondern eine Verknappung weiterer Produktionsfaktoren absehbar. Vor diesem Hintergrund führt der Kaufkraftzuwachs neuer Mittelschichten in den Aufsteigernationen (China, Indien etc.) dazu, dass eine explodierende Nachfrage auf ein stagnierendes Ressourcenangebot trifft.
Wichtige Ergebnisse der Glücksforschung legen nahe, dass eine Steigerung des über Geld vermittelten materiellen Reichtums das subjektive Wohlbefinden ab einem bestimmten Niveau nicht erhöht. Konsumhandlungen stiften nur dann Nutzen, wenn ihnen ein Minimum an eigener Zeit gewidmet wird. Daraus resultiert eine psychische Überforderung: Das zunehmende Quantum an finanzierbaren, jedoch Zeit beanspruchenden Konsumoptionen trifft auf ein nicht vermehrbares individuelles Zeitbudget. Aus Selbstverwirklichung wird Reizüberflutung und schließlich Stress.
Die soziale Logik des Wirtschaftswachstums beruht darauf, Armut und Ungleichheit über Zuwächse der Verteilungsmasse zu mindern. Für Entwicklungsländer setzt dies voraus, durch industrielle Spezialisierung die Vorteile der internationalen Arbeitsteilung zu nutzen. Allerdings schließt einer der wichtigsten Befunde der realen Außenwirtschaftstheorie, wonach Freihandel der Autarkielösung überlegen sei, gemäß des Stolper/Samuelson-Theorems (1941) explizit ein, dass der hierzu erforderliche Strukturwandel Verluste für bestimmte Branchen impliziert. Solange diese durch Zuwächse der prosperierenden Branchen übertroffen werden, steigt das BIP. Folglich könnten die Gewinner die Verlierer kompensieren und dennoch einen Einkommenszuwachs erzielen. Solange dieser Transfer ausbleibt, dienen die Handelsgewinne allein der Besserstellung einer Elite, womit sich die Situation der einkommensschwächsten Bevölkerungsteile im Vergleich zur Autarkielösung sogar verschlechtert.
Wachstumstreiber
(a) Angebotsseitige Wachstumszwänge entstehen, weil Spezialisierungsvorteile durch Massenfertigung voraussetzen, dass die hierzu benötigten Inputfaktoren vorfinanziert werden müsen. Das für diese Investitionen benötigte Fremdkapital kostet Zinsen; Eigenkapital verlangt nach einer hinreichenden Rendite. Folglich müssen entsprechende Überschüsse erwirtschaftet werden. Außerdem nimmt mit der räumlichen Entgrenzung von Produktionsketten der Bedarf an physischen Infrastrukturen und Anlagen zu, die permanentem Verschleiß unterworfen sind. Die zur Reproduktion der materiellen Anlagegüter erforderliche Wertschöpfung muss ebenfalls als Zuwachs erwirtschaftet werden, weil andernfalls die Substanz des Realkapitals allmählich verschwände. Das zur Stabilisierung des Gesamtprozesses erforderliche Wachstum steigt also mit zunehmender Spezialisierung, also der Anzahl eigenständiger Fertigungsstätten, die insgesamt den Kapitalbedarf der Produktion steigern. Dieser Modernisierungsprozess erhöht zugleich die Arbeitsproduktivität, weil anstelle arbeitsintensiver Verrichtungen vermehrt Energie und physisches Kapital zum Einsatz kommen. Je weniger Arbeit notwendig ist, um eine bestimmte Produktionsmenge zu erzeugen, umso höher muss der Output sein, damit alle bisherigen Arbeitnehmer im selben Umfang benötigt werden.
(b) Nachfrageseitige Wachstumsimperative ergeben sich daraus, dass die meisten Konsumaktivitäten symbolischer Art sind. Sie zielen auf Prestige oder die Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe. Innovationen schaffen neue Angebote der materiellen Selbstinszenierung, die von Pionieren aufgegriffen werden und im weiteren Verlauf ihrer Verbreitung zu einem neuen Standard reifen. Wer diesen nicht erfüllt, verliert den sozialen Anschluss. Folglich ist ein immer höherer Konsumaufwand nötig, um die bisherige gesellschaftliche Position zu verteidigen. Die resultierende soziale Dynamik hat zur Konsequenz, dass keine Obergrenze für die Materialisierung individueller Freiheiten existiert.
Postwachstumsökonomie
Die Alternative zu einer auf Wachstum basierenden Versorgungsform entspräche dem sozialverträglichen Rück- und Umbau des Industriesystems. Angebots- und nachfrageseitige Wachstumstreiber wären durch Versorgungsstrukturen zu überwinden, die erstens weniger kapitalintensiv, spezialisiert und räumlich entgrenzt (vermehrte Subsistenz) sowie zweitens genügsamer (vermehrte Suffizienz) sind. Daraus lassen sich fünf Transformationsschritte ableiten.
(a) Suffizienz: Aus Sicht von Individuen, die durch Optionenvielfalt überfordert werden, bedeuten Reduktionsleistungen keinen Verzicht, sondern Befreiung von Zeit beanspruchendem Überfluss. Suffizienz besteht in der Identifikation und Entledigung jenes Ballastes, der Zeit, Geld, Raum und ökologische Ressourcen verbraucht, aber nur minimalen Nutzen stiftet. Suffizienz entspricht zeitökonomischer Optimierung. Zugleich resultiert daraus mehr Unabhängigkeit vom volatilen Marktgeschehen, also ökonomische Resilienz.
(b) Subsistenz: Eine Neujustierung des Verhältnisses zwischen Selbst- und Fremdversorgung würde bezwecken, die Letztere graduell und punktuell aufzuheben. Zwischen reiner Subsistenz und dem Konsum von Industriegütern existiert ein reichhaltiges Kontinuum unterschiedlicher Fremdversorgungsgrade. Eine durchschnittliche Wochenarbeitszeit von 20 Stunden würde Zeitressourcen freisetzen, die marktfreien Aktivitäten gewidmet werden könnten, z.B. einem Handwerk, der Kindererziehung, der Nachbarschaftshilfe, der Mitwirkung in Gemeinschaftsgärten, der Pflege und Reparatur von Konsumgütern sowie der gemeinsamen Produktnutzung. An die Stelle materieller Ressourcen für die Neuproduktion träten drei dekommodifizierte Ressourcen: (i) Handwerkliche Fähigkeiten zur Eigenproduktion und Nutzungsdauerverlängerung, (ii) eigene Zeit, die dazu nötig ist und (iii) soziale Beziehungen zwecks Gemeinschaftsnutzung und Leistungsaustausch. Mittels dieser Inputs generiert urbane Subsistenz drei Outputkategorien, bestehend aus eigener Produktion, selbsttätiger Nutzungsdauerverlängerung und Nutzungsintensivierung, die den Bedarf an industrieller Produktion und folglich den Kapitalbedarf reduzieren. Der damit korrespondierende Industrierückbau wäre so zu gestalten, dass sich aus der freigestellten Zeit gerade jene Subsistenzleistungen speisen können, die den Produktionsrückgang auffangen.
(c) Regionalwirtschaft: Zwischen den Extremen der lokalen Subsistenz und globalen Arbeitsteilung lassen sich Regionalökonomien als ergänzendes Versorgungssystem entwickeln. Deren Stabilisierung mittels komplementärer Regionalwährungen würde Kaufkraft an die Region binden. So würden unternehmerische Spezialisierungsvorteile genutzt, jedoch „de-globalisiert“ und auf arbeitsintensiveren Technologien basierend.
(d) Stoffliche Nullsummenspiele als Produktionsmodus: Nach einem Rückbau der geldbasierten und arbeitsteiligen Industrie wären die verbleibenden Produktionssysteme so umzugestalten, dass die Neuherstellung von Gütern nur noch dem Ersatz nicht mehr verwertbarer Artefakte dient. Im Vordergrund stünde der Erhalt, die Aufwertung vorhandener Güterbestände und Infrastrukturen durch Renovation, Konversion, Optimierung, Nutzungsdauerverlängerung oder Nutzungsintensivierung. Durch Reparaturdienstleistungen würden defekte Güter seltener ausrangiert; durch Renovationsstrategien des Typs „Umbau statt Neubau“ würde aus vorhandenen Gütern weiterer Nutzen extrahiert, indem diese funktional und ästhetisch an gegenwärtige Bedürfnisse angepasst würden, somit möglichst lange im Kreislauf einer sinnvollen Verwendung verblieben. Märkte für gebrauchte, aufgearbeitete und überholte Güter würden ebenfalls zur Reduktion der Neuproduktion beitragen. Wenn es gelänge, die durchschnittliche Nutzungsdauer und/oder Nutzungsintensität mancher Konsumgüter durch eine Kombination aus langlebigem Design, urbaner Subsistenz und ergänzenden Unternehmensdienstleistungen zu verdoppeln, könnte der Output halbiert werden, ohne die Verfügbarkeit der Konsumfunktionen zu schmälern.
(e) Institutionelle Innovationen: U.a. Boden-, Geld- und Finanzmarktreformen könnten systemimmanente Wachstumszwänge mildern. Regionalwährungen könnten mit einer das Zinsniveau gegen Null senkenden Geldumlaufsicherung versehen werden. Veränderte Unternehmensformen könnten die Gewinndynamik dämpfen. Der Subventionsdschungel könnte durchforstet werden, um gleichermaßen ökologische Schäden und die öffentliche Verschuldung zu reduzieren. Ein Bodenversiegelungsmoratorium und Rückbauprogramme für Infrastrukturen wären sinnvoll. Insbesondere Industrieparkanlagen, Autobahnen, Parkplätze und Flughäfen wären zu entsiegeln und zu renaturieren. Andernfalls können dort Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energien installiert werden, um die Flächen- und Landschaftsverbräuche dieser Technologie zu reduzieren. Nachhaltige Entwicklung wäre an individuellen Öko- oder CO2-Bilanzen zu orientieren. Jede Person hätte das Anrecht auf ein übertragbares jährliches Emissionskontingent (ca. 2,7 Tonnen). Unternehmen hätten alle Produkte mit dem CO2-Rucksack entlang des gesamten Lebenszyklus zu kennzeichnen. Nötig wären auch Vorkehrungen gegen (geplante) Obsoleszenz und ein Bildungssystem, das zur urbanen Subsistenz befähigt.
Ausblick
Die enorme Verwundbarkeit eines zu komplex gewordenen geld- und wachstumsabhängigen, obendrein politisch nicht mehr steuerbaren Wohlstandsmodells erhöht zugleich die Wahrscheinlichkeit seiner bevorstehenden Überwindung. Spätestens im Zuge der nicht mehr abwendbaren Ressourcen-, Finanz-, und Umweltkrisen sowie psychologischer Überforderungssyndrome werden sich zwangsläufig Reaktionsmuster herausbilden, die mit einer Postwachstumsökonomie vereinbar sein könnten. Eine weitere Triebkraft bilden soziale Prozesse, die Plattformen für das Erproben resilienter Lebensstile schaffen: So entstehen Lebensstilschablonen, an denen sich andere Gesellschaftsmitglieder im Bedarfsfall orientieren können.
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