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Triage
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Das Original: Gabler Wirtschaftslexikon
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Inhaltsverzeichnis
Allgemein
"Triage" (fr. "trier": "aussortieren", "auswählen", "aussuchen") ist ein Begriff aus der Militärmedizin und bezeichnet die Einteilung der Verletzten (bei einer Katastrophe bzw. nach einem Angriff im Krieg) nach der Schwere der Verletzungen. Unterschieden werden leichte, mittlere und schwere Fälle; als prädestiniert gelten die mittleren Fälle, und zwar deshalb, weil die leichten auch ohne medizinische Versorgung überleben werden und die schweren hoffnungslos sind oder zu viele Ressourcen beanspruchen.
Artenschutz
Übertragen auf die Gefährdung der Artenvielfalt und den Artenschutz bedeutet Triage, dass nach wissenschaftlichen oder ökonomischen Erwägungen der einen Art geholfen, die andere jedoch fallengelassen wird. Man kann ein Triage-Verfahren nach stammesgeschichtlichen Gesichtspunkten fordern, mit der Annahme, dass ältere Arten wichtiger sind als jüngere Abstammungen, die noch viel Genmaterial miteinander teilen. Eine andere Möglichkeit ist, Arten nach ihrer Schlüsselrolle für das ökologische System zu beurteilen. Manche Wirtschaftswissenschaftler versuchen den Geldwert zu bestimmen.
COVID-19
Anfang 2020 haben Vereinigungen in der Schweiz, in Österreich und in Deutschland auf das Triage-Prinzip verweisende Empfehlungen zur Behandlung im Zusammenhang mit COVID-19 vorgelegt. In der Bundesrepublik haben sowohl die medizinisch geprägte Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) als auch der medizinisch und theologisch geprägte Deutsche Ethikrat die Heilungschancen in den Vordergrund gerückt, was der Grundidee des Triage-Prinzips entspricht. Eine Entscheidung bei knappen Ressourcen sollte nach einhelliger Meinung unabhängig von sozialem Status, Herkunft, Alter, Geschlecht oder Behinderung getroffen werden.
Kritik und Ausblick
Als rationales Prinzip, das den emotionalen Aspekt zu vernachlässigen scheint, stand die Triage seit jeher in der Kritik. Allerdings handelt es sich vielleicht um die einzige Möglichkeit, angesichts von Ressourcenknappheit adäquat zu agieren und zu reagieren. Der Hinweis des Deutschen Ethikrats, dass Triage-Situationen zu vermeiden seien, ist wenig hilfreich. Das entsprechende Prinzip wird ja gerade bei Notlagen angewandt, die man sich selten wünschen wird und nur bedingt steuern kann. Die Moralphilosophie kann sich der Problematik – etwa in der Medizinethik und der Umweltethik – ein Stück weit voraussetzungslos und vorurteilsfrei annehmen.
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