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neue Wachstumstheorie

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    Ausführliche Definition im Online-Lexikon

    endogene Wachstumstheorie. 1. Begriff: Ansätze der Wachstumstheorie, die Wachstumsraten des Pro-Kopf-Einkommens nicht auf modellexogene Einflüsse zurückführt (wie etwa das Solow-Modell; neoklassische Wachstumstheorie), sondern innerhalb der jeweils verwendeten Modellstruktur erklären.

    2. Merkmale: Kennzeichen dieser Ansätze ist die modellendogene Erklärung des Wachstums. Dabei argumentieren einige Autoren weiterhin auf Basis neoklassischer Modellannahmen, andere weichen explizit von diesen Annahmen ab und formulieren die These, dass gerade über Marktunvollkommenheiten dauerhaft positives Wachstum erklärt werden kann. Die Ansätze unterscheiden sich zum einen in der Konzeption der Produktionsfunktion, die durch unterschiedliche Faktoren beschrieben wird; etwa durch den Einsatz von Humankapital, Wissen, Forschung und Entwicklung (F&E), Produktvielfalt (Romer-Modell), neuen Produktionsverfahren, Marktstrukturen, oder auch Rahmenbedingungen wie politische Stabilität, moderater Wohlstandsunterschiede, oder ungehinderten internationalen Handel. Dabei wird i.d.R. nicht nur mit dem Modell erklärt, wie Wachstum entsteht, sondern auch, wie die genannten Faktoren erzeugt werden. Angenommen wird, dass die Bürger über bestimmte Anfangsausstattungen verfügen, aber ansonsten die materiellen, aber auch immateriellen Ressourcen herstellen können, die für ein dauerhaft positives Wachstum sorgen.

    3. Ziele: Das Hauptanliegen der neuen Wachstumstheorie besteht darin, nicht nur Bedingungen aufzuzeigen, unter denen Wachstum entsteht, sondern die entscheidenden Einflüsse auf das Wirtschaftswachstum zu erklären. Dabei existiert einerseits der Anspruch, bestimmte makroökonomische Kennzahlen (z.B. die Kaldor-Fakten) zu erklären, andererseits aber auch darüber hinausgehende Fakten, wie die starker Einkommensunterschiede innerhalb (Directed Technological Change) oder zwischen Ländern und Veränderungen solcher Divergenzen im Zeitablauf (Unified Growth Theory).

    4. Methode: Bei einem Teil der Ansätze unterscheidet sich die verwendete Methodik nicht von der Vorgehensweise vorangegangener Wachstumstheorien, denn auch hier wird untersucht, unter welchen Konstellationen bestimmte Variablen des Modells Gleichgewichtsbedingungen erfüllen, ob diese stabil sind und wie sie auf von außen kommende Veränderungen reagiert. Zu den neuen Wachstumstheorien werden aber auch evolutorische Ansätze gezählt, die sich explizit nicht mit einer Analyse von Gleichgewichtssituationen beschäftigen, sondern gerade die ständige Veränderung von Systemen als Analyserahmen wählen.

    5. Ansätze: a) Ein-Sektoren-Modelle (AK-Modelle): Diese Modelle gehen von der Annahme aus, dass es in einer Volkswirtschaft nur einen Produktionssektor gibt, in dem mit dem Einsatz eines umfassend definierten Produktionsfaktors Kapital Güter hergestellt werden. Das Kapital ist dabei ein Faktor, der Elemente physischen Kapitals und Humankapitals vereinigt. Es verfügt über die Eigenschaft, dass der Grenzertrag bei einem zunehmendem Einsatz nicht null wird. Die entscheidende Argumentation der Modelle besagt, dass Humankapital (etwa durch Learning by Doing) so auf das gesamte physische Kapital einer Volkswirtschaft wirkt, dass über dauerhaft positive Grenzerträge des eingesetzten Kapitals permanente Wachstumseffekte erzeugt werden können.

    b) Zwei-Sektoren-Modelle: Diese Modelle gehen davon aus, dass zwei Produktionsfaktoren existieren, Kapital und Humankapital (oder allg. Wissen), die zusammen mit einem dritten Faktor, Arbeitskraft, Güter herstellen. Zusätzlich werden die drei Produktionsfaktoren in einem zweiten Sektor eingesetzt, um den Faktor Humankapital zu erzeugen. Auch in dieser Variante der neue Wachstumstheorie sorgen positive Auswirkungen des Humankapitals auf die Produktivität des physischen Kapitals dafür, dass dessen Grenzerträge bei zunehmendem Einsatz nicht irgendwann Null werden, sondern dauerhaft positiv bleiben. Allerdings ist dieser Effekt hier nicht exogen (wie bei Solow) oder ein Nebenprodukt der Produktion), sondern die Folge eines gezielten Ressourceneinsatzes von Individuen; diese müssen dafür einen Teil ihrer Arbeitszeit (und damit ihres Einkommens) für die Produktion von Humankapital (i.w.S. Ausbildung) aufwenden, was sich aber auf lange Sicht für sie lohnen wird. Kritisch zu sehen ist, dass Wachstum in diesem Fall allein durch besser ausgebildete Individuen modelliert wird. Andere Formen des technischen Fortschritts werden nicht berücksichtigt. Einen Erklärungsbeitrag liefern diese Modelle aber zur Beantwortung der Frage, warum Entwicklungsländer auch bei gleicher Kapitalausstattung unterschiedlich schnell wachsen. Es liegt an den divergierenden Bildungsstandards, von denen aus die Bürger weiteres Humankapital bilden können.

    c) Modelle mit Produkt- und Verfahrensinnovationen (Zwei- und Drei-Sektoren-Modelle): Die Erzeugung des technischen Fortschritts wird realitätsnäher erklärt. Neue Produkte werden in einem Forschungssektor entwickelt und in einem zweiten Sektor hergestellt. Eingesetzte Produktionsfaktoren sind jeweils physisches Kapital und Humankapital. Der Erfolg eines Landes in der Entwicklung neuer Produkte beeinflusst die zukünftigen Forschungsaktivitäten positiv. Das Wachstum ist dabei um so stärker, desto höher der Anteil der im Forschungssektor beschäftigten Arbeitskräfte ist (Romer-Modell; Jones-Modell). Voraussetzung für eine positive Entwicklung ist, dass etwa ein effektiver Patentschutz den innovativen Unternehmen Möglichkeiten einräumt, die Erträge aus ihren Neuerungen abzuschöpfen. Dabei kann die Absicht von innovativen Unternehmen in diesem Forschungssektor Gewinne zu erzielen als treibende Kraft des Wachstums bewertet werden. Auf gleiche Weise lassen sich positive Effekte modellieren, wenn statt der Produktvielfalt eine Qualitätsverbesserung von Produkten angenommen wird. Durch v.a. qualitativ höherwertige Produktionsfaktoren kann in diesem Fall die Güterproduktion einer Volkswirtschaft effektiver erfolgen und dauerhaftes Wachstum erzeugen.

    6. Folgerungen und Ergebnisse: Insgesamt habe die verschiedenen Ansätze der neuen Wachstumstheorie erheblich dazu beigetragen, die Entwicklung und Verwertung des technischen Fortschritts zu erklären. Als Folge davon konnte herausgearbeitet werden, welche Einflüsse für die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes von zentraler Bedeutung sind. Das Verständnis für die Mechanismen wirtschaftlichen Wachstums ist durch die Arbeiten der neuen Wachstumstheorie erheblich verbessert worden. Eine wichtige Konsequenz dieser Erkenntnisforschritte ist, dass die aus der neuen Wachstumstheorie abgeleiteten Empfehlungen an die Wachstumspolitik genauer spezifiziert werden können. Es konnten aber auch die Grenzen einer aktiven Wachstumspolitik verdeutlicht werden.

    7. Weitere Entwicklung: Bis heute wird eine zunehmende Zahl von Arbeiten veröffentlicht, die sich der neuen Wachstumstheorie zuordnen lassen. Der Fokus dieser Arbeiten richtet sich dabei auf die notwendige empirische Evidenz der Modelle. Eine in den letzten Jahren vorgebrachte Kritik wirft der endogenen Wachstumstheorie vor, dass sie nicht die fundamentalen Ursachen für Wachstum bzw. Unterentwicklung erklärt. Zugespitzt kann man formulieren: Wenn zu geringe Ausgaben für Forschung und Entwicklung sowie Bildung die Ursache für Unterentwicklung sind, warum werden diese dann nicht in Entwicklungsländern durch geeignente Politiken erhöht? D. Acemoglu sieht in diesem Zusammenhang vor allem ineffiziente politische und ökonomsiche Insitutionen als eigentliche fundamentale Ursache für Unterentwicklung an. Die Persistenz dieser ineffizienten Insitutionen wird durch soziale Konflikte und herrschende Machtverhältnisse erklärt. 

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