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Internationale Rechnungslegung
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Das Original: Gabler Wirtschaftslexikon
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Die Regulierung der Rechnungslegung war lange Zeit eine Staatsaufgabe und damit von vielfältigen nationalen Besonderheiten geprägt. Die folglich international wenig vergleichbaren Rechnungslegungsdaten behinderten somit das Zusammenwachsen der Kapitalmärkte. Die faktisch immer notwendiger werdende Internationalisierung der Rechnungslegung konkretisierte sich im Juni 2000, als die EU-Kommission in ihrem Papier „Rechnungslegungsstrategie der EU: Künftiges Vorgehen“ die EU-weite Anwendung der International Accounting Standards (IAS) bzw. International Financial Reporting Standards (IFRS) des International Accounting Standards Board (IASB) als strategisches Ziel formulierte. Mit der „Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates betreffend die Anwendung internationaler Rechnungslegungsstandards“ vom 19.7.2002 wurde dieser Schritt rechtskräftig: Demnach müssen kapitalmarktorientierte Unternehmen mit Sitz in der EU seit 2005 bzw. 2007 ihre Konzernabschlüsse nach den IAS/IFRS erstellen. Da das IASB eine privatrechtlich organisierte, internationale Vereinigung ist und deren Standards nicht unmittelbar rechtsverbindlich sein können, müssen diese jeweils ein Annerkennungsverfahren durchlaufen, um auf EU-Ebene bzw. in anderen Ländern rechtsverbindlich zu werden.
Neben den IFRS werden in der Literatur oftmals die vom US-amerikanischen Financial Accounting Standards Board (FASB) im Auftrag der US-Börsenaufsichtsbehörde (Securities and Exchange Commission (SEC)) entwickelten United States Generally Accepted Accounting Principles (US-GAAP) zu den internationalen Rechnungslegungsvorschriften gezählt. Die US-GAAP haben zwar als Prototyp einer informations- und kapitalmarktorientierten Rechnungslegung die Entwicklung der IAS/IFRS entscheidend mitgeprägt, dennoch beschränkt sich ihre verpflichtende Anwendung auf die bei der SEC eingereichten Abschlüsse kapitalmarktorientierter Unternehmen. Das US-GAAP-System kann somit nicht als internationales Rechnungslegungssystem i.e.S. verstanden werden.
Der internationalen Rechnungslegung eilt der - empirisch schwer zu überprüfende - Ruf voraus, insbesondere gegenüber den deutschen handelsrechtlichen Vorschriften qualitativ und quantitativ höherwertige Finanzinformationen bereit zu stellen. Die IAS/IFRS verstehen sich als anlegerorientiertes Rechnungslegungssystem, dessen vorrangiges Ziel die Bereitstellung entscheidungsnützlicher Informationen für Investoren und andere Gruppen ist. Der Gedanke des Gläubigerschutzes durch eine vom Vorsichtsprinzip geprägte Ermittlung eines ausschüttungsfähigen Gewinns wird hier nicht verfolgt. Entsprechend erfolgt eine umfassende Bilanzierung der Vermögenswerte und Schulden zum beizulegenden Zeitwert (Fair Value), während nach HGB traditionell die historischen bzw. fortgeführten Anschaffungskosten die Wertobergrenze für Vermögensgegenstande bilden. Ferner fehlt eine Verknüpfung mit der steuerlichen Gewinnermittlung, wie sie in Deutschland aufgrund des Maßgeblichkeitsprinzips bis heute - wenn auch mit deutlich abnehmender Tendenz - besteht. In der internationalen Rechnungslegung rückt der Konzernabschluss in den Mittelpunkt, der als zentrale Bestandteile neben Bilanz und Gesamtergebnisrechnung auch eine Kapitalflussrechnung, eine Segmentberichterstattung, eine Eigenkapitalveränderungsrechnung sowie einen umfangreichen Anhang(Notes), die dem Adressaten weitere Informationen zur Verfügung stellen sollen, beinhaltet.
Die IAS/IFRS entwickeln sich kontinuierlich zum globalen Standard für die Rechnungslegung. Sie werden in nunmehr ca. 130 Ländern für die Erstellung von Jahresabschlüssen verwendet. Zudem entschied die SEC nach langen Diskussionen, dass ausländische Emittenten anstatt eines US-GAAP-Abschlusses ebenfalls einen IFRS-Abschluss einreichen können. Eine Entscheidung über eine vollständige Anerkennung der IFRS auch für US-amerikanische Unternehmen steht hingegen noch aus. Insgesamt ist es dem IASB damit gelungen, die Rechnungslegung als einen elementareren Bestandteil der gesamten Corporate Governance nahezu weltweit zu harmonisieren.
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