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postkeynesianische Verteilungstheorie
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Das Original: Gabler Wirtschaftslexikon
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1. Grundgedanken: Postkeynesianer lehnen die traditionelle Grenzproduktivitätstheorie der Verteilung zur allgemein gültigen Erklärung von Verteilungsgesetzen ab. Das gilt für die bekannten Partialanalysen, die häufig umstandslos auf die Gesamtwirtschaft übertragen werden, aber auch für die Ableitung der Einkommensverteilung im generellen mikroökonomischen Totalmodell. Die Grenzproduktivitätstheorie der Verteilung beschreibt allenfalls die Angebotstheorie der Verteilung und sollte auch für diesen eingeschränkten Zweck durch eine Monopolgradtheorie (Monopolgradtheorie der Verteilung) ersetzt werden.
Der angebotsorientierte Teilaspekt der Verteilung (Grenzproduktivitätstheorie oder Monopolgradtheorie) ist danach konsequent um die Nachfrageseite (Keynes-Kaldor-Verteilungstheorie) zu erweitern. Beide Ansätze (Kaldor-Keynes und Kalecki) müssen gemeinsam betrachtet werden.
2. Ergebnis: Fest vorgegebene Verteilungsstrukturen oder -quoten lassen sich dabei nicht ableiten, auch wenn enge Wechselbeziehungen zwischen Einkommensverteilung, Investitionen, Wachstum, Beschäftigung und Inflation bestehen. Dabei zeigt sich, dass ökonomische, allgemein akzeptierte Verteilungsgesetze nicht abgeleitet werden können. Allenfalls existiert ein „Verteilungsgleichgewicht” bei Unterbeschäftigung, in dem die Verteilungspläne der Gruppen „zwangsweise” in Übereinstimmung gebracht werden.
Die Verteilung ist in Grenzen (in Richtung Verteilungsgerechtigkeit) beeinflussbar, ohne dass ökonomische Widerstände auftreten. Einkommensunterschiede sind somit weder naturgegeben noch ökonomische Fakten. Sie sind vielmehr sowohl das Ergebnis herkömmlicher sozialer und politischer Bedingungen und Entscheidungen als auch der Dynamik des Marktes. Da der Markt allein nicht in der Lage ist, Verteilungsfragen zu lösen und da Wechselwirkungen zwischen Verteilung, Beschäftigung, Investitionen und Wachstum bestehen, ist für Postkeynesianer eine Einkommenspolitik von essenzieller Bedeutung. Dabei ist Einkommenspolitik umfassend (in keinem Fall also zu verwechseln mit bekannten preisstabilisierenden Lohnregeln) und allgemein zu verstehen. Sie erfasst alle Einkommen, nicht nur die Lohneinkommen. Sie lässt sich nicht unabhängig von der Investitionspolitik rechtfertigen. Voraussetzung für eine Erfolg versprechende Einkommenspolitik ist ein Konsens der Gruppen über die Verteilung. Die so charakterisierte Einkommenspolitik ist integraler Bestandteil einer allgemeinen Konjunktur- und Wachstumspolitik.
3. Schlussfolgerungen: Verteilungsdebatten auf allen Ebenen sind notwendigerweise im konjunktur- und wachstumspolitischen Zusammenhang zu führen. Vielfältige Unsicherheiten (bes. bez. der Zielsetzungen, Zielkonflikte und Wirkungszusammenhänge) erschweren jedoch allgemein gültige Aussagen. Wie groß der potenzielle Spielraum für echte Umverteilungsmaßnahmen im Rahmen der bestehenden wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Strukturen ist, bleibt daher in hohem Maße ungewiss.
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