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Wissenschaftsethik
Geprüftes Wissen
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Das Original: Gabler Wirtschaftslexikon
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Inhaltsverzeichnis
Allgemein
Die Wissenschaftsethik bezieht sich auf moralische Fragen in der Wissenschaft. Es geht vornehmlich um Forschung und Entwicklung, aber auch um die Lehre. Untersucht werden Standards, Tugenden und Untugenden in der Wissenschaft, Grenzen von Forschung, Entwicklung und Lehre, individuelle und soziale Auswirkungen von Befragungen, Versuchen und Experimenten, individuelle und soziale Folgen von Ergebnissen und Anwendungen sowie die Verantwortung auf Mikro-, Meso- und Makroebene, also z.B. bei Wissenschaftlern, bei Instituten und Hochschulen oder Einrichtungen für Forschungsförderungen und im Wissenschaftssystem.
Themen
Bio- und medizinethische Fragestellungen werden in grundsätzlichen Auseinandersetzungen zu wissenschaftsethischen. So kann man mit Blick auf die Möglichkeiten der Gentechnologie eine Ausweitung oder eine Begrenzung fordern. Ein weiterer Themenbereich ist wissenschaftliches Fehlverhalten, das sich u.a. im Verfassen von Plagiaten, im Manipulieren von Experimenten, im Fälschen von Ergebnissen, im Zensieren von fremden oder eigenen Erkenntnissen oder im Ausnutzen von Abhängigkeitsverhältnissen, wie sie im wissenschaftlichen Betrieb verbreitet sind, zeigen kann. Ebenfalls relevant ist die Wissenschaftsfreiheit, die Forschung, Lehre und Studium umfasst und im Prinzip selbst vor Sprachleitlinien für geschlechtergerechte Sprache schützt. Spätestens mit der Kernspaltung ist die Dual-Use-Problematik ins Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit getreten.
Dual-Use-Problematik
Mit Dual-Use ist meist gemeint, dass etwas sowohl zivilen als auch militärischen Zwecken dienen kann. Diese kann man wiederum sowohl zum Nutzen als auch zum Schaden der Gesellschaft oder der Menschheit verwenden. Man kann den Begriff weiter fassen und ihn so verstehen, dass nützliche Instrumente und Technologien in den falschen Händen zu schädlichen werden können. Das kennt man bereits seit langem von Messern und Fahrzeugen. Heutzutage kann man aus hilfreichen Servicerobotern tödliche Waffen machen. Künstliche Intelligenz kann dabei helfen, Krankheiten zu erkennen und zu bekämpfen und Krankheiten – etwa durch biologische Waffen, die von ihr mitentwickelt werden – ins Leben zu rufen.
Kritik und Ausblick
Ethikkommissionen können Missbrauch in der Forschung verhindern und diese zugleich durch langwierige Prüfprozesse verzögern. Ethische Leitlinien (wie auf Fächer und Berufe bezogene Ethikkodizes) mögen zur Reflexion der Forscher und Entwickler beitragen, aber auch durch zu allgemeine Formulierung, mangelhafte Begründung und fehlende Konsequenzen fragwürdig und nutzlos sein. Im Sommer 1944 schrieb Max Born an Albert Einstein, die Wissenschaftler bräuchten einen internationalen Verhaltenskodex zur Ethik, um nicht länger bloße Werkzeuge der Industrien und Regierungen zu sein. Einstein antwortete im September, damit hätten schon die Mediziner erstaunlich wenig ausgerichtet, und bei den eigentlichen Wissenschaftlern mit ihrem mechanisierten und spezialisierten Denken dürfe noch weniger eine ethische Wirkung zu erwarten sein. Das beste Mittel sind bis heute vermutlich rechtliche Beschränkungen geblieben. Allerdings werden auch dabei meist bestimmte Interessen vor andere gesetzt und z.B. Tierversuche in einem weiten Umfang erlaubt.
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