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Sprachbarrieren

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Das Original: Gabler Wirtschaftslexikon

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    Ausführliche Definition im Online-Lexikon

    Inhaltsverzeichnis

    1. Der Einfluss internationaler Standards
    2. Linguistische Wurzeln
    3. Der psychologische Hintergrund
    4. Globalisierung und Nivellierung

    Der Einfluss internationaler Standards

    Je stärker inländische Facharbeit von internationalen Standards geprägt wird, desto häufiger sieht sich der dt. Leser vor eine Barriere gestellt. Sie kommt zustande, wenn eine dt. Übersetzung aufgrund der Unkenntnis linguistischer Wurzeln ganz offensichtlich fehlerhaft ist und man sich der Mühe unterziehen muss, durch Rückgriff auf das Original (z.B. auf eine angelsächsische Fassung) den Gehalt des Textes wirklich zu verstehen. Ein Beispiel aus einem Prüfungsstandard: „Der Abschlussprüfer wird sich im Regelfall auf Prüfungsnachweise verlassen müssen, selbst wenn diese eher überzeugend als zwingend sind.“

    Diese Formulierung ist ungenau, weil sie das eigentliche Problem nicht trifft. Im Original heißt es:“Ordinarily, the auditor finds it necessary to rely on audit evidence that is persuasive rather than conclusive and often will seek audit evidence from different sources or of a different nature to support the same assertion.” Die richtige Übersetzung müsste lauten: Im Normalfall wird der Abschlussprüfer auf einen Prüfungsnachweis „angewiesen“ sein, der mehr „überredend“ als „schlüssig“ ist, und wird (aus diesem Bewusstsein heraus) nach Prüfungsnachweisen aus anderen Quellen oder von anderer Art suchen, die die gleiche Aussage stützen. Der eine Prüfungsnachweis bedarf also der Ergänzung durch einen anderen. Erst in diesem Zusammenspiel werden beide „zwingend“.

    Linguistische Wurzeln

    Das Adjektiv „persuasive“ bedeutet u.a. „beredsam“ (z.B. bei einem Verkäufer!). Der Satz: „He said persuasively“ will zum Ausdruck bringen: „Seine Überredungskunst einsetzend, sagte er“. Der Begriff hat nämlich seine Wurzeln im lateinischen Verbum „persuadere“, das im Kern „überreden“ bedeutet. Und es ist logisch, dass das Substantiv zu „persuadere“, das Wort „persuasio“ im Langenscheidts Taschenwörterbuch neben Überredung und Überzeugung auch mit „Glaube, Meinung, Vorurteil“ übersetzt wird.

    Der psychologische Hintergrund

    Wir bilden uns nur ein, überzeugt zu sein, weil wir etwas als plausibel empfinden, und merken nicht, dass wir im Grunde nur „überredet“ wurden, uns eine bestimmte Meinung zu eigen zu machen. „Plausibel“ beruht auf dem lateinischen Begriff „plausus“ (Beifallklatschen) und bedeutet so viel wie „beifallswert“. Damit wird also treffend eine Reaktion geschildert, die aus dem Augenblick heraus geboren wurde und die Gefahr mit sich bringt, dass man – von einer Stimmung abhängig – gar nicht merkt, dass ein Prüfungsnachweis nicht die letzte Beweiskraft besitzt. „Rely“ charakterisiert eine Situation, die eine gewisse Abhängigkeit und Verlegenheit des Abschlussprüfers zum Ausdruck bringt und aus der er sich im Bewusstsein seiner Eigenverantwortlichkeit und Gewissenhaftigkeit befreien muss.

    Globalisierung und Nivellierung

    Mit der Globalisierung ist lediglich eine Verbreitung des „Common English“ verbunden. Wer sich dieser Sprache bedient, ist im Regelfall mit ihren Geheimnissen nicht vertraut und wird daher nicht in der Lage sein, ihre Bestandteile bis zu ihren Wurzeln zurückzuverfolgen. Darauf hat Hans-Joachim Meyer in treffender Weise hingewiesen: "Von „großer Bedeutung ist ... eine weitverbreitete, zuverlässige Kompetenz im Lesen und verstehenden Hören anspruchsvoller Texte in anderen Sprachen, was nicht gelingen kann, ohne dass man deren geistige Hintergründe und Voraussetzungen versteht.“

     

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