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Bioethik
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Inhaltsverzeichnis
Allgemein
Die Bioethik bezieht sich auf moralische Fragen beim Umgang mit der belebten Umwelt des Menschen. Zu dieser gehören u.a. Menschen, Tiere und Pflanzen. Medizinethik, Umweltethik und Tierethik können als Teilgebiete der Bioethik, aber auch als eigenständige Bereichsethiken aufgefasst werden. In der Bioethik im engeren Sinne geht es vor allem um medizinische, medizintechnische und biotechnische Angelegenheiten. Oft sind Konflikte zwischen verschiedenen Interessengruppen und zwischen Mikro- und Mesoebene (etwa Individuum und Organisation) vorhanden, wobei die Tatsache, dass Lebewesen, ihre Voraussetzungen, Ausprägungen und Entwicklungen, ja die Bedingungen des Lebens an sich betroffen sind, eine schnelle und einfache Lösung erschwert. Als Bereichsethik zählt die Bioethik wie Wirtschafts-, Politik-, Rechts- oder Informationsethik, zu denen sie Beziehungen unterhält, zur angewandten Ethik.
Zentrale Fragen
Bioethische Diskussionen drehen sich mit Blick auf Menschen um die Bestimmung des Lebensbeginns (Menschenrechte, Abtreibung), die Bestimmung des Todeszeitpunkts (Menschenrechte, Organspende), die Erweiterung der Fähigkeiten (Bodyhacking bzw. Human Enhancement), die Möglichkeiten und Grenzen der Reproduktionsmedizin (Verhütung, künstliche Befruchtung, Klonen) und die Möglichkeiten und Grenzen der Gentechnologie (Eingriffe in die Keimbahn). Bioethische Diskussionen mit Bezug zu Tieren befassen sich mit entsprechenden Fragen, etwa mit der Erweiterung der Fähigkeiten (Bodyhacking bzw. Animal Enhancement) oder den Möglichkeiten und Grenzen der Reproduktionsmedizin und der Gentechnologie (Züchtung von Haus- und Nutztieren sowie Erzeugung von Chimären), zudem mit der Zuschreibung von Werten und Rechten bei Tierindividuen (Haltung und Tötung von Nutztieren) und der Erhaltung der Artenvielfalt. Bei Pflanzen sind Erweiterung (Biohacking, u.a. mit Hilfe der Biochemie und der Gentechnologie) und insgesamt Herausforderungen der Gentechnologie im Fokus.
Kritik und Ausblick
In der Bioethik werden normative Modelle wie die Pflichtethik, die Folgenethik, die rechtebasierte und vertragsbezogene Theorie und die kommunitaristische Ethik herangezogen, wobei je nach Land, Gesellschaft und Kultur unterschiedliche Präferenzen bestehen. Mit Hilfe einer ethischen Methode (logische, dialektische, diskursive, analogische etc.) lässt sich im besten Falle eine widerspruchsfreie und sachgerechte Lösung oder ein Konsens bzw. ein Kompromiss in einem Konfliktbereich finden. Mit Medizinethik, Umweltethik und Tierethik hat die Biotechnik mächtige Verbündete, die seit dem 20. Jahrhundert nicht nur zunehmend über Institute und Kommissionen die wissenschaftliche Forschung und die politischen Organe begleiten, sondern auch Umwelt- und Tierschutzbewegungen sowie Aktivisten mit Grundlagen und Erkenntnissen versorgen. Gerade in diesem Kontext ist es wichtig, dass eine gewisse Voraussetzungslosigkeit und Ergebnisoffenheit herrscht, dass man also nicht bestimmte Entwicklungen ablehnt, weil sie einem gewissen Weltbild nicht entsprechen. Dies wiederum ist ein Thema der Wissenschaftsethik.
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