Direkt zum Inhalt

Arbeit

Definition: Was ist "Arbeit"?

Zielgerichtete, soziale, planmäßige und bewusste, körperliche und geistige Tätigkeit.

GEPRÜFTES WISSEN
Über 200 Experten aus Wissenschaft und Praxis.
Mehr als 25.000 Stichwörter kostenlos Online.
Das Original: Gabler Wirtschaftslexikon

zuletzt besuchte Definitionen...

    Ausführliche Definition im Online-Lexikon

    Inhaltsverzeichnis

    1. Begriff
    2. Volkswirtschaftstheorie
    3. Ethik
    4. Soziologie
    5. Arbeitswissenschaft/Industriebetriebslehre

    Begriff

    Zielgerichtete, soziale, planmäßige und bewusste, körperliche und geistige Tätigkeit. Ursprünglich war Arbeit der Prozess der Auseinandersetzung des Menschen mit der Natur zur unmittelbaren Existenzsicherung; wurde mit zunehmender sozialer Differenzierung und Arbeitsteilung und der Herausbildung einer Tauschwirtschaft und Geldwirtschaft mittelbar.

    In der Antike und im Mittelalter waren die Begriffsinhalte von Arbeit negativ und abwertend: Arbeit galt als unwürdige Tätigkeit, deren sprachliche Synonyme Mühsal, Plage, Last und Not waren; sie wurde dadurch zur Angelegenheit der unteren sozialen Schichten. Erst durch die christliche Religion erhielt Arbeit eine positive Bestimmung; bes. in der protestantischen Ethik ist Arbeit identisch mit Pflichterfüllung und gottgefälligem Tun, und in einer asketischen, durch Arbeit geprägten Lebensweise wird bereits im Diesseits die Vorbestimmtheit für die ewige Seligkeit sichtbar. Die positive Bewertung von Arbeit hat sich in den sich früh industrialisierenden westlichen Gesellschaften durchgesetzt; Weber (1864–1920) sah in der protestantischen Ethik die Voraussetzungen für den kapitalistischen Industrialisierungsprozess. Auch gegenwärtig wird Arbeit, auch Arbeitseinkommen und der sich darin dokumentierende Erfolg, positiv bewertet.

    Volkswirtschaftstheorie

    Produktionsfaktor neben Boden und Kapital. Arbeit ist wie Boden ein originärer Produktionsfaktor.

    Problematisch ist, dass die Untrennbarkeit von Mensch und Arbeitskraft unberücksichtigt bleibt; deshalb wird Arbeit als eigentlicher Produktionsfaktor, Boden und Realkapital als Produktionsmittel bezeichnet.

    Vgl. auch Wertlehre.

    Da die Person des Arbeitenden und die Abgabe von Arbeitsleistungen nicht trennbar sind, kann eine zunehmende Arbeitsteilung (Spezialisierung) eine höhere Produktivität und Selbstentfaltung (Smith), aber auch eine Einschränkung der Selbstbestimmung und Selbstentfaltung bis hin zur völligen Fremdbestimmung des Arbeitnehmers (Marx) darstellen; sie kann Ursache sozialer Spannungen sein. Dem entgegenzuwirken, ist Zweck der Betriebsverfassungs- und Mitbestimmungsgesetze, s. Mitbestimmungsgesetz (MitbestG).

    In der kurz- und mittelfristig ausgerichteten keynesianischen Makroökonomik ist Arbeit der einzige variable Produktionsfaktor. Dabei erfolgt seine Entlohnung gemäß der neoklassischen Grenzproduktivitätstheorie. In neoklassisch geprägten Ansätzen erfolgt die Herleitung des Arbeitsangebots aus Nutzenmaximierungsansätzen eines repräsentativen Haushalts (Arbeitsmarkt). Dabei wird Arbeit (im Gegensatz zur Freizeit) grundsätzlich als Leid empfunden, d.h. ist mit einem negativen Grenznutzen verbunden.

    Ethik

    1. Allgemein galt Arbeit im griech. Altertum als Praxis und damit gegenüber Theorie als minderwertig, so erfährt sie durch das „Bete und arbeite” des Benedikt von Nursia eine erste Aufwertung. Seit der Reformation und bes. seit Hegel und Marx wird Arbeit zur Grundbestimmung des Menschen.

    2. Wirtschaftsethisch von Bedeutung ist Arbeit im Zusammenhang mit
    (1) einer Humanisierung der Arbeitswelt,
    (2) dem Gedanken der Selbstverwirklichung des Menschen durch und in Arbeit (beides zusammen führt zu neuen, modernen Formen der Arbeitsorganisation) und
    (3) verbreiteter Massenarbeitslosigkeit. Bei der Arbeitslosigkeit geht es nicht nur um angemessene soziale Sicherung der Arbeitslosen, da Arbeit zur Identität des modernen Menschen gehört. Obwohl es ein einklagbares individuelles „Recht auf Arbeit” wegen der ökonomischen Anreize zur Arbeit auch wirtschaftsethisch nicht geben kann (Wirtschaftsethik), bleibt Arbeitslosigkeit eine sozialpolitische Herausforderung.

    Soziologie

    Arbeit ist ein Prozess, in dem Menschen soziale Beziehungen eingehen, die im gesamten Lebenszusammenhang von zentraler Bedeutung sind; hierzu gehören die Strukturierung der Zeit, die soziale Anerkennung und das Selbstwertgefühl.

    Die Formen der Arbeit bestimmen die Art der sozialen Beziehungen auch über den Arbeitsprozess hinaus und sind Ausdruck des Entwicklungsstandes von Gesellschaften, ihrer sozialen Strukturen, Organisations- und Kooperationsformen und Herrschaftsordnungen; demzufolge stehen sozialer Wandel und die Veränderung von Arbeitsformen und Arbeitsinhalten in enger Beziehung. Arbeit und Gesellschaft sind seit der Industrialisierung einem Wandel ausgesetzt, der vorwiegend durch die Entwicklung der Technik und die zunehmende Digitalisierung der Wirtschaft bestimmt ist, die die Arbeit unmittelbar betrifft und zu Strukturwandlungen in Wirtschaft und Gesellschaft führt.

    Ein wesentlicher Aspekt für die Zukunft der Arbeit ist die zunehmende Freizeit, durch die die zentrale Stellung der Arbeit im menschlichen Lebenszusammenhang und die Bedeutung der Arbeit für die sozialen Beziehungen berührt wird. Es ist sehr wahrscheinlich, dass ein Bedeutungswandel von Arbeit eintritt, weil Erwerbstätige im Verlauf ihres Arbeitslebens mehrfach ihren Betrieb und ggf. ihre Tätigkeit wechseln müssen und zunehmend gezwungen sind, durch den fortschreitenden technologischen Wandel ihr Humankapital zu verbessern.

    Vgl. auch Entfremdung, Arbeitszufriedenheit.

    Arbeitswissenschaft/Industriebetriebslehre

    Ursprünglich wurde Arbeit nur als Ausdruck der ökonomisch relevanten Kostengütermenge Arbeit betrachtet. Die Definition ging von den ökonomischen Wirkungen der Arbeit aus, die auf Nutzung der Arbeitskraft in der Zeit beruht: Arbeit = Arbeitskraft × Arbeitszeit.

    Arbeitskraft und Arbeitszeit sind jedoch keine ökonomischen Begriffe oder Tatbestände, sondern haben in Physik, Physiologie, Soziologie, Psychologie etc. ihre Wurzeln. Aus diesem Grund wird heute Arbeit wesentlich umfassender als ein Potenzial des Menschen zur Existenzsicherung verstanden, für einen Teil der Erwerbstätigen auch der Selbsterhaltung.

    Mit Ihrer Auswahl die Relevanz der Werbung verbessern und dadurch dieses kostenfreie Angebot refinanzieren: Weitere Informationen

    Mindmap "Arbeit"

    Hilfe zu diesem Feature
    Mindmap Arbeit Quelle: https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/arbeit-31465 node31465 Arbeit node27801 Arbeitslosigkeit node31465->node27801 node45598 Produktionsfaktoren node31465->node45598 node28662 Dienstleistungen node29988 Benchmarking node27801->node29988 node54195 Digitalisierung node27801->node54195 node38052 Keynesianismus node27801->node38052 node43179 Rückstellung node36234 Humanisierung der Arbeit node39099 Leistungslohn node28649 Arbeitsteilung node28649->node31465 node48480 Taylorismus node28649->node48480 node48480->node31465 node48480->node36234 node48480->node39099 node48161 Werbung node38061 Kapital node45598->node38061 node122433 Lockdown node54080 Wirtschaft node122433->node54080 node54195->node54080 node54080->node31465 node54080->node28662 node54080->node48161 node54080->node38061 node38061->node31465 node38061->node43179 node41897 Kennzahlen node41897->node45598 node48087 Unternehmen node48087->node45598
    Mindmap Arbeit Quelle: https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/arbeit-31465 node31465 Arbeit node45598 Produktionsfaktoren node31465->node45598 node38061 Kapital node31465->node38061 node27801 Arbeitslosigkeit node31465->node27801 node54080 Wirtschaft node54080->node31465 node48480 Taylorismus node48480->node31465

    News SpringerProfessional.de

    Literaturhinweise SpringerProfessional.de

    Bücher auf springer.com

    Sachgebiete

    Interne Verweise