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Governance-Structure-Theorie der Unternehmung
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Das Original: Gabler Wirtschaftslexikon
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Neoklassische Theorie der Unternehmung, wobei sie sich als Weiterentwicklung der Transaktionskostentheorie der Unternehmung sowie als moderne Institutionentheorie versteht.
Nach Williamson ist ökonomische Organisation als Vertragsproblem zu fassen. Verträge regeln Transaktionen, wobei Transaktionskosten ex ante und ex post entstehen, weil die Verhandlungen ex post davon abhängen, ob der Vertrag vollständig ex ante spezifiziert worden ist und auch alle zukünftigen Ereignisse, die den Vertragsgegenstand berühren, vorhersehen und erfassen kann. Ex ante vollständige Verträge würden allerdings sehr hohe Transaktionskosten verursachen und eine entsprechend hohe Rationalität erfordern.
Annahmen der begrenzten Rationalität und Opportunismus einerseits und Komplexität/Unsicherheit und Spezifität andererseits ergeben zusammen die Transaktionskostenprobleme. Das Begriffspaar begrenzte Rationalität/Komplexität schließt aus, dass Verträge ex ante vollständig spezifiziert werden können. Das Begriffspaar Opportunismus/Spezifität bildet die Quelle hoher Ex-Post-Transaktionskosten bei Nachverhandlungen bzw. Vertragsanpassungen (fundamentale Transformation). Spezifität ist die Hauptdeterminante der Transaktionskosten, vor Unsicherheit und Häufigkeit.
Williamson unterscheidet Spezifität von physischen Aktiva, Humankapital, Raum und sog. (Vertrags-)Geiseln (Widmungsspezifität, spezifische Investitionen). Spezifität ist eine Eigenschaft von Investitionen, deren Wert vom Fortbestand der Vertragsbeziehung abhängt und somit Quasirenten erzeugt, die sich opportunistische Vertragspartner anzueignen drohen, wenn Vertragsanpassungen erforderlich werden.
Ausgehend von einer Markt-Hierarchie-Polarisierung untersucht Williamson die Make-or-Buy-Entscheidung und fragt, warum und welche Transaktionen in einer Unternehmung selbst durchgeführt werden, während andere über den Markt bezogen werden. Vertikale Integration von Transaktionen in eine Unternehmung sind eine Folge (bes. spezifitätsbedingt) zu hoher Transaktionskosten des Marktes (Marktversagen, Grenzen der Unternehmung). Die Hierarchie hat begrenzte Transaktionskostenvorteile, die bes. bei spezifischen Transaktionen wirksam werden (Kontrollmechanismen, sequenzielle Anpassungsvorteile etc.). Diese Vorteile sind wegen der entstehenden Organisationskosten begrenzt, sodass die Integration nur ausgewählter Transaktionen erfolgt. Dabei werden verschiedene Organisationsstrukturen miteinander verglichen.
Die Organisationsstruktur der Unternehmung dient der Verringerung der Transaktionskosten durch die Ökonomisierung der Folgen begrenzter Rationalität. Die Evolution von der funktionalen zur multidivisionalen bzw. konglomeraten (Theorie der Mehrproduktunternehmung) und multinationalen Unternehmung folge einer Ökonomisierung der Transaktionskosten. Die Technik (Unteilbarkeiten) sei in den seltensten Fällen Ursache für Integration, da eine Technik nicht an eine Organisationsform gebunden sei, also ganz verschieden organisiert werden könne. Folglich entscheiden die Transaktionskosten über die Wahl der Organisationsform, nicht die Technik.
Williamson entwirft selbst ein umfassenderes Schema, das auch die vielfältigen Kooperationsformen (relationale Verträge) erfasst. Im Kern geht es darum, die verschiedenen Transaktionen entsprechend ihren Eigenschaften (Spezifität, Unsicherheit, Häufigkeit) eindeutig verschiedenen Koordinationsstrukturen zuzuordnen, wobei unterstellt wird, es werden die Transaktions- und Produktionskosten minimiert (vgl. Abbildung „Governance-Structure-Theorie der Unternehmung”).
Gegen den Ansatz von Williamson wird zunehmend Kritik geäußert: Es fehlten dynamische Transaktionskosten, bes. Informationsübertragungskosten, um die Grenzen der Unternehmung zu erklären. Spezifität besitze keine eindeutige Wirkung auf die Integrationsentscheidung. Die Vernachlässigung von Technik und Innovationen bzw. der Entwicklung technischer Möglichkeiten führe dazu, dass die Erklärung der Entwicklung von Organisationsstrukturen zu kurz greife, v.a. weil die Technik als gegeben und frei zugänglich unterstellt wird. Diese Kritikpunkte werden von den dynamisch-evolutorischen Theorien der Unternehmung aufgegriffen, die demzufolge die Grenzen der Unternehmung u.a. von der Marktdynamik abhängig machen.
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