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Euromärkte

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    Ausführliche Definition im Online-Lexikon

    I. Begriff:

    Internationale Märkte für finanzielle Transaktionen, die in einer Währung getätigt werden, die nicht Landeswährung ist. Gehandelt werden frei konvertierbare Währungen: US-Dollar, Schweizer Franken, Britisches Pfund und Japanischer Yen.

    Euromärkte werden auch als Eurodollarmärkte bezeichnet, auf die wichtigste „Eurowährung” hinweisend.

    Wichtigste Finanzzentren: London (Euro–Dollar) und trotz der Bezeichnung Euromärkte auch New York, Karibik (v.a. Cayman Islands und Bahamas, die auch als Offshore-Zentren bezeichnet werden); Bahrain, Tokio, Singapur und Hongkong werden auch als Asien-Dollar-Märkte bezeichnet.

    II. Arten:

    Nach der Fristigkeit werden Eurogeld- und Eurokapitalmärkte unterschieden. Die Grenzen sind jedoch fließend, aufgrund der neueren Entwicklungen kaum aufrechtzuerhalten.

    1. Eurogeldmarkt: Markt für Bankguthaben der wichtigsten frei konvertierbaren Währungen der Welt. Gehandelt werden:
    (1) Tagesgelder, tägliche Gelder und Termingelder (Geldmarktpapiere);
    (2) verbriefte Rechte, z.B. Schatzwechsel von Regierungen, Commercial Papers, Banker's Acceptances sowie Certificates of Deposit (Geldmarktpapiere);
    (3) Festsatzkredite und Roll-over-Kredite. Aufgrund des Verzichtes auf die Stellung von Sicherheiten können nur Teilnehmer erster Bonität partizipieren, d.h. große Geschäftsbanken, große, international tätige Unternehmen und Versicherungen, Notenbanken, Regierungen und internationale Institutionen (Bonität). Der Markt ist weitgehend frei von Auflagen/Steuerungen und Kontrollen durch nationale Gesetze oder nationale und internationale Währungsbehörden.

    Das Zinsniveau liegt wegen fehlender Steuern und Auflagen bei den Einlagen meist über, bei Krediten tendenziell unter denen der nationalen Märkte. Der Zins bildet sich nach Angebot und Nachfrage am Markt, d.h. er wird individuell für jede Transaktion vereinbart.

    2. Eurokapitalmarkt (Euroanleihenmarkt, Eurobondmarkt): Markt für internationale Anleihen (Euroanleihen bzw. Eurobonds), die nicht auf die Währung des Emissionslandes lauten. Sie werden außerhalb des Sitzlandes des Schuldners emittiert. Es gibt keinen zentralen Heimatmarkt für Handel und Börsennotierung. Emittenten sind nur Adressen erster Bonität, d.h. private und öffentliche Unternehmen, supranationale Institutionen sowie Staaten. Auch der Eurokapitalmarkt unterliegt nur geringen Kontrollen und Auflagen durch nationale Gesetze oder nationale bzw. internationale Währungsbehörden.

    In diesem Markt gelten die Regeln des freien Wettbewerbs, d.h. Angebot und Nachfrage; der Zinssatz bildet sich je nach Bonität des Schuldners. Aufgenommen werden können Beträge bis zu mehreren 100 Mio. US-Dollar; Laufzeiten zwischen fünf und fünfzehn Jahren herrschen vor.

    III. Bedeutung:

    Die Bedeutung der Euromärkte wird aufgrund der Vor- und Nachteile kontrovers diskutiert. Die Euromärkte gewährleisten inländischen Kapitalmärkten international eine effizientere Kapitalallokation; sie bilden eine wichtige Quelle für die Finanzierung des internationalen Waren- und Dienstleistungsverkehrs und haben wegen ihrer Fristentransformationsfunktion für langfristige internationale Investitionen große Bedeutung. Der Wettbewerb und die geringen staatlichen Eingriffe führen zu einem effizienten Markt und zu Verfeinerungen der Finanzierungstechniken, die die Mobilität des Kapitals fördern und einen schnellen Liquiditätsausgleich ermöglichen. Darüber hinaus fördern die Euromärkte die Integration der einzelnen nationalen Märkte.

    Gefahren entstanden

    bes. in den letzten Jahren

    durch die Fehleinschätzungen von Länderrisiken. Durch die hohe Mobilität und mangelnde Steuerungsmöglichkeit des Kapitals kann die nationale Geldpolitik umgangen werden; bei Währungskrisen können von diesen Geldern destabilisierend wirkende Spekulationswellen ausgehen.

    Überlegungen hinsichtlich einer Reglementierung der Euromärkte waren die Folge; sie können aber nur bei weltweit gleichzeitiger Einführung Erfolg haben. Die politische Durchsetzbarkeit ist jedoch fraglich.

    IV. Weitere Entwicklung:

    In den 80er und 90er Jahren haben sich an den Euromärkte eine Vielzahl neuer Finanzierungstechniken (Finanzinnovationen), v.a. Revolving Underwriting Facilities (RUF), Note Issuance Facility (NIF), Multiple Component Facilities (MCF), Euro Commercial Papers (ECP) sowie Swaps herausgebildet. Neben Anleihen werden voraussichtlich Euro-Aktien in Zukunft größere Bedeutung gewinnen.

    Da die Gläubiger höhere Flexibilität und Liquidität ihrer Anlagen bevorzugen, versucht man im Wege der Securitization die Forderungen handelbar zu machen; durch die Verbriefung der Forderungen ist es möglich, die eingegangenen Verpflichtungen über den Sekundärmarkt weiter zu veräußern.

    Eine weitere wichtige Entwicklung ist die Globalisierung der Märkte: Die Möglichkeit, in den wichtigsten Finanzzentren der Welt rund um die Uhr alle wichtigen Bankgeschäfte tätigen zu können und die damit einhergehende enge Verknüpfung und gleichartigen Bewegungen der Märkte. Gefördert wird diese Tendenz durch die weitere Deregulierung und Liberalisierung der einzelnen nationalen Märkte sowie die Fortschritte in der Telekommunikationstechnik.

     

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