Design Sprint
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1. Begriff: Der Design Sprint ist eine spezielle Vorgehensweise zur Lösung von Problemstellungen, bei der ein Team fokussiert und unter strikter Zeitvorgabe mit einer Vielzahl von Tools arbeitet. In der Praxis werden unter einem Design Sprint häufig unterschiedliche Herangehensweisen verstanden, die alle eine Ähnlichkeit zum Design Thinking aufweisen. Das bekannteste Format ist bei Google Ventures mit der Zielsetzung entstanden, in nur einer Woche einen kompletten Entwicklungszyklus zu durchlaufen, Prototypen zu entwickeln und zu testen. Der Design Sprint von Google stellt im nachfolgenden Text den Schwerpunkt der Ausführungen dar.
2. Merkmale: Ein hohes Maß an Geschwindigkeit in Kombination mit Design-Thinking-Elementen, eine sehr konzentrierte Arbeitsweise mithilfe einer stringenten Moderation sowie die fünftägige Dauer am Stück sind die Kennzeichen des Design Sprints. Das Team zeichnet sich durch Heterogenität und Interdisziplinarität aus. Als ideale Teilnehmeranzahl werden maximal sieben Personen empfohlen. Größere Gruppen gehen zu Lasten der Arbeitsgeschwindigkeit. Innerhalb der Sprintwoche werden zudem bei mehreren Arbeitsschritten ein bis zwei Entscheider zurate gezogen, die nicht unbedingt Teil des Sprintteams sein müssen. Als Grundausstattung wird ein großer Raum mit vielen Whiteboards und Haftnotizen benötigt.
3. Prozess: Am Montag („Unpack“) wird zuerst das individuelle Wissen der Teammitglieder zu einer Problemstellung für alle transparent offengelegt. Das Sprintziel wird bestimmt, der Status-quo beschrieben, Experteninterviews durchgeführt, Erkenntnisse zusammengetragen und ein Schwerpunkt gesetzt. Der Dienstag („Sketch“) startet mit Kurzvorträgen der Sprint-Teilnehmer, bei denen etwa Beispiele oder Lösungen aus anderen Branchen vorgestellt werden. Nach dieser Inspirationsphase erarbeitet und visualisiert jedes Teammitglied in einem vierstufigen Prozess individuell Lösungsvorschläge. Am Mittwoch („Decide“) steht vormittags die Bewertung der individuellen Ideen im Vordergrund. Die vielversprechendsten Einzelideen werden zusammengeführt. Nachmittags werden Storyboards gezeichnet, als Grundlage der zu erstellenden Prototypen. Zudem werden die am Freitag stattfindenden Interviews geplant. Am Donnerstag („Prototype“) werden innerhalb eines Tages ein oder mehrere Prototypen fertiggestellt. Parallel dazu wird der Interviewleitfaden für den Test am Folgetag erarbeitet. Freitag („Test“) wir der Prototyp/die Prototypen im Rahmen von insgesamt fünf Einzelinterviews mit Anwendern überprüft. Zum Ende des Tages liegen erste Erkenntnisse vor, ob die Idee vielversprechend ist, die Prototypen einer weiteren Iteration bedürfen oder der Ansatz nicht weiterverfolgt werden sollte.
4. Anwendungsbeispiele: Der Design Sprint kommt insbesondere bei Start-up-Unternehmen, in Akzelerator- und Inkubator-Programmen, sowie in Forschungs- und Entwicklungsabteilungen zum Einsatz. Die Themen reichen von klassischen Problemstellungen der Produkt-/Serviceentwicklung im Innovationsmanagement über technologische oder soziale Herausforderungen bis hin zu Fragestellungen aus den Bereichen Personal, Marketing, Business Development oder IT/Digitalisierung.
4. Entwicklung bzw. Geschichte der Methode: Maßgeblich entwickelt wurde der Design Sprint von Jake Knapp, einem Design Partner bei Google Ventures, der mit einigen Kollegen zusammen Hunderte von Sprints mit Start-up-Unternehmen begleitet und die Methode dabei immer wieder verbessert hat. Die Ausgangsüberlegung bestand darin, dass in klassischen Gründungs- oder Innovationsprozessen häufig Monate vergehen, bis Prototypen Anwendertests unterzogen werden. Der immense Zeit- und Ressourcenaufwand einschließlich ausufernder Debatiermeetings liefert dabei nicht unbedingt bessere Ergebnisse als der einwöchige Design Sprint. Diese Erkenntnis setzte sich bei Google Ventures durch, die zuvor mit Formaten in unterschiedlicher Länge experimentiert hatten.
5. Kritische Würdigung: Als große Vorteile des Design Sprints sind das ergebnisorientierte und schnelle Vorgehen, der durchdachte Zeitplan sowie ein inspirierendes Toolset zu sehen. Innerhalb einer Woche kann ein Produktentwicklungsprozess allerdings nicht abschließend fertiggestellt werden. Ein Team kommt jedoch mit der Generierung einer Lösung ein großes Stück voran. Der Design Sprint fungiert als Beschleuniger. Die konzentrierte Arbeit an nur einem Thema (das Team sollte für die Dauer des Sprints von sonstigen Aufgaben entbunden sein) ermöglicht oft einen außergewöhnlichen Teamspirit, der sich positiv auf das Arbeitsergebnis auszuwirken vermag.
Größere Herausforderungen bestehen in der anspruchsvollen Moderation und darin, die Teammitglieder für eine gesamte Woche für den Sprint von ihren sonstigen Aufgaben freizustellen. Darüber hinaus erfordert die spezielle Arbeitsweise ein offenes, experimentierfreudiges sowie flexibles Mindset seitens der Teilnehmer. Für einige etablierte Unternehmen der „old-economy“ ist eine solche Vorgehensweise immer noch zu außergewöhnlich und zu weit entfernt von deren etablierter Projektarbeit.
6. Verbreitungsgrad und Ausblick: Mit zunehmender Bekanntheit des Design Sprints steigt der Verbreitungsgrad. Zu beobachten ist, dass zahlreiche Dienstleister, Trainer und Berater den Begriff Design Sprint als Titel für ihre eigene Vorgehensweise verwenden, die mitunter Unterschiede zum Format von Google Ventures aufweisen.