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Betriebswirtschaftslehre (BWL)
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Inhaltsverzeichnis
- Geschichte der Betriebswirtschaftslehre
- Betriebswirtschaftslehre als Wissenschaft
- Betriebswirtschaftslehre: Angewandte oder theoretische Wissenschaft?
- Einteilung der Betriebswirtschaftslehre
Geschichte der Betriebswirtschaftslehre
Erste Buchhaltungsbelege zum kaufmännischen Rechnen in Form von Tontafeln können bereits den Hochkulturen des alten Orients rund 3.000 v.Chr. zugeordnet werden. Seit dieser Zeit sind immer wieder unsystematisch aufgearbeitete kaufmännische Informationen und Kennzahlen zu technischen und wirtschaftlichen Projekten aufgetaucht. Auch Schriften zu einer Wirtschaftslehre, die einzelne betriebswirtschaftliche Aspekte behandeln, können - z.B. bei den alten Griechen im 5. und 4. Jahrhundert v.Chr. (Aristoteles) - ausgemacht werden. Einen Meilenstein stellte das Werk von Pacioli (1445–1514) dar, das die älteste und systematischste Darstellung der doppelten Buchführung enthält. In den nachfolgenden Jahrhunderten erschienen v.a. einige beachtenswerte Schriften zum Handel bzw. für den Kaufmann, der dieses Geschäft pflegte. Im Zuge der industriellen Revolution wurden häufiger Industrieunternehmen betrachtet, während mit dem Wandel zur Dienstleistungsgesellschaft sich der Fokus in diese Richtung erweiterte. Damit stellt sich die Frage, wann die Betriebswirtschaftslehre als wissenschaftliches Lehr- und Forschungsgebiet entstanden ist und man von eigenständigen Ansätzen oder Theorien sprechen kann. Je nach Kriterium, das der Betrachtung zugrunde liegt, wird man zu ganz unterschiedlichen Resultaten kommen:
Theorie: Liegt ein eigenständiges Paradigma (Ansatz) im Sinn Kuhns (1978) vor, mit dessen Hilfe die wesentlichen Probleme eines Fachgebiets modell- und beispielhaft gelöst werden können? Diese Bedingung erfüllt erst der faktortheoretische Ansatz von Gutenberg (1897–1984).
Institutionelle Verankerung: Wann sind an Hochschulen und Universitäten Lehrstühle errichtet oder gar Fakultäten gegründet worden, die dieses Fachgebiet unterrichten? 1898 wurden im deutschsprachigen Raum die ersten Handelshochschulen in Aachen, Leipzig, St. Gallen und Wien gegründet. Es folgten im Jahr 1901 Frankfurt a.M. und Köln, 1906 Berlin, 1908 Mannheim, 1910 München, 1915 Königsberg und 1919 Nürnberg. In Zürich wurde im Jahr 1903 an der Universität der erste Lehrstuhl für Handelswissenschaften errichtet, der von Schär besetzt worden ist. Im englischsprachigen Raum wurden zur selben Zeit ebenfalls Handelshochschulen und vergleichbare Institutionen eingeführt. So entstand schon im Jahre 1881 die Wharton School of Commerce and Finance, 1908 die Harvard Business School, bevor ab 1918 eine eigentliche Gründungswelle von Business Schools einsetzte.
Inhalt: Die Bezeichnung Handels-Hochschule macht deutlich, dass zu jener Zeit die Handelsbetriebe bzw. die Handelswissenschaften im Vordergrund standen. Die Probleme der industriellen Produktion heute neben den Dienstleistungsunternehmen ein Kerngebiet - fanden keinen Eingang in das Fach und wurden den Ingenieurwissenschaften zugewiesen. Eine Berücksichtigung dieser Probleme erfolgte erst mit Schmalenbach (1873–1955) zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
Fachbezeichnung: Schmalenbach war es denn auch, der dem Fach Betriebswirtschaftslehre den Namen gegeben hat. Er war der erste, der sich als Professor der Betriebswirtschaftslehre statt der Handelstechnik bezeichnete, wie es sonst üblich war. Dem war ein großer Streit zwischen den beiden bedeutendsten Vertretern des Fachgebiets vorausgegangen. Während Schmalenbach für den Begriff Betriebswirtschaftslehre eintrat, in der er eine praxisorientierte Kunstlehre sah, plädierte Rieger (1878–1971) für den Begriff der Privatwirtschaftslehre und eine theoretische Wissenschaft.
Damit kann die Entstehung der Betriebswirtschaftslehre als Lehr- und Forschungsdisziplin in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts angesiedelt werden. Die Entwicklung ist eingebettet in die Entstehung und den Erkenntnisfortschritt anderer Sozialwissenschaften seit der Mitte des 19. Jahrhunderts, v.a. der Volkswirtschaftslehre, der Soziologie und der Psychologie. Wie auch in den anderen Sozialwissenschaften existieren verschiedene Ansätze oder Paradigmen gleichzeitig, die sich zum Teil ergänzen, zum Teil aber auch widersprechen. Dabei können zwei Grundausrichtungen unterschieden werden, denen völlig verschiedene Perspektiven in Bezug auf das Erfahrungsobjekt Unternehmen zugrunde liegen.
Die klassische ökonomisch-rationale Perspektive knüpft am Vorbild der klassischen Naturwissenschaften an. Das Unternehmen ist ein Homo oeconomicus, der nur die Gewinnmaximierung als Ziel hat, der vollkommene Informationen besitzt und unendlich schnell reagieren kann. Das Unternehmen wird analog zur Maschine als eine Einheit gesehen, die es zu steuern gilt, indem man an den relevanten Stellschrauben dreht. Ausgehend von einem Zielsystem sind die entsprechenden Strategien zu formulieren und die dazu notwendigen Ressourcen bereitzustellen und einzusetzen. Im Prinzip wird von einem linearen Denken ausgegangen, d.h. eindeutigen Ursache-Wirkungsketten.
Die systemisch-evolutorische Perspektive geht demgegenüber davon aus, dass jeder Prozess eine Eigendynamik hat, die nicht voraussehbar ist. Damit wird die Annahme der Linearität bzw. der klaren Ursache-Wirkungsbeziehungen aufgegeben. Dies hat zur Folge, dass die Steuerbarkeit von Systemen nur noch beschränkt gegeben ist.
Im Einzelnen können heute folgende wichtige Ansätze unterschieden werden: Im entscheidungsorientierten Ansatz stehen die betriebswirtschaftlichen Entscheidungen im Mittelpunkt des Interesses. Da die Ziel- und Mittelentscheidungen von besonderer Bedeutung für Unternehmen sind, beschäftigt sich dieser Ansatz v.a. mit Zielsetzungs- und Zielerreichungsprozessen.
Der systemorientierte Ansatz betrachtet das Unternehmen als ein System, das sich aus verschiedenen Subsystemen zusammensetzt, die miteinander durch vielfältige Beziehungen verknüpft sind. Der Ansatz beschäftigt sich deshalb eingehend mit dem Verhalten von Systemen auf der Grundlage der formalen Erkenntnisse der Kybernetik sowie der allgemeinen Systemtheorie.
Der situative Ansatz (Contingency Approach) geht davon aus, dass die jeweiligen Gegebenheiten (z.B. Umweltdynamik, Technologie, Ressourcenknappheit) einen entscheidenden Einfluss auf das Unternehmen, v.a. die Organisation, haben. Deshalb kommt den Umwelteinflüssen eine besondere Bedeutung zu.
Der verhaltensorientierte Ansatz (Behavioral Approach) versucht, mithilfe von allgemeinen Theorien über menschliches Verhalten soziale und soziotechnische Beziehungen auf Märkten und in Organisationen zu erklären und die wirtschaftlichen Konsequenzen aufzuzeigen.
Gemäß institutionenökonomischen Ansätzen lassen sich Bedingungen identifizieren, unter denen die Integration ökonomischer Aktivitäten in das Unternehmen (oder eine andere Organisationsform) der Koordination dieser Aktivitäten durch den Markt überlegen ist. Auf dieser Grundlage haben sich - je nach Perspektive - verschiedene Ansätze entwickelt (Property-Rights-Theorie, Transaktionskosten-Theorie, Prinzipal-Agent-Theorie).
Der systemisch-konstruktivistische Ansatz verbindet die allgemeinen Erkenntnisse der Systemtheorie sowie des Konstruktivismus und überträgt sie auf das Verhalten von Individuen, Gruppen und Organisationen. Die Organisation mit ihren Mitgliedern wird als komplexes System mit den entsprechenden Eigenschaften gesehen. Wirklichkeit ist daher nicht etwas objektives, sondern wird immer wieder von neuem konstruiert bzw. erfunden.
Aufgrund der zunehmenden Kritik am Homo oeconomicus bzw. dem rationalen Entscheidungsverhalten haben sich in den letzten Jahren unter dem Begriff Verhaltensökonomie verschiedene neue Ansätze entwickelt (z.B. Behavioral Economics, Behavioral Finance). Diese geben die Annahme eines rationalen Verhaltens auf und versuchen stattdessen, das tatsächliche Verhalten von Akteuren (z.B. Konsumenten, Investoren) empirisch zu erfassen und zu analysieren. Diese Ansätze zeichnen sich durch eine hohe interdisziplinäre Orientierung aus, wobei insbesondere die Psychologie und die Neurowissenschaften eine bedeutende Rolle spielen. Auf diesem Hintergrund hat sich das Gebiet der Neuroökonomie entwickelt, welches mithilfe der Hirnforschung ökonomisches Verhalten zu erklären versucht.
Betriebswirtschaftslehre als Wissenschaft
Im Verlauf der Zeit stellte man sich immer wieder die Frage, wie die Betriebswirtschaftslehre als Wissenschaft charakterisiert werden kann. Dabei hat sich gezeigt, dass sich diese Frage nur anhand mehrerer Kriterien beantworten lässt. Die wichtigsten sind:
Forschungsobjekt
Das Forschungsobjekt kann gedanklich in das Erfahrungsobjekt und das Erkenntnisobjekt unterteilt werden. Das Erfahrungsobjekt umschreibt den Bereich der Wirklichkeit, der in der wissenschaftlichen Arbeit betrachtet werden soll. Bei der klassischen Betrachtung geht es dabei um die Institutionen (Organisationen), welche untersucht werden sollen. In diesem Sinn hat das Erfahrungsobjekt der Betriebswirtschaftslehre bis heute eine ständige Ausweitung erfahren. War ursprünglich der Fokus auf Handelsunternehmen, kamen mit der Zeit Industrie- und jegliche Art von Dienstleistungsunternehmen hinzu. In neuerer Zeit sind v.a. auch Non-Profit-Organisationen und die öffentliche Verwaltung von großem Interesse. In der gegenwärtigen Interpretation -v.a. im Sinn einer angewandten Betriebswirtschaftslehre - versteht man unter dem Erfahrungsobjekt die Art der Probleme, die zum Gegenstand der Untersuchung gemacht werden.
Demgegenüber versteht man unter dem Erkenntnisobjekt denjenigen Teil des Erfahrungsobjekts, welcher mithilfe eines Auswahl- oder Abgrenzungskriteriums abgespalten und isoliert betrachtet wird. Dieses Kriterium wird auch als Identitätsprinzip bezeichnet, weil es der Wissenschaft eine eigene Identität gibt. Ein solches Prinzip ist in der traditionellen Interpretation das Gewinnprinzip bzw. das Shareholder-Prinzip, in einer neueren Interpretation die theoretische Perspektive, aus der das ausgewählte Problem betrachtet wird (z.B. institutionenökonomische oder systemisch-konstruktivistische Perspektive). Allerdings hat sich die Meinung durchgesetzt, dass bei einer realitätsnahen Bearbeitung von Problemen meist mehrere Gesichtspunkte berücksichtigt werden müssen und man deshalb auch von einer mehrdimensionalen Betriebswirtschaftslehre spricht.
Forschungsziel
Grundsätzlich kann das Ziel der Betriebswirtschaftslehre in ein theoretisches und praktisches unterteilt werden. Die Abbildung „Ziele der Betreibswitrtschaftslehre” zeigt die möglichen Ausrichtungen dieser beiden Zielsetzungen. Dabei sollten die beiden Ziele nicht gegeneinander ausgespielt werden, können doch Theorien die Grundlage für die Herleitung von Aussagen mit praktischer Zielsetzung sein.
Forschungsmethodik
Die Betriebswirtschaftslehre bedient sich der unterschiedlichsten Methoden, deren Wahl oft von der Zielsetzung abhängt. Bei einer eher theoretischen Ausrichtung steht das Testen von Hypothesen (Verifikation oder Falsifikation im Sinn von Popper) im Vordergrund, während bei einer praktischen Zielsetzung die Anwendung von Modellen auf konkrete Problemstellungen, das Ziehen von Analogien sowie die Entwicklung von Heuristiken im Vordergrund stehen.
Forschungsresultate
Entsprechend der gewählten Zielsetzung und der dazu passenden Methode sind die daraus resultierenden Aussagen sehr unterschiedlich. Sie reichen von rein deskriptiven, d.h. beschreibenden und systematisierenden, über explikative, d.h. erklärende und prognostische Aussagen, bis hin zu technologischen Aussagen, also solchen, mit denen die unternehmerische Wirklichkeit gestaltet werden kann. Eine spezielle Kategorie stellen die normativen Aussagen dar, die nicht in erster Linie auf objektiver, d.h. nachprüfbarer Erkenntnis, sondern auf subjektiven Annahmen und Wertungen beruhen. Allerdings sind die Grenzen zwischen nicht-normativen und normativen Aussagen fließend, v.a. dann, wenn von einem konstruktivistischen Weltbild (Konstruktivismus) ausgegangen wird, gemäß dessen Annahmen die Wirklichkeit nicht objektiv wahrgenommen werden kann und der Beobachter die Realität immer mitkonstruiert.
Die Ausgestaltung der einzelnen Kriterien hängt zum einen von den persönlichen Präferenzen und dem Forschungsansatz ab, dem sich der einzelne Forscher verpflichtet fühlt, zum anderen aber auch von der jeweiligen Forschungsphase, in der die Arbeit durchgeführt wird. Denn es ist leicht einzusehen, dass in den verschiedenen Forschungsphasen unterschiedliche Forschungsziele und -methoden ausgewählt werden können und auch müssen. Dies macht die folgende Gliederung des wissenschaftlichen Forschungsprozesses deutlich:
– Entdeckungszusammenhang: Hier stellt sich die Frage, wie der Forscher zu sinnvollen Problemstellungen oder Arbeitshypothesen kommt.
– Begründungszusammenhang: Wie können wissenschaftliche Aussagen begründet, überprüft oder verallgemeinert werden?
– Verwendungszusammenhang: Wie können wissenschaftliche Aussagen verwertet werden bzw. wie kommt man überhaupt zu Aussagen, die in der betrieblichen Praxis zu Problemlösungen beitragen?
Betriebswirtschaftslehre: Angewandte oder theoretische Wissenschaft?
Eine der wichtigsten Fragen, die sowohl in der Wissenschaft selbst als auch in der Praxis immer wieder gestellt worden ist und gestellt wird, ist die Frage nach der grundsätzlichen Ausrichtung. Die Beantwortung dieser Frage kann nicht objektiv erfolgen, sondern ist immer interessengeleitet. Deshalb kann es letztlich nur darum gehen eine Antwort darauf zu geben, welche Beziehungen zwischen theoretischer und angewandter Wissenschaft bestehen und v.a., welche Eigenschaften diese Beziehungen aufweisen. Auch wenn nämlich die theorieorientierte Forschung (Grundlagenforschung) und die praxisorientierte Forschung (angewandte Forschung) einander bedingen oder ergänzen, darf nicht übersehen werden, dass die beiden Forschungsarten strukturell sehr unterschiedlich sind. Wichtige Unterschiede zwischen theorie- und praxisorientierten Wissenschaften verdeutlicht die Abblidung „Merkmale theoretischer und angewandter Wissenschaften”.
Während das Resultat theoretischer Wissenschaft (v.a. explikative Aussagen) aufgrund der großen Tradition dieser Ausrichtung weitgehend unumstritten ist, gehen die Meinungen bei einer angewandten Betriebswirtschaftslehre - die auch als Managementlehre bezeichnet wird - auseinander. Bei einer differenzierten Betrachtung kann in Anlehnung an Ulrich das Resultat praxisorientierter Wissenschaft auf vier verschiedenen Problemlösungsebenen gesehen werden:
– Sie kann inhaltliche Lösungen für konkrete Probleme anbieten, die sie selbst erarbeitet hat (z.B. ein Gutachten für eine Unternehmensbewertung).
– Statt der Lösung selbst kann sie der Praxis Lösungsverfahren zur Verfügung stellen, die von den Unternehmen selbst angewendet werden (z.B. Bewertungsverfahren).
– Sie kann Modelle entwickeln, mit deren Hilfe die unternehmerische Realität gestaltet und gelenkt werden kann (z.B. St. Galler Management Modell, Balanced Scorecard).
–Schließlich bleibt die Möglichkeit, nicht selbst Gestaltungsmodelle zu entwickeln, sondern Regeln aufzustellen, mit denen Führungskräfte selbst in der Lage sind, eigene Modelle zu entwickeln und umzusetzen (z.B. Regeln zum Organisationalen Lernen oder die Open Space Technology).
Einteilung der Betriebswirtschaftslehre
Die Betriebswirtschaftslehre als Lehr- und Forschungsgebiet kann nach einem funktionalen, genetischen, institutionellen oder problemorientierten Aspekt gegliedert werden. Die funktionale Gliederung beruht auf der Einteilung betrieblicher Funktionen, wie sie sich aus dem Wertschöpfungsprozess ergeben. Dabei kann zwischen Kernfunktionen und Supportfunktionen unterschieden werden. Erstere erbringen einen direkten Kundennutzen, während letztere die Kernfunktionen unterstützen und nur indirekt zum Kundennutzen beitragen. Deshalb unterliegen Supportfunktionen auch häufig einem Outsourcing. Typische Kernfunktionen sind Marketing, Logistik, Produktion, Forschung und Entwicklung, typische Supportfunktionen dagegen Informatik, Facility Management, Rechtsberatung, Marktforschung. Die Gliederung nach Funktionen wird i.d.R. auch als allgemeine Betriebswirtschaftslehre bezeichnet.
Die genetische Gliederung geht vom Lebenslauf des Unternehmens aus. Dieser kann in die drei Phasen Gründung, Umsatz und Liquidation gegliedert werden.
– Die Gründungs- oder Errichtungsphase umfasst die konstitutiven Entscheidungen, die einen als langfristig gültig gedachten Rahmen für die nachfolgenden laufenden Entscheidungen zur Leistungserstellung (Produktion) und -verwertung (Marketing) abstecken. Im Vordergrund stehen die Entscheidungen über das Leistungsprogramm, das Zielsystem, die Strategie, die Rechtsform, die Finanzierung, die Organisation sowie den Standort.
– In der Umsatzphase stehen jene Entscheidungen im Mittelpunkt, die der Steuerung des güter- und finanzwirtschaftlichen Umsatzprozesses dienen. Es sind die Entscheidungen, die sich aus den laufenden Änderungen der Umwelt des Unternehmens, also den gesellschaftlichen, ökologischen, technologischen und ökonomischen Umweltbedingungen ergeben.
– In der Liquidations- oder Auflösungsphase findet die Veräußerung aller Vermögensteile eines Unternehmens statt. Ziel ist es, aus den erhaltenen flüssigen Mitteln alle Schulden zu tilgen und einen erzielten Überschuss an die Eigentümer des Unternehmens auszuzahlen.
Die institutionelle Gliederung der Betriebswirtschaftslehre hat die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Art von Organisation zum Abgrenzungskriterium. Untersucht werden jeweils die betriebswirtschaftlichen Probleme eines Unternehmensclusters. Das wichtigste Abgrenzungskriterium ist die Branche. Diese Gliederung wird i.d.R. als Spezielle Betriebswirtschaftslehre bezeichnet. In neuer Zeit hat aber auch die Abgrenzung von Profit- und Non-Profit-Organisationen sowie die Unterscheidung von Unternehmen in Wachstumsbranchen und Unternehmen in etablierten Branchen eine große Bedeutung erlangt.
Neben dieser klassischen Einteilung der Betriebswirtschaftslehre findet sich aber immer häufiger eine problemorientierte Betrachtung, die den Fokus auf größere, das Unternehmen stark verändernde Ereignisse legt. Zu erwähnen sind in diesem Zusammenhang z.B. Unternehmenszusammenschlüsse (Mergers & Acquisitions), grundlegende Neuausrichtungen von Unternehmen (Change Management), und die Bewältigung von unvorhergesehenen großen Krisen (Krisenmanagement).
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