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Revision von Teamorganisation vom 18.10.2019 - 13:13

Teamorganisation

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    Ausführliche Definition im Online-Lexikon

    Inhaltsverzeichnis

    1. Organisationsformen im Wandel
    2. Das Spotify-Organisationsmodell: Squads, Tribes und Chapters
    3. Gestaltungsprinzipien der Teamorganisation
    4. Funktionsübergreifendes Coaching

    Organisationsformen im Wandel

    Unternehmen agieren heute in einem Marktumfeld, das komplexer, volatiler und kompetitiver ist als jemals zuvor. Um eine schnelle Anpassungsfähigkeit zu erreichen, übernehmen Unternehmen zunehmend Teamstrukturen, die ein hohes Maß an Flexibilität ermöglichen. Sogenannte exponentielle Organisationen wie z.B. Facebook oder Amazon sind durch ein hohes Maß an Autonomie und Flexibilität im Organisationsdesign gekennzeichnet. Auch der Erfolg des schwedischen Musik-Streaming-Dienstes Spotify basiert auf der Anwendung flexibler Konzepte im Organisationsdesign (Organisationsstruktur) und der konsequenten Anwendung agiler Arbeitsweisen (Agile Managementmethoden). Aus dem stetigen Wachstum und der damit verbundenen Skalierung der Organisation ergab sich für das Unternehmen die Notwendigkeit für mehr Struktur bei möglichst hoher Flexibilität. Um zu vermeiden, dass komplexe Hierarchien mit zahlreichen Führungsebenen Innovationen und Dynamik reduzieren, entschied sich Spotify für eine Organisation aus autonomen, cross-funktionalen und vernetzten Teams.

    Das Spotify-Organisationsmodell: Squads, Tribes und Chapters

    Die kleinste organisationale Einheit bei Spotify sind selbst-organisierte Teams von maximal acht Mitarbeitern, genannt Squad. Sie sind verantwortlich für einen spezifischen Aspekt des Produktes, wie beispielsweise das Design der Browser-Funktion, und entscheiden eigenständig, wie sie ihre Arbeit organisieren. Jedes Squad hat einen Product Owner, der die anstehende Arbeit priorisiert. Dieser ist nicht mit einem formellen Manager zu vergleichen, da sich Führung innerhalb eines Squads informell bildet und auf dem „Primus inter Pares“-Prinzip basiert. Die Product Owner der unterschiedlichen Squads tauschen sich regelmäßig aus, um die Ausrichtung auf die strategischen Ziele sicherzustellen und eine gemeinsame Vorgehensweise abzustimmen.
    Mehrere Squads bilden einen Tribe. Dieser fungiert als eine Art Inkubator und hat maximal 100 Mitarbeiter in sich vereint. Dabei werden Tribes nach Themen wie beispielswiese „User Experience“ gebündelt. Die einzelnen Squads arbeiten wiederum an einem Aspekt der User Experience wie der Radio- oder der Browser-Funktion. Alle Squads innerhalb eines Tribes befinden sich am gleichen Standort, um einen intensiven und regelmäßigen persönlichen Austausch zu fördern ("Co-Location-Prinzip“).
    Die Squads innerhalb eines Tribes sind durch sogenannte Chapter verbunden. Chapter fungieren als Austauschplattformen für Entwickler mit ähnlichen Aufgaben und sind Anlaufstelle zur Diskussion von Fragen. Der Chapter Lead hat die Aufgabe, diese Diskussionen zu moderieren, die Mitglieder des Chapters weiterzuentwickeln und Gehälter festzulegen. Er ist in seiner Funktion mit einem klassischen Linienmanager vergleichbar, ist aber selbst auch Teil eines Squads und damit in das Tagesgeschäft eingebunden („Spieler-Coach-Modell“).
    Als eine vierte organisatorische Einheit existieren die sogenannte Guilds, die als informelle Interessensgruppen dem Austausch Chapter-unabhängigen Wissens, wie beispielsweise Leadership oder Coaching, dienen (siehe Abbildung).

    Grundaufbau des Spotify-Organisationsmodells (Quelle: Kniberg, H.; Ivarsson, A.: Scaling Agile @ Spotify, 2012)


    Die agile Teamorganisation soll schnellere Entwicklungs- und Testzyklen sowie die effiziente Umsetzung der Kundenwünsche ermöglichen. Der einfache Teamwechsel dient dem flexiblen Ressourceneinsatz und dadurch der Steigerung der Organisationseffizienz. Autonomie, Entscheidungsfreiheit und die Möglichkeit, Verantwortung zu übernehmen, sind entscheidende Motivationsfaktoren für die Teammitglieder. Dennoch sollte das „Spotify-Modell“ nicht einfach als Blaupause für die Flexibilisierung von Organisationsstrukturen verwendet werden, da sich dieses Organisationsmodell stetig weiterentwickelt und individuell auszugestalten ist.

    Gestaltungsprinzipien der Teamorganisation

    Die fünf wesentlichen Eigenschaften flexibler, netzwerkbasierter Teamorganisationen lassen wie folgt zusammenfassen:
    1) Autonome Teams mit klar definierten Zielen,
    2) Geteilte Verantwortung und gemeinsames Entscheidungsrecht,
    3) Flexible Rollen und flache Hierarchien,
    4) Enge horizontale Abstimmung bei minimaler Abhängigkeit,
    5) Transparenz und offener Informationsfluss.

    Funktionsübergreifendes Coaching

    Die Teamorganisation stellt ein Organisationsmodell dar, das in seinen Kerneigenschaften transparent, skalierbar, anpassungsfähig und digital ausgerichtet ist. Der notwendige Wandel gelingt nur, wenn die Individuen innerhalb einer Organisation die entsprechende Autonomie erhalten, Entscheidungen selbst zu treffen und für deren Umsetzung die Verantwortung zu übernehmen. In einer agilen Teamorganisation müssen Manager daher einen neuen Führungsstil annehmen. Anstelle von Direktions- und Kontrollaufgaben ist ein funktionsübergreifendes Coaching, das die Teamentwicklung bei der Zielerreichung in den Vordergrund rückt, von zentraler Bedeutung.

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