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produktivitätsorientierte Lohnpolitik

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Das Original: Gabler Wirtschaftslexikon

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    Ausführliche Definition im Online-Lexikon

    1. Begriff: Die produktivitätsorientierte Lohnpolitik ist ein lohnpolitisches Konzept (Lohnleitlinie), das den Tarifparteien empfiehlt, Lohnerhöhungen in Höhe des Produktivitätsfortschritts vorzunehmen.

    2. Merkmale: Zu unterscheiden sind die Ausrichtung der Nominallöhne oder der Reallöhne an der Produktivitätssteigerung.

    3. Entwicklung des Begriffs: Bei einer Orientierung von Nominallohnerhöhungen an der Veränderung der Arbeitsproduktivität spricht man von einer einfachen Produktivitätsregel. Diese wurde in den ersten Jahren nach seiner Gründung zunächst auch vom Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung vertreten. Preissteigerungen gehen dann einseitig immer zulasten der Lohnbezieher. Von Meinhold wurde Anfang der 1960er-Jahre eine Doppelanpassung der Löhne an die Veränderung der gesamtwirtschaftlichen Arbeitsproduktivität und des gesamtwirtschaftlichen Preisniveaus vorgeschlagen (Meinhold-Formel). Wenn sich das Preisniveau z.B. aufgrund einer hohen Güternachfrage erhöht, wäre es demnach verfehlt, wenn die Löhne ausschließlich entsprechend dem Produktivitätsfortschritt zunehmen. In ihrer modifizierten Version, die Mitte der 1960er-Jahre auch Eingang in die Gutachten des Sachverständigenrats fand, ist die produktivitätsorientierte Lohnpolitik so zu verstehen, dass zur Steigerung der realen Arbeitsproduktivität noch die inflatorische Wirkung hinzugeschlagen wird, die durch andere Faktoren als die Lohnkosten verursacht wurde („unvermeidliche Teuerungsrate“). Demnach ergibt sich für die produktivitätsorientierte Lohnpolitik:

    MathML (base64):PG1hdGggeG1sbnM9Imh0dHA6Ly93d3cudzMub3JnLzE5OTgvTWF0aC9NYXRoTUwiIG1hdGhzaXplPSIyMCI+Cjxtc3ViPgo8bW92ZXIgYWNjZW50PSJ0cnVlIj4KPG1pPnc8L21pPgo8bW8+zIc8L21vPgo8L21vdmVyPgo8bWk+bjwvbWk+CjwvbXN1Yj4KPG1vPj08L21vPgo8bW92ZXIgYWNjZW50PSJ0cnVlIj4KPG1pPs+APC9taT4KPG1vPsyHPC9tbz4KPC9tb3Zlcj4KPG1vPis8L21vPgo8bW92ZXIgYWNjZW50PSJ0cnVlIj4KPG1pPlA8L21pPgo8bW8+zIc8L21vPgo8L21vdmVyPgo8L21hdGg+Cg==

    Es bedeuten:  wn = Nominallohnsatz je Std., π = (reale) Arbeitsproduktivität, P = Preisniveau. (Die Punkte über den jeweiligen Größen weisen auf die entsprechende Wachstumsrate hin; die Wachstumsrate des Preisniveaus entspricht hier der unvermeidlichen Teuerungsrate).

    4. Praktische Umsetzung: Bei der heutigen Anwendung des Konzepts der produktivitätsorientierten Lohnpolitik wird die Preissteigerungsrate durch die Zielinflationsrate der Zentralbank ersetzt. Für die Arbeitsproduktivität wird nicht die kurzfristig stark schwankende, sondern die trendmäßige Wachstumsrate verwendet:


    In Deutschland beträgt die Zielinflationsrate der Zentralbank (Europäische Zentralbank) knapp 2 Prozent pro Jahr, der Trend der gesamtwirtschaftlichen Arbeitsproduktivität liegt in etwa bei einem Zuwachs von einem bis 1,5 Prozent jährlich. Daraus ergeben sich gesamtwirtschaftliche nominale Lohnsteigerungen im Rahmen einer produktivitätsorientierten Lohnpolitik von rund drei bis 3,5 Prozent pro Jahr.

    5. Zusammenhang mit anderen Größen: a) Lohnstückkosten: Unter Lohnstückkosten versteht man die Lohnkosten pro Produktionseinheit. Die Verfolgung einer produktivitätsorientierten Lohnpolitik sorgt für eine Konstanz der realen Lohnstückkosten. Definiert man die (gesamtwirtschaftlichen) realen Lohnstückkosten als Quotient aus Arbeitnehmerentgelt (nominale Lohnsumme) zu nominalem Bruttoinlandsprodukt, dann ergibt sich durch Umformung der Quotient aus Reallohn je Std. zu Arbeitsproduktivität je Std.:MathML (base64):PG1hdGggeG1sbnM9Imh0dHA6Ly93d3cudzMub3JnLzE5OTgvTWF0aC9NYXRoTUwiIG1hdGhzaXplPSIyMCI+CjxtaT5MPC9taT4KPG1pPlM8L21pPgo8bXN1Yj4KPG1pPks8L21pPgo8bWk+cjwvbWk+CjwvbXN1Yj4KPG1vPj08L21vPgo8bWZyYWM+Cjxtc3ViPgo8bWk+VzwvbWk+CjxtaT5uPC9taT4KPC9tc3ViPgo8bXN1Yj4KPG1pPlk8L21pPgo8bWk+bjwvbWk+CjwvbXN1Yj4KPC9tZnJhYz4KPG1vPj08L21vPgo8bWZyYWM+Cjxtcm93Pgo8bXN1Yj4KPG1pPnc8L21pPgo8bWk+bjwvbWk+CjwvbXN1Yj4KPG1vPuKLhTwvbW8+CjxtaT5FPC9taT4KPC9tcm93Pgo8bXJvdz4KPG1zdWI+CjxtaT5ZPC9taT4KPG1pPnI8L21pPgo8L21zdWI+Cjxtbz7ii4U8L21vPgo8bWk+UDwvbWk+CjwvbXJvdz4KPC9tZnJhYz4KPG1vPj08L21vPgo8bWZyYWM+Cjxtcm93Pgo8bXN1Yj4KPG1pPnc8L21pPgo8bWk+bjwvbWk+CjwvbXN1Yj4KPG1vPi88L21vPgo8bWk+UDwvbWk+CjwvbXJvdz4KPG1yb3c+Cjxtc3ViPgo8bWk+WTwvbWk+CjxtaT5yPC9taT4KPC9tc3ViPgo8bW8+LzwvbW8+CjxtaT5FPC9taT4KPC9tcm93Pgo8L21mcmFjPgo8L21hdGg+Cg==

    Es bedeuten: LSKr = reale Lohnstückkosten, Wn = nominale Lohnsumme, Yn = nominales Bruttoinlandsprodukt, Yr = reales Bruttoinlandsprodukt, P = Preisniveau, E = Erwerbstätige (Einsatz in Std.), wn = Nominallohnsatz je Std., wn/P = Reallohnsatz je Std., Yr/E = reale Arbeitsproduktivität je Std. Die realen Lohnstückkosten bleiben (näherungsweise) konstant, wenn der Nominallohnsatz mit der gleichen Rate wächst wie die Summe aus der Veränderungsrate der Arbeitsproduktivität und der allgemeinen Preissteigerungsrate. (Die Punkte über den jeweiligen Größen weisen auf die entsprechende Wachstumsrate hin).

    MathML (base64):PG1hdGggeG1sbnM9Imh0dHA6Ly93d3cudzMub3JnLzE5OTgvTWF0aC9NYXRoTUwiIG1hdGhzaXplPSIyMCI+Cjxtb3ZlciBhY2NlbnQ9InRydWUiPgo8bXJvdz4KPG1pPkw8L21pPgo8bWk+UzwvbWk+Cjxtc3ViPgo8bWk+SzwvbWk+CjxtaT5yPC9taT4KPC9tc3ViPgo8L21yb3c+Cjxtbz7MhzwvbW8+CjwvbW92ZXI+Cjxtbz7iiYg8L21vPgo8bXN1Yj4KPG1vdmVyIGFjY2VudD0idHJ1ZSI+CjxtaT53PC9taT4KPG1vPsyHPC9tbz4KPC9tb3Zlcj4KPG1pPm48L21pPgo8L21zdWI+Cjxtbz4tPC9tbz4KPG1mZW5jZWQgY2xvc2U9Il0iIG9wZW49IlsiPgo8bXJvdz4KPG1mZW5jZWQgY2xvc2U9IikiIG9wZW49IigiPgo8bWZyYWM+Cjxtc3ViPgo8bW92ZXIgYWNjZW50PSJ0cnVlIj4KPG1pPlk8L21pPgo8bW8+zIc8L21vPgo8L21vdmVyPgo8bWk+cjwvbWk+CjwvbXN1Yj4KPG1pPkU8L21pPgo8L21mcmFjPgo8L21mZW5jZWQ+Cjxtbz4rPC9tbz4KPG1vdmVyIGFjY2VudD0idHJ1ZSI+CjxtaT5QPC9taT4KPG1vPsyHPC9tbz4KPC9tb3Zlcj4KPC9tcm93Pgo8L21mZW5jZWQ+CjwvbWF0aD4K

    b) Lohnquote: Aus der Definition der gesamtwirtschaftlichen realen Lohnstückkosten geht hervor, dass sie dem Anteil der Löhne am Bruttoinlandsprodukt entsprechen. Diese Größe kann näherungsweise als gesamtwirtschaftliche Lohnquote bezeichnet werden. Unterstellt man weiterhin, dass der Arbeitnehmeranteil (Anteil der abhängig Erwerbstätigen an allen Erwerbstätigen) sich nicht verändert, dann gilt, dass bei Konstanz der realen Lohnstückkosten auch die so definierte Lohnquote konstant bleibt.

    6. Bedeutung für die keynesianische Makroökomnomik: Im Rahmen der keynesianischen Einkommenspolitik wird die modifizierte Produktivitätsregel v.a. aus stabilitätspolitischen Überlegungen heraus empfohlen, da eine an der Meinhold-Formel orientierte Lohnentwicklung zu einem Anker für Preisniveau und Konjunktur wird. Entscheidend ist dabei v.a., dass die Lohnsteigerungen nicht an der tatsächlichen oder der erwarteten Inflationsrate, sondern an der Zielinflationsrate der Zentralbank ausgerichtet werden, um einen Stabilitätsfaktor für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung zu bilden.

    7. Probleme: a) Einkommensverteilung: Da der Zuwachs aus Produktivitäts- und Preisniveauanstieg auch als Verteilungsspielraum interpretiert werden kann, führt eine produktivitätsorientierte Lohnpolitik dazu, dass der Verteilungsspielraum gerade ausgeschöpft und die gegebene Einkommensverteilung damit zementiert wird.
    b) Stabilitäts- vs. Verteilungspolitik: Wenn in der Lohnleitlinie die Zielinflationsrate zur Anwendung kommt und diese in der Realität von der tatsächlichen Preissteigerungsrate abweicht, kann es bei Verfolgung einer produktivitätsorientierten Lohnpolitik zu einer Änderung der realen Lohnstückkosten und der Einkommensverteilung kommen. Stabilitäts- und verteilungspolitische Ziele können daher in Konflikt geraten.
    c) Einfluss anderer Kostenfaktoren: Neben den Lohnkosten spielen bei der Preisbildung noch andere Kostenbestandteile (z.B. die Kapitalkosten, Terms-of-Trade, etc.) eine Rolle, die zu einer Erhöhung des Kosten- und Preisniveaus führen können.

    Vgl. auch kostenniveauneutrale Lohnpolitik.

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