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Menschenrechte
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Inhaltsverzeichnis
Allgemein
Menschenrechte sind individuelle Rechte, die jedem Menschen aufgrund seines Menschseins zukommen. Dieses beinhaltet seine Sterblichkeit, seine Empfindungsfähigkeit, seine Leidens- und Glücksfähigkeit und sein Bewusstsein, was es mit dem Sein von Lebewesen überhaupt verbindet. Menschenrechte sind universell gültig, unveräußerlich und unteilbar und können philosophisch bzw. ethisch hergeleitet und begründet sowie rechtlich festgeschrieben werden. Systematisch herausgearbeitet wurden sie seit der Aufklärung, auch gegen den Widerstand der Kirche. Grundrechte erlässt der Staat für seine Bürger, vor allem in der Verfassung. Tiere können prinzipiell Grundrechte haben, aber keine Menschenrechte (da sie keine Menschen sind). Mit den Menschenrechten befassen sich neben der Philosophie bzw. der Ethik insbesondere die Politik- und die Rechtswissenschaft.
Beispiele
Bürgerliche und politische Rechte – festgehalten im Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte (International Covenant on Civil and Political Rights, ICCPR), auch als Zivilpakt bekannt – sind zum einen Persönlichkeitsrechte (Recht auf Leben; Recht auf körperliche Unversehrtheit; Verbot von Folter; Schutz vor Menschenversuchen) und zum anderen Freiheitsrechte (Recht auf Freiheit, Eigentum und Sicherheit der Person; Freiheit von willkürlichen Eingriffen in die Privatsphäre; Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit; Meinungsfreiheit). Zu den wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Rechten – festgehalten im Internationalen Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte (International Covenant on Economic, Social and Cultural Rights, ICESCR), auch als Sozialpakt bekannt – gehören Recht auf Selbstbestimmung, Gleichberechtigung von Mann und Frau sowie Recht auf Arbeit und angemessene Entlohnung.
Erklärungen und Pakte
Ein Bekenntnis zu den Menschenrechten enthält die Charta der Vereinten Nationen, in Kraft getreten am 24. Oktober 1945. Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte (AEMR) – im englischen Sprachraum die Universal Declaration of Human Rights (UDHR) – der Generalversammlung der Vereinten Nationen vom 10. Dezember 1948 ist kein völkerrechtlicher Vertrag und rechtlich nicht bindend, dennoch von besonderer Bedeutung. Artikel 1 ("Freiheit, Gleichheit, Solidarität") lautet: "Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geist der Brüderlichkeit begegnen." Rechtlich bindend sind die bereits genannten ICCPR (in Kraft getreten am 23. März 1976) und ICESCR (in Kraft getreten am 3. Januar 1976). Sie speisen sich z.T. aus der AEMR.
Menschenrechte der Zukunft
Angesichts der Entwicklungen in Robotik, Künstlicher Intelligenz (KI) und Neurowissenschaften müssen Menschen- und Grundrechte neu gedacht und gedeutet werden. Hightechprothesen und Exoskelette können genauso zum Menschen der Zukunft gezählt werden wie Brain-Computer-Interfaces (BCIs). Sie können daher in das Recht auf körperliche Unversehrtheit einbezogen werden. Zugleich können sie dieses Recht verletzen (oder in bestimmten Fällen dem Verbot von Folter zuwiderlaufen). Wenn BCIs im Zusammenspiel mit generativer KI in der Lage sein sollten, Gedanken zu lesen, ist die Freiheit von willkürlichen Eingriffen in die Privatsphäre in Frage gestellt. Neben Cyborgs sind umgekehrte oder umgedrehte Cyborgs von Relevanz, also Maschinen und Roboter, die mit biologischen Komponenten wie gezüchteten Nervenzellen oder lebender Haut ergänzt werden.
Kritik und Ausblick
Zivil- und Sozialpakt wurden jeweils von über 170 Staaten ratifiziert. Die Schweiz ließ sich bis 1992 Zeit dafür. Der Internationale Pakt über bürgerliche und politische Rechte wurde von mehreren Staaten zwar unterzeichnet, jedoch nicht ratifiziert, etwa von China und Kuba. Der Internationale Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte wurde auch von China ratifiziert. Faktisch verletzen immer wieder Länder, die den Zivilpakt ratifiziert haben, die bürgerlichen und politischen Rechte. Die Ethik begründet die Menschenrechte, u.a. in deren Anspruch, universell gültig, unveräußerlich und unteilbar zu sein, und wehrt sich gegen Versuche der Relativierung, etwa durch den Postkolonialismus oder die Identitätspolitik. Wirtschaftsethik und Informationsethik beschäftigen sich mit dem Recht auf Arbeit angesichts von Automatisierung, Digitalisierung und Robotisierung sowie mit dem Cyborg im Arbeitsleben und Alltag. Die Tierethik schafft die Grundlage der Grundrechte von Lebewesen, die über Bewusstsein verfügen bzw. leiden und nach Glück streben können, und macht deutlich, dass Tierrechte mit Menschenrechten zusammenhängen.
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