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Revision von Minimum Viable Product (MVP) vom 17.12.2018 - 12:10

Minimum Viable Product (MVP)

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    Ausführliche Definition im Online-Lexikon

    Innerhalb des UX Design (Abkürzung UX für User Experience) unter der Kategorie „Lean-Startup-Methode“ zu finden.

    1. Definition
    Ein „Minimum Viable Product“ (MVP), definiert über das Produkt/den Service eine Entwicklungsstufe. Auf dieser Entwicklungsstufe ist es zum ersten Mal möglich, dass Produkt/den Service unter realistischen Bedingungen beim Kunden zu testen. Nur Funktionen, die zum eigentlichen Zweck unbedingt notwendig sind, werden implementiert. Dies kann durchaus auch nur eine einzige Funktion sein. Damit wird die Produktentwicklung zeitlich erheblich beschleunigt und spart wertvolle Ressourcen.
    MVP ist demnach sinngemäß übersetzt: die Veröffentlichung eines Produkts/Service in seinem minimalst möglichen Funktionsumfang.
    Unabhängig von möglichen Ausbaustufen beschreibt MVP nicht die Entwicklung „minimaler“ Produkte. Vielmehr definiert es den Punkt in der Entwicklung, an dem sich minimalster Aufwand und qualitatives Feedback treffen. Zitat eines Produktmanagers: „Wer sich für sein MVP auf dem Markt nicht schämt, hat kein MVP.“

    2. Entwicklung und Einsatz eines MVPs
    In dieser Entwicklungsstufe geht es dabei in der Regel um Feedbacks der ersten Anwender. Als letzter Schritt im klassischen Design-Thinking-Prozess ist ein MVP daher auch die Grundlage für ein UX-zentriertes Lernen, bei dem die Ergebnisse der Feedbacks in eine weitere Iteration des Entwicklungszyklus eingebracht werden. Dies betrifft sowohl die Weiterentwicklung des bestehenden MVP als auch die Entwicklung neuer Funktionen (Features), für die es nach dem Feedback ein Kundenbedürfnis gibt. Gleichzeitig wird das Produkt damit aus dem Design-Thinking-Prozess in den Lean-Startup-Prozess gebracht. Damit beginnt die Weiterentwicklung durch die Lean-Startup-Methode, die mit der Beschreibung eines Geschäftsmodells (Business Model Canvas) beginnt.
    Bei der Entwicklung von Services werden in dieser Phase auch manuelle Arbeitsschritte in Kauf genommen, die in der weiteren Entwicklung automatisiert werden können. Zur Reduzierung der Komplexität können MVPs auch zuerst in kleineren Märkten veröffentlicht werden. Das „Lernen“ aus den Kundenfeedbacks, aus Gesprächen oder Metriken und Analysen bindet Ressourcen. Dieser Aufwand sollte dabei immer in Relation zum „klassischen“ Entwicklungsaufwand betrachtet werden.
    Während im UX Design mit Design Thinking und Lean Management der Initialisierungsaufwand einer Produktneuentwicklung im Vergleich zur klassischen Methode „Idee von oben“ höher ist, kehrt sich das Verhältnis im Laufe des Gesamtprozesses um (siehe schematische Grafik: „Vergleich der Entwicklung nach UX Design mit MVP vs. Entwicklung nach Wasserfall“).



    3. Bedeutung für Unternehmen
    Wird ein neues Produkt/ein neuer Service nach dem Design-Thinking-Prozess oder Customer-Co-Creation-Prozess entwickelt, steht an dessen Ende nicht nur eine Neuentwicklung, sondern auch die Klärung der Frage, ob Kunden das Produkt/den Service annehmen. Im Fall der Weiterentwicklung mit MVP ist die Frage nach der Marktrelevanz dabei also bereits positiv geklärt. Dadurch wurden
    a) finanzielle Risiken minimiert,
    b) Entwicklungsprozesse deutlich beschleunigt und
    c) Entscheidungen so lange wie möglich im Markt gelassen.
    Mit dem MV-Produkt kann nun nach dem 4P-Modell die Klärung der weiteren Fragen aus dem Marketing-Mix (Preis, Produktion, Kommunikation) vorangetrieben werden.
    Antworten auf Fragen zur Zielgruppe, Persona, Kundenbedürfnissen, Kommunikation sind bereits im Design-Thinking-Prozess geklärt oder folgen aus den Ergebnissen der Workshops.

    4. Entwicklungstendenzen
    Wie bei allen UX-Design-Tools ist auch hier die Unterschiedlichkeit auf der Ebene der Unternehmenskultur im Vergleich zur klassischen Vorgehensweise zu beachten. Nicht so sehr die Vorgehensweise als solche ist die wesentliche Herausforderung, es ist vielmehr die Anschlussfähigkeit der unterschiedlichen Prozesse, die es zu managen gilt. Daher ist auch der Entwicklungsprozess des MVP in etablierten Unternehmen nur selten innerhalb des UX-Design-Prozesses als Übergang zwischen Design Thinking und Lean Management zu finden. Aktuell ist eine Nutzung des MVP meist in den Prozessen von „Innovation Labs“ oder speziellen Abteilungen ausgegliedert. Es ist dabei im Einzelfall zu managen, an welchem Punkt und in welcher Form sich das MVP aus dem UX-Prozess an die Standardprozesse und -strukturen eines Unternehmen anschließt (Anschlussfähigkeit).

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