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sektoraler Strukturwandel
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1. Begriff: Verschiebungen in der sektoralen Wirtschaftsstruktur als Folge unterschiedlich starken Wachstums der einzelnen Wirtschaftszweige. Sektoraler Strukturwandel vollzieht sich längerfristig und zeichnet sich durch weitgehend stabile Grundtendenzen aus. Strukturelle Verschiebungen sind deshalb überwiegend dauerhaft.
2. Messung: Der sektorale Strukturwandel wird üblicherweise anhand der Veränderungen in den prozentualen Anteilen (Sektoranteilen) der Wirtschaftszweige am Nationaleinkommen oder an den Gesamtbeschäftigten beschrieben.
3. Ursachen des sektoralen Strukturwandels: a) Institutionelle Veränderungen: Hierzu gehören v.a. Veränderungen im Rechtssystem, etwa der Steuergesetzgebung oder des Sozialversicherungssystems, des Wettbewerbsrechts sowie im Ausmaß von Regulierung bzw. Deregulierung. Zahlreiche Gesetzesänderungen, die das Verhalten der Produzenten und Konsumenten beeinflussen, sind z.B. im Zuge der Schaffung eines einheitlichen Binnenmarktes in der EU vorgenommen worden. Auch die Umweltschutzgesetzgebung hat zu deutlichen Verhaltensänderungen geführt und den sektoralen Strukturwandel beeinflusst. Im außenwirtschaftlichen Bereich können Richtungsänderungen der Handelspolitik (Liberalisierung, Zollabbau im Rahmen der WTO) oder die Wechselkurspolitik entscheidende Rahmendaten setzen.
b) Angebotsseitige Faktoren sind Änderungen in der Verfügbarkeit (Menge und Preis) von Produktionsfaktoren, z.B. eine Verknappung oder Verteuerung von Energie oder Rohstoffen. Eine wichtige Rolle spielt das Angebot an menschlicher Arbeit. Neben dem physischen Angebot (Mangel oder Überschuss an Arbeitskräften) ist v.a. die Lohnentwicklung entscheidend. Bei hohem Lohnniveau sind arbeitsintensive Produktionszweige benachteiligt. Eine wesentliche Determinante ist schließlich der technische Fortschritt. Er beeinflusst das Verhältnis von Arbeits- und Kapitaleinsatz, führt aber auch zu Veränderungen in der Vorleistungsnachfrage der Unternehmen (z.B. Ersatz metallischer Werkstoffe durch Kunststoffe oder Keramik; energiesparender technischer Fortschritt) mit entsprechenden Auswirkungen auf betroffene Vorleistungssektoren.
c) Nachfrageseitige Faktoren sind zunächst Verschiebungen in der gesamtwirtschaftlichen Nachfragestruktur: Zu- oder Abnahme des privaten Konsums, Ausweitung oder Einschränkung des Staatsverbrauchs, Zugewinn oder Verlust von Absatzmärkten im Ausland, zu- oder abnehmende Importnachfrage (Importkonkurrenz). Wesentlichen Einfluss auf den sektoralen Strukturwandel haben aber auch Veränderungen in der Konsumstruktur der privaten Haushalte, der Zusammensetzung der staatlichen Ausgaben sowie Veränderungen in der Exportstruktur und der Importstruktur.
4. Sektoraler Strukturwandel und Wirtschaftswachstum: Der sektorale Strukturwandel zeigt sich in Phasen hohen gesamtwirtschaftlichen Wachstums am ausgeprägtesten, während er sich bei schwachem Wachstum typischerweise verlangsamt. Ein Wirtschaftswachstum ohne jegliche Verschiebung der Sektoranteile ist in der Realität unwahrscheinlich. Allerdings hat sich die neoklassische Wachstumstheorie sehr ausführlich mit diesem Spezialfall befasst (Modelle des „Steady-State-Growth” (Steady State)). Friktionen im sektoralen Strukturwandel, v.a. als Ausdruck einer nicht ausreichenden Anpassungsbereitschaft oder -fähigkeit der Unternehmen, können sich zu Wachstumshemmnissen auswirken und v.a. auch zu struktureller Arbeitslosigkeit führen.
Es ist Aufgabe der sektoralen Strukturpolitik, den marktwirtschaftlichen Selbststeuerungsprozess zu unterstützen oder zu korrigieren, dass gesamtwirtschaftlich oder gesellschaftlich unerwünschte Folgen struktureller Verschiebungen vermieden oder zumindest gemildert werden.
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