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Geschlechtergerechte Sprache

Definition: Was ist "Geschlechtergerechte Sprache"?

Geschlechtergerechte Sprache, angestrebt etwa in Unternehmen, an Hochschulen, von Verlagen oder in den Medien, verfolgt die Idee, im Schreiben und Sprechen mehrere Geschlechter bzw. Identitäten sichtbar zu machen oder Geschlechtsneutralität umzusetzen und dadurch mit Blick auf männliche, weibliche und nichtbinäre Personen gerecht zu sein. Man spricht zudem von inklusiver oder, unter Betonung der letztgenannten Gruppe, von gendergerechter Sprache.

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    Ausführliche Definition im Online-Lexikon

    Inhaltsverzeichnis

    1. Allgemein
    2. Hintergrund und Entwicklung
    3. Kritik und Ausblick

    Allgemein

    Geschlechtergerechte Sprache, angestrebt etwa in Unternehmen, an Hochschulen, von Verlagen oder in den Medien, verfolgt die Idee, im Schreiben und Sprechen mehrere Geschlechter bzw. Identitäten sichtbar zu machen oder Geschlechtsneutralität umzusetzen und dadurch mit Blick auf männliche, weibliche und nichtbinäre Personen gerecht zu sein. Man spricht zudem von inklusiver oder, unter Betonung der letztgenannten Gruppe, von gendergerechter Sprache. Generische Bezeichnungen wie "der Mensch" oder "die Person" sind geschlechtsneutral. Auch das generische Maskulinum bzw. dessen Prototyp (die "Nutzer" in "Es gibt weltweit vier Milliarden Internetnutzer." oder der "Bäcker" in "Ich gehe zum Bäcker.") verweist nicht auf ein bestimmtes Geschlecht. Missverständnisse und Verwechslungen entstehen dadurch, dass es äußerlich identisch mit der männlichen Form ist. Wendungen wie "Studenten, Studentinnen und studierende Transmenschen" beziehen mehrere Geschlechter und Identitäten ein, ebenso zu Substantiven konvertierte Partizipien wie "Studierende" (die semantische Verschiebungen mit sich bringen). Jenseits des amtlichen Regelwerks des Rechtschreibrats sollen Schreibweisen wie "die Student*innen" die gleiche Funktion erfüllen, wobei das Gendersternchen (oder Doppelpunkt bzw. Unterstrich), das auch nichtbinäre Personen bezeichnen soll, ein Zeichen ohne sprachliche Bedeutung ist, wie etwa der Linguist Peter Eisenberg betont, und in diesem Beispiel die männliche Form im Plural verschwindet.

    Hintergrund und Entwicklung

    Die Linguistin Luise Pusch postulierte in den 1980er-Jahren, das Deutsche sei eine Männersprache. Sie und andere Feministinnen kritisierten das generische Maskulinum und initiierten damit eine zunehmende Distanzierung akademischer und aktivistischer Kreise von dieser geschlechtsneutralen Form. Es wurde gesagt, dass damit Frauen nur mitgemeint seien, und einige Betroffene fühlten sich tatsächlich nur noch mitgemeint, womit das nicht mehr galt, was gemeint war, sondern das, was gefühlt wurde, wie etwa die Philosophin Svenja Flaßpöhler beanstandete. Man bemühte psychologische und psycholinguistische Studien, die zu belegen versuchten, dass man beim generischen Maskulinum an männliche Personen denkt, wobei manche von ihnen Beispiele verwendeten, die dem allgemeinen Sprachgebrauch fremd sind. Die Behauptung, das generische Maskulinum meine keine Frauen oder meine sie bloß mit, verfestigte sich durch permanentes Insistieren in manchen Köpfen der Sprachgemeinschaft zur Gewissheit. Unternehmen, Hochschulen, Verlage und Medien forcierten die Entwicklung durch Leitfäden für angeblich geschlechtergerechte und inklusive Sprache. Organisationen und Aktivisten setzten Gendersternchen etc. in der beschriebenen Weise ein, wodurch eine Frauen- und Transmenschensprache an die Stelle der vermeintlichen Männersprache rückte, was wiederum nicht im Sinne klassischer Feministinnen wie Luise Pusch war.

    Kritik und Ausblick

    Die Idee einer geschlechtergerechten Sprache kann kaum verwirklicht werden. Ein Problem ist, dass das neu konstruierte System in der Praxis – wie oben angedeutet – häufig gar nicht geschlechtergerecht ist. Im Beispiel "die Student*innen" verschwinden die Männer, die im Plural die "Studenten" wären. Noch augenfälliger wird dies bei Konstruktionen wie "die Ärzt*innen" (oder, im Singular, "der*die Kund*in"). Es besteht die Möglichkeit, "Studenten*innen" etc. zu schreiben, was geschlechtergerechter, aber noch schwerfälliger ist. Scheinbar glücken Experimente wie "die Bauarbeiter*innen" (die freilich als weibliche, mit einem Asterisk angereicherte Form gedeutet werden können). Bei der Deklination ergeben sich allerdings grammatikalische Fehler bzw. verschwinden endgültig die Männer, wie bei "den Bauarbeiter*innen" deutlich wird. Ein weiteres Problem ist, dass das über Jahrhunderte natürlich gewachsene und schließlich erfolgreich festgeschriebene System des Deutschen nicht einfach folgenlos umgebaut werden kann. Durch die gravierenden Änderungen in Rechtschreibung und Grammatik – eben Satz- und Sonderzeichen inmitten von Wörtern, fehlerhafte Deklinationen oder substantivierte Partizipien – gerät es regelrecht aus den Fugen. Ein Grundproblem dürfte sein, dass zwei Systeme vermischt werden, die zwar viele Zusammenhänge, jedoch unterschiedliche Zwecke haben, nämlich Sprache und Moral. In starker Verkürzung kann man sagen, dass Sprache als Symbolsystem der Verständigung dient, Moral als Normen- und Wertesystem der Begrenzung und Bestärkung. Eine zu starkes Betonen und Eindringen der Moral schadet der Sprache. Die Ethik reflektiert die (Vorstellung von) Gerechtigkeit im Schreiben und Sprechen sowie im Handeln und kritisiert ein sich in unterschiedlichen Bereichen ausbreitendes Moralisieren, das die jeweilige Zielsetzung und letztlich auch die Moral untergräbt.

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