Tierethik
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Allgemein
Die Tierethik beschäftigt sich, um eine Wendung von Ursula Wolf zu gebrauchen, mit dem Tier in der Moral, genauer mit den Pflichten von Menschen gegenüber Tieren und den Rechten von Tieren, ferner mit dem Verhältnis zwischen Tieren und (teil-)autonomen intelligenten Systemen, z.B. Agenten und Robotern. Sie hat sich, mit Wurzeln in der griech. und röm. Antike, bei Pythagoras und Empedokles sowie Plutarch, im 18. und 19. Jh. mit Jeremy Bentham und Arthur Schopenhauer allmählich entwickelt und im 20. Jh. als Bereichsethik voll ausgebildet. Anders als bei jeder anderen Bereichsethik steht nicht der Mensch, sondern das Tier als Objekt der Moral im Vordergrund.
Argumente und Begründungen
Ein wichtiges moralisches und ethisches Argument ist die Leidensfähigkeit. Mit dieser lässt sich eine artgerechte Haltung (im Gegensatz zur Massentierhaltung) oder sogar ein Verbot der Nutzung begründen. Nach Bentham ist die Frage nicht, ob Tiere denken oder reden, sondern ob sie leiden können. Darüber hinaus ist die Frage, ob sie leben wollen. Mit dem Lebenswillen lässt sich u.U. ein Verbot des Tötens begründen. Das Tier wird i.Allg. als Objekt der Moral angesehen, nicht aber als Subjekt. Menschenaffen und anderen hochentwickelten Lebewesen gesteht man allenfalls eine Vormoral zu, und es ist unbestritten, dass sie weitgehende soziale Fähigkeiten haben. Zudem ist gesichert, dass die menschliche Moral aus einer tierischen Vormoral (wenn man sie so nennen will) hervorgegangen ist.
Beziehungen zu Bereichsethiken
Die Tierethik muss ihre Stellung innerhalb der Ethik und ihr Verhältnis zu den Bereichsethiken bestimmen, die sich selbst dem Tier zuwenden. Die Informationsethik thematisiert vor dem Hintergrund, dass Tiere mit Funkchips versehen, mit Überwachungsgeräten verfolgt und von Maschinen betreut werden, die Rechte und Pflichten von Kreaturen in der Informationsgesellschaft und die Möglichkeiten, Technologien und Systeme tiergerecht zu gestalten. Die Maschinenethik als Pendant zur Menschenethik interessiert sich dafür, wie man (teil-)autonome Systeme, die in eine Interaktion mit Tieren treten (Tier-Maschine-Interaktion), als moralische Subjekte (der besonderen Art) umsetzen kann. Enge Beziehungen gibt es zur Wirtschaftsethik, mit Blick auf Massentierhaltung und Industrialisierung des Tötens, zudem zu Bio- und Umweltethik (als deren Teilgebiet die Tierethik auch betrachtet werden kann).
Kritik und Ausblick
Die Tierethik bekommt neue Impulse durch Tierrechtsbewegungen und vegetarische und vegane Lebensweisen, die immer wieder im Trend liegen. Dabei muss sie ihre Unabhängigkeit bewahren, ohne in der Beliebigkeit zu versinken. Die politischen Organe kann sie, etwa durch Vertreter einer Ethikkommission, beraten und unterstützen. Im ständigen Dialog ist sie mit der Rechtswissenschaft, bspw. in Bezug auf die Frage, ob Tiere lediglich als Sachen oder als fühlende Wesen mit eigenen Interessen und Rechten aufzufassen sind. Nicht zuletzt hat sie sich mit Biologie, Tiermedizin und -psychologie zu verständigen, zudem – über Informations- und Technikethik sowie Maschinenethik als Mittler – mit Ingenieurwissenschaften, Informatik, Wirtschaftsinformatik und Robotik.
Bücher
Zeitschriften
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Interne Verweise
Tierethik
- 501.V2
- Animal Enhancement
- B.1.1.7
- Bioethik
- Chimäre
- Corona-Impfung
- Cyborg
- Ernährung
- Fridays for Future
- In-vitro-Fleisch
- KI-Ethik
- Konsumgesellschaft
- Krieg
- Kultur
- Kunstleder
- Massentierhaltung
- Mensch
- Mensch-Maschine-Interaktion
- Menschenrechte
- Mode
- Natur
- Pflanzen
- Philosophie
- Systemrelevanz
- Tier-Maschine-Interaktion
- Tierrechte
- Umweltethik
- Umweltzerstörung
- Vegetarismus
- Wellenbrecher
- Wohlstand
- Zukunft