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Geldpolitik
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Die Geldpolitik beinhaltet alle Maßnahmen, die aufgrund geldtheoretischer Erkenntnisse zur Regelung der Geldversorgung und des Kreditangebots der Banken unter Beachtung der gesamtwirtschaftlichen Ziele ergriffen werden. Häufig findet sich auch die Bezeichnung „Geld- und Kreditpolitik“ mit der gleichen begrifflichen Bedeutung. Das Ziel der Preisniveaustabilität steht dabei im Vordergrund.
Nach Kriegsende fungierte in Westdeutschland als Spitzen- und Refinanzierungsinstitut die Bank deutscher Länder. Ihr nachgeordnet waren die rechtlich selbstständigen Länderzentralbanken. Mit dem Gesetz über die Deutsche Bundesbank (BbankG) vom 26.5.1957 trat die Deutsche Bundesbank deren Nachfolge an. Die Länderzentralbanken wurden rechtlich unselbstständige Hauptverwaltungen.
In Ostdeutschland wurde 1948 die Deutsche Emissions- und Notenbank gegründet und diese noch im gleichen Jahr in die Deutsche Notenbank umgewandelt. Ab 1968 wurden die Aufgaben von der Staatsbank DDR übernommen. Der am 1.7.1990 in Kraft getretene Staatsvertrag über die Schaffung einer Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion zwischen der Bundesrepublik und der damaligen DDR führte die Deutsche Mark als alleiniges gesetzliches Zahlungsmittel in beiden deutschen Staaten ein. Gleichzeitig wurde die geld- und währungspolitische Zuständigkeit auf die Bundesbank übertragen.
Mit dem Beginn der dritten Stufe der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion (Europäische Währungsunion) (EWU) ist die Verantwortung der Geldpolitik ab dem 1.1.1999 auf das Europäische System der Zentralbanken (ESZB) übergegangen. Für die praktische Umsetzung der Geldpolitik findet der Grundsatz der Dezentralität Anwendung, nach dem die zentral im Rat der Europäischen Zentralbank (EZB-Rat) beschlossenen Operationen dezentral von den nationalen Zentralbanken (Deutsche Bundesbank) umgesetzt werden.
II. Geldpolitische Strategien:
Notenbanken können ihre geldpolitischen Endziele (goals; final targets) - wie Preisniveaustabilität oder Konjunkturstabilisierung - aufgrund vorhandener Wirkungsverzögerungen (time lags) und unvollständiger Kenntnisse über die genauen Übertragungskanäle geldpolitischer Maßnahmen nicht direkt steuern. Deshalb werden geldpolitische Strategien formuliert, die die konzeptionelle Vorgehensweise von Notenbanken zur Verfolgung ihrer angestrebten Endziele festlegen. Diese Strategien erfassen den gesamten Übertragungsprozess geldpolitischer Impulse, vom Instrumenteneinsatz über operative Ziele (operational targets) und Zwischenziele (intermediate targets) bis hin zu den Endzielen. Durch die zeitliche Zerlegung der Transmissionskanäle (vgl. Geldtheorie) erhält die Notenbank schnellere und zuverlässigere Informationen über potenzielle Fehlentwicklungen und kann Korrekturen einleiten. Die geldpolitische Strategie soll dabei sowohl den Entscheidungsprozess innerhalb der Notenbank erfassen als auch die Darstellung und Begründung geldpolitischer Entscheidungen gegenüber den Marktteilnehmern erleichtern.
Sofern die Notenbank Zwischenziele formuliert, lässt sich die bestehende Zielhierarchie in zwei Stufen zerlegen (zweistufige geldpolitische Strategie). Die erste Ebene beschreibt das Verhältnis von operativen Zielen und Zwischenzielen, die zweite Ebene die Relation von Zwischen- und Endzielen. Verzichtet man auf die Formulierung von Zwischenzielgrößen und steuert das Endziel direkt über die operativen Ziele an, ergibt sich eine einstufige geldpolitische Strategie.
III. Instrumente:
Ausgangspunkt jeder Strategie sind geldpolitische Instrumente als die eigentlichen Werkzeuge der Notenbank zur Durchsetzung operativer Ziele. Das geldpolitische Instrumentarium wird üblicherweise in drei Grundkategorien eingeteilt: Mindestreservepolitik, Zins- oder Fazilitätenpolitik und Offenmarktpolitik. Beim Einsatz ihrer Instrumente können Notenbanken üblicherweise Preis- oder Mengengrößen festsetzen. Zu der Ausgestaltung dieser Instrumente in der europäischen Geldpolitik vgl. Europäisches System der Zentralbanken (ESZB).
1. Mindestreservepolitik:
Die Mindestreservepolitik hat die Veränderung der Mindestreserve zum Gegenstand. So führt eine Erhöhung der Mindestreservesätze unmittelbar zu einer Verringerung der freien Liquiditätsreserven. Damit sinkt der Geld- und Kreditschöpfungsspielraum der Banken. Da die Reservehaltung nur gering verzinst wird, treten gleichzeitig Rentabilitätseffekte auf, die zu einer Erhöhung des Zinsniveaus (Kreditkosten) führen und tendenziell die Kreditnachfrage dämpfen (sollen). Über diese Wirkungen erhofft man sich von Mindestreservesatzvariationen gleichzeitig einen Beitrag zur Stabilisierung der Geldmarktsätze und des Zentralbankgeldbedarfs.
2. Zins- oder Fazilitätenpolitik:
Diese klassischen Instrumente der Refinanzierungspolitik zielen auf den Interbankenmarkt, oftmals auf den Tagesgeldmarkt. Sie stellen entweder den Geschäftsbanken Liquidität gegen Besicherung (als Diskont-, Lombard- oder Pensionsgeschäfte) zur Verfügung oder ermöglichen Geschäftsbanken, Überschussliquiditäten bei der Zentralbank kurzfristig anzulegen. Bietet eine Zentralbank solche Geschäfte standardisiert und regelmäßig an, so kommt dem jeweiligen Zinssatz meist eine Leitzinsfunktion zu.
3. Offenmarktpolitik:
Offenmarktgeschäfte sind geldpolitische Operationen, die auf Initiative der Zentralbank am Finanzmarkt durchgeführt werden. Outrightgeschäfte (definitive Käufe und Verkäufe von Wertpapieren und sonstigen Aktiva) und Devisenswaps (gleichzeitige Durchführung eines Kassa- und eines Termingeschäfts) können sowohl liquiditätserhöhend als auch liquiditätsabschöpfend wirken. Zur Liquiditätsbereitstellung sind befristete Tendergeschäfte, zur Liquiditätsabschöpfung ist die Emission von kurzlaufenden abgezinsten Schuldverschreibungen zu nennen.
VI. Operative Ziele:
Operative Ziele der Geldpolitik sind ökonomische Variablen, die eine Notenbank mit Hilfe ihrer Instrumente kontrollieren kann und sollte. Sie sind eindeutig von geldpolitischen Instrumenten und Zwischenzielen abzugrenzen, was in der Literatur nicht immer durchgehalten wird und eine strukturierte Analyse vorhandener Strategien erschwert. Heute werden kurzfristige Geldmarktzinssätze - beispielsweise der Tagesgeldsatz - von fast allen Notenbanken als operative Ziele angesehen. Alternativ kann auch eine Mengengröße wie die Geldbasis herangezogen werden. Die Notenbank versucht in diesem Fall, den Bargeldumlauf zzgl. der Reservehaltung von Geschäftsbanken zu steuern. Da die Banken über ihre Einlagenstruktur oder ihr Refinanzierungsverhalten einen Einfluss auf die Geldbasis nehmen können, wird die einfache Geldbasis häufig noch korrigiert, um derartige Effekte zumindest partiell zu neutralisieren.
V. Zwischenziele der Geldpolitik:
Um ihre jeweiligen wirtschaftspolitischen Ziele zu erreichen, nehmen die Notenbanken auf die Geldversorgung und die Zinsen und damit auf die Finanzierungsbedingungen in der Volkswirtschaft Einfluss. Sie orientieren sich an Zwischenzielen, die idealerweise gut und kurzfristig beobachtbar sind und gleichzeitig in einem hinreichend engen Zusammenhang zum wirtschaftspolitischen Ziel stehen. Gebräuchliche Zwischenziele sind die Geldmenge, die Zinsen, die Inflationsrate selbst, bisweilen auch der Wechselkurs. Die Bedeutung von Zwischenzielen hat in der geldpolitischen Praxis während der beiden letzten Jahrzehnte spürbar nachgelassen. Sofern man auf die Zwischenziele nicht vollständig verzichtet, werden sie häufig nur noch als Indikatorvariablen interpretiert. Das Europäische System der Zentralbanken gibt in seiner 2-Säulen-Strategie beispielsweise für das Geldmengenaggregat M3 nur einen Referenzwert für die mittlere Frist vor. Starke Abweichungen der tatsächlichen Geldmengenentwicklung vom verkündeten Referenzwert werden als Warnsignal für mittelfristig steigende Inflations- oder Deflationsrisiken interpretiert, lösen aber keine zwangsläufige Korrektur der Geldpolitik aus.
1. Geldmengensteuerung:
Diese basiert auf der Annahme des Monetarismus, dass die Geldnachfrage in einer Volkswirtschaft langfristig stabil ist. Unter dieser Annahme lässt sich aus der Quantitätsgleichung eine einfache Regel für ein Geldmengenwachstum ableiten, das einerseits genügenden Spielraum für das Wirtschaftswachstum bietet, andererseits keine Inflation aufkommen lässt: Das Wachstum der Geldmenge muss der Summe der Wachstumsraten des realen Inlandsproduktes und des akzeptierten oder unvermeidlichen Preisniveauanstiegs vermindert um die trendmäßige Veränderung der Umlaufgeschwindigkeit des Geldes entsprechen. Eine exakte Steuerung der Zentralbankmenge und des Geldumlaufs kann jedoch (insbes. kurzfristig) problematisch sein. Verfügen die Banken über freie Liquiditätsreserven, können sie Kredite gewähren und damit auch das Wachstum der Zentralbankgeldmenge vorantreiben. Sind die freien Liquiditätsreserven erschöpft, so ist die Zentralbank zwar theoretisch in der Lage, das Wachstum der Zentralbankgeldmenge gemäß ihren Zielvorstellungen zu begrenzen. Es ist aber fraglich, ob die Zentralbank diesen Mechanismus in der Praxis auch tatsächlich nutzen kann. Solange die einzelnen Banken Interbankforderungen und andere finanzielle Aktiva als gleichwertig mit Zentralbankgeld betrachten und auf Basis dieser einzelwirtschaftlichen Liquidität zusätzliche Kredite gewähren, steht die Zentralbank vor einem Dilemma: Ist sie bereit, die entstandene Lücke zwischen Zentralbankgeldversorgung durch Zufuhr freier Liquiditätsreserven, z.B. durch eine expansive Offenmarktpolitik zu schließen, dann läuft sie der von den Banken ausgelösten Entwicklung hinterher (Schlepptau-These). Verweigert sie dagegen den Banken das zusätzlich benötigte Zentralbankgeld, so führt dieser schwerwiegende und abrupte Eingriff zu einer Liquiditätskrise im Bankensystem und zu einem unerwünscht scharfen konjunkturellen Umbruch. Im Zweifel wird daher die Zentralbank nur die (Refinanzierungs-) Bedingungen setzen, zu denen sie bereit ist, den Zentralbankgeldbedarf der Kreditinstitute zu alimentieren, und von steigenden Zinssätzen eine dämpfende Wirkung auf das Wachstum der Zentralbankgeldmenge erwarten. Im Fall einer expansiven Geldpolitik ist zu beachten, dass die Zentralbank zwar Zentralbankgeld grundsätzlich in beliebiger Menge bereitstellen kann, die Verwendung aber eindeutig nur noch vom Verhalten der Nichtbanken und Banken abhängt.
2. Liquiditätssteuerung:
Hier sind die freien Liquiditätsreserven der Banken Indikator für die Zwischenziele „Kreditvergabe“ und „Kreditkosten“. Durch Steuerung der freien Liquiditätsreserven und mit Hilfe von zinspolitischen Maßnahmen versucht die Notenbank Kreditangebot und Kreditnachfrage gleichzeitig zu regulieren: Im Falle einer restriktiven (expansiven) Politik verringern (erhöhen) die Banken bei einsetzender Liquiditätsverknappung (-ausweitung) ihr Kreditangebot und reduzieren (erweitern) die Wirtschaftsubjekte aufgrund eines höheren (niedrigeren) Zinssatzes ihre Kreditnachfrage.Die Wirksamkeit dieser Politik wird nicht als unproblematisch eingeschätzt, da insgesamt gesehen die Zinsempfindlichkeit der Investitionen (v. a. in der Hochkonjunktur) gering ist und erhebliche zeitliche Wirkungsverzögerungen auftreten, die mengenmäßige Steuerung der freien Liquiditätsreserven häufig durch gegenläufige Einflüsse (insbes. durch Devisenbewegungen bei festen und auch bei flexiblen Wechselkursen) erschwert werden sowie die Banken aus einzelwirtschaftlicher Sicht neben den freien Liquiditätsreserven auch Wertpapiere (Availability Doctrine), Interbankguthaben und die Möglichkeit der Mittelbeschaffung auf den internationalen Finanzmärkten zu ihrem Liquiditätspotenzial rechnen. Dies bedeutet, dass die Banken im Zweifel auch ohne freie Liquiditätsreserven ihre Kreditexpansion noch vorantreiben.
3. Wechselkursbindung:
Insbesondere für kleine Länder mit einem großen außenwirtschaftlichen Sektor kann es sinnvoll sein, die Geldpolitik einem Wechselkursziel unterzuordnen. Dabei wird die einheimische Währung einseitig mit einem festen Wechselkurs an eine ausländische Währung (Leitwährung) oder an einen Korb ausländischer Währungen (currency board) gebunden.Letztendlich wird durch eine Wechselkursbindung eine autonome nationale Geldpolitik aufgegeben. Dies kann vorteilhaft sein, wenn es dadurch beispielsweise gelingt, Vertrauen und eine höhere Reputation einer ausländischen Zentralbank zu importieren. Leidet ein Land unter mangelndem Vertrauen internationaler Investoren aufgrund früherer Inflationspolitiken, so kann über die Bindung der heimischen Währung an eine stabile und anerkannte ausländische Währung neues Vertrauen aufgebaut werden. Problematisch wird eine solche Strategie allerdings dann, wenn die Wachstumsraten der inländischen Wirtschaft und jene der Leitwährungswirtschaft weit auseinanderfallen. Wächst die heimische Wirtschaft deutlich dynamischer als die Leitwährungswirtschaft droht eine Deflationskrise. Die Wechselkursbindung Argentiniens an den US-Dollar war Mitte der 1990er Jahre zunächst sehr erfolgreich; eine Veränderung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung vor allem in den USA begünstigte dann aber die schwere Deflationskrise 2001.
VI. Direkte Inflationssteuerung:
Zweifel an den Interdependenzen zwischen Geldmengenaggregaten und den Endzielen wie Preisniveaustabilität oder Outputstabilisierung begründeten in vielen Ländern eine Abkehr von geldpolitischen Strategien unter Berücksichtigung expliziter Zwischenziele. Im Rahmen des Inflation Targeting orientieren Notenbanken ihre Geldpolitik stattdessen direkt an der Inflationsentwicklung. Die geldpolitischen Entscheidungsträger legen ein Inflationsziel fest und beobachten die gegenwärtige Preisniveausteigerung sowie Frühindikatoren für die künftige Preisniveauentwicklung (bspw. Faktorkosten, Wechselkurse, Konjunkturindikatoren, Einkommensentwicklung usw.). Vor diesem Hintergrund müssen Notenbanken ihre geldpolitischen Eingriffe auf das erwartete Inflationspotenzial ausrichten, d.h. ihre Strategie basiert auf einer Steuerung der prognostizierten Inflationsrate. Deuten die Indikatoren eine Gefährdung des Inflationsziels an, so wird die Geldpolitik restriktiv (inflationärer Druck) bzw. expansiv (deflationärer Druck) ausgerichtet.
In den späten 1980er- und 1990er-Jahren gingen eine ganze Reihe von Zentralbanken - u.a. in den USA, in Großbritannien, Kanada, Australien und Neuseeland von einer Geldmengensteuerung zu einer direkten Inflationssteuerung über. Von Kritikern wird dieser Strategie oftmals eine gewisse Beliebigkeit und fehlende Bindung vorgeworfen. In jüngster Zeit wird allerdings verstärkt in Frage gestellt, ob bezüglich des konkreten Instrumenteneinsatzes tatsächlich ein wesentlicher Unterschied zwischen einer direkten Inflationssteuerung und einer an Zwischenzielen orientierten zweistufigem geldpolitischen Strategie besteht.
VII. Endziele der Geldpolitik:
Auf der Endzielebene werden letztlich jene Ziele (Finalziele) festgelegt, die die Notenbank mittel- bzw. langfristig erreichen soll. In den letzten Dekaden hat sich sowohl in der Theorie als auch in der Praxis die Überzeugung herausgebildet, dass die Notenbanken mithilfe ihres Instrumentariums letztlich nur Inflationsprozesse bekämpfen und folgerichtig nur das Ziel der Preisniveaustabilität anstreben kann. Die Verfolgung realwirtschaftlicher Ziele, wie die Vermeidung von Konjunkturschwankungen und negativen Beschäftigungseffekten führt lediglich kurzfristig zum Erfolg (vgl. Geldtheorie), verursacht eine unstetige Geldpolitik, erhöht die Unsicherheit auf den Märkten und gefährdet nachhaltig das Ziel der Preisniveaustabilität.
VIII. Diskretionäre versus regelgebundene Geldpolitik:
1. Bei einer diskretionären Geldpolitik entscheiden die geldpolitischen Entscheidungsträger von Fall zu Fall, welche Politikmaßnahme sie zur Realisierung ihres Zieles ergreifen. Die Geldpolitik erfolgt somit situativ (in Abhängigkeit der jeweiligen Besonderheiten der Problemsituation) und muss im Zeitablauf nicht zwingend konsistent sein. Der wesentliche Vorteil einer diskretionären Strategie liegt in ihrer hohen Flexibilität, das heißt, es ist der Zentralbank möglich, auf unterschiedliche Problemursachen mit unterschiedlichen Mitteln bzw. Politikmaßnahmen zu reagieren. Als Nachteil ist festzuhalten, dass eine diskretionäre Geldpolitik aus der Sicht der Marktakteure unberechenbar ist und damit für Erwartungsunsicherheit sorgt, so dass sie keine transparente und zuverlässige Basis für die individuellen ökonomischen Pläne der Akteure liefert. Dies ist regelmäßig nicht dazu geeignet, Vertrauen in die Geldpolitik zu schaffen.
2. Eine strikt regelgebundene Geldpolitik (open-loop-policy) ist dadurch gekennzeichnet, dass die Zentralbank verpflichtet ist, eine bestimmte Handlungsregel ohne Rücksicht auf die Spezifika der jeweiligen Handlungssituation auszuführen. Ein Beispiel einer solchen starren Regel wäre: "Erhöhe die Zentralbankgeldmenge jährlich um die konstante Rate k Prozent." Damit ist die Handlungsweise der Zentralbank exakt festgelegt und selbige verfügt nicht mehr über einen eigenen (diskretionären) Handlungsspielraum. Hiermit ist Erwartungssicherheit seitens der Marktakteure verbunden, die nun antizipieren können, wie sich die Zentralbankgeldmenge verändert und dies in ihren individuellen ökonomischen Plänen berücksichtigen. Damit wird eine hohe Glaubwürdigkeit der Geldpolitik bewirkt, die Vertrauen in die Funktionsfähigkeit der Geldordnung schaffen kann. Zudem wird ein Einsatz der Geldpolitik zu anderen als den Gemeinwohlinteressen (eigennutzmaximierende Politiker; Neue Politische Ökonomie) wesentlich erschwert. Der wesentliche Nachteil einer starren Regelbindung liegt darin, dass nicht differenziert auf unterschiedliche Inflations- oder Deflationsursachen reagiert werden kann. Darüber hinaus ist es geldtheoretisch zweifelhaft, ob eine langfristig konstante Wachstumsrate der Geldmenge tatsächlich für Preisniveaustabilität sorgen kann, da das Produktionspotential einer Volkswirtschaft durchaus nicht zwangsläufig einer konstanten Wachstumsrate unterliegt. Dies gilt umso mehr als Wissen über zukünftige ökonomische Entwicklungen heute nicht bzw. kaum in sicherer Weise verfügbar ist.
3. Eine weitere Variante regelgebundener Geldpolitik stellt die Feedback-Regel (closed-loop-policy) dar. Hierbei ist die Ausführung der Handlungsregeln an den Eintritt spezifischer Ereignisse gebunden, so dass eine Rückkopplung (closed loop) zwischen Zielgröße und Instrumentenwahl bzw. -einsatz integriert ist. Ein Beispiel einer solchen Feedback-Regel könnte beispielsweise wie folgt formuliert werden: Erhöhe das Zentralbankgeldangebot um x Prozent pro Jahr, zzgl. y Prozent für jeden Prozentpunkt Arbeitslosenquote, abzüglich z Prozent für jeden Prozentpunkt Inflation oberhalb von 2 Prozent. Ist die Feedback-Regel den Marktakteuren bekannt, so ist Erwartungssicherheit bezüglich der Geldpolitik gegeben. Gleichzeitig ist eine solche Regelbindung relativ flexibel gegenüber unterschiedlichen Inflations- oder Deflationssituationen und -ursachen; dies gilt freilich nur insoweit, als das alle relevanten Situationsparameter in der Regel erfasst sind. Damit bleibt auch diese Strategie regelgebundener Geldpolitik unflexibel gegenüber nicht erwarteten Ursachen von Fehlentwicklungen, welche bei einer prinzipiell offenen Zukunft dennoch auftreten können (bspw. in Form exogener Schocks - Ölpreiskrise - oder Innovationen an den Finanzmärkten).
Insgesamt wird es sich in der Realität nicht vermeiden lassen, den geldpolitischen Akteuren (den Zentralbänkern) gewisse (jedoch deutlich beschränkte) diskretionäre Spielräume zu belassen, um auf unerwartete Zukunftssituationen reagieren zu können. Somit können Regelbindungen real nur unvollständige Regelbindungen sein.
IX. Expansive versus kontraktive Geldpolitik:
1. Expansive Geldpolitik ist eine geldpolitische Maßnahme, die sich in einer steigenden Änderungsrate der Geldmenge bzw. des Geldangebotes einer Zentralbank widerspiegelt. Dadurch wird versucht, die Wirtschaft zu beleben und einer konjunkturellen Abkühlung bzw. einer Rezession entgegen zu wirken. In der kurzen Frist sind belebende Wirkung auf Produktion beziehungsweise auf den Zinssatz möglich, in der mittleren Frist gilt die expansive Geldpolitik allerdings als wirkungslos, so dass sie letztendlich nur zu einer Preisniveauerhöhung führt. Selbst in der kurzen Frist bleibt die expansive Geldpolitik jedoch in einem deflationären Umfeld wirkungslos, insbesondere in den von Keynes beschriebenen Situationen der Investitions- und Liquiditätsfalle.
2. Kontraktive Geldpolitik umfasst alle Maßnahmen, welche die Änderungsrate des Geldangebotes, das heißt die Menge des umlaufenden Geldes, verringert. Vor allem in Zeiten konjunktureller Überhitzung kann kontraktive Geldpolitik eine wirksame Maßnahme darstellen. Sie führt zu Zinssteigerungen, Produktions- und Investitionsrückgang und soll darüber den Anstieg des Preisniveaus verlangsamen, also Inflationstendenzen eindämmen. Es besteht allerdings die Gefahr, dass Liquiditätsengpässe auftreten, die den Bankensektor destabilisieren können.
X. Geldpolitik in einer offenen Volkswirtschaft:
Die monetäre Politik kann ihre Maßnahmen nicht allein binnenwirtschaftlich ausrichten. Der Außenwert der Währung wird über die Wechselkurse zu ausländischen Währungen ausgedrückt. In einem System flexibler (marktlich bestimmter) Wechselkurse besteht prinzipiell die Möglichkeit zu einer autonomen, binnenwirtschaftlich ausgerichteten Geldpolitik, sofern die durch Wechselkursbewegungen entstehenden Verteuerungen oder Verbilligungen von Importen und Exporten hingenommen werden. In einem System fester oder lediglich in Bandbreiten flexibler Wechselkurse (und somit letztlich politisch bestimmter Kurse) wird hingegen eine binnenwirtschaftliche Geldpolitik durch die Notwendigkeit der Wahrung des festgelegten Wechselkurses, welcher üblicherweise Zentralbankinterventionen in den Devisenmarkt erfordert, eingeschränkt. Dies kann dann Devisenknappheit oder importierte Inflation mit sich bringen (vgl. auch Wechselkurssysteme).
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