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Revision von Cancel Culture vom 14.03.2022 - 12:46

Cancel Culture

Definition: Was ist "Cancel Culture"?

Der Begriff der Cancel Culture (von engl. "to cancel": "etwas absagen", "etwas fallenlassen", "etwas streichen") bezeichnet das behauptete verbreitete Phänomen, dass missliebigen, mehr oder weniger bekannten, lebenden oder nicht mehr lebenden Personen (etwa aus Wissenschaft, Kunst und Politik) die Unterstützung entzogen oder der Kampf angesagt wird, mit dem Ziel, ihre Reputation zu beschädigen, ihre Berufsausübung bzw. die Rezeption ihres Werks zu verhindern oder ihre Präsenz in den Massenmedien und sozialen Medien zu vermindern. Auch Organisationen können im Prinzip betroffen und in ihrem Erfolg oder ihrer Existenz gefährdet sein. Diejenigen, die diese Cancel Culture angeblich vorantreiben, wickeln einzelne Angriffe (die tatsächlich stattfinden) vor allem über die sozialen Medien ab, etwa mit Hilfe eines Shitstorms, diejenigen, die davon betroffen sind und denen z.B. Antisemitismus, Rassismus oder Sexismus vorgeworfen wird, benutzen wie ihre Verteidiger den Begriff, um gegen die scheinbare Unkultur zu protestieren.

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    Ausführliche Definition im Online-Lexikon

    Inhaltsverzeichnis

    1. Allgemein
    2. Hintergrund
    3. Kritik und Ausblick

    Allgemein

    Der Begriff der Cancel Culture (von engl. "to cancel": "etwas absagen", "etwas fallenlassen", "etwas streichen") bezeichnet das behauptete verbreitete Phänomen, dass missliebigen, mehr oder weniger bekannten, lebenden oder nicht mehr lebenden Personen (etwa aus Wissenschaft, Kunst und Politik) die Unterstützung entzogen oder der Kampf angesagt wird, mit dem Ziel, ihre Reputation zu beschädigen, ihre Berufsausübung bzw. die Rezeption ihres Werks zu verhindern oder ihre Präsenz in den Massenmedien und sozialen Medien zu vermindern. Auch Organisationen können im Prinzip betroffen und in ihrem Erfolg oder ihrer Existenz gefährdet sein. Diejenigen, die diese Cancel Culture angeblich vorantreiben, wickeln einzelne Angriffe (die tatsächlich stattfinden) vor allem über die sozialen Medien ab, etwa mit Hilfe eines Shitstorms, diejenigen, die davon betroffen sind und denen z.B. Antisemitismus, Rassismus oder Sexismus vorgeworfen wird, benutzen wie ihre Verteidiger den Begriff, um gegen die scheinbare Unkultur zu protestieren.

    Hintergrund

    Es ist unklar, ob es eine Cancel Culture gibt, und wenn, ob sie wirklich eine allgemeine Erscheinung darstellt. Nach Meinung ihrer Kritiker ist sie eine Fortführung der Political Correctness, der strikten und peniblen Einhaltung und Einforderung von gesellschaftlichen und sprachlichen Normen, vor allem in Bezug auf vorgeblich oder tatsächlich benachteiligte Gruppen. Nach Meinung ihrer Träger, die gar keine sind oder sein wollen, handelt es sich um ein Hirngespinst bzw. einen Kampfbegriff, um Aufklärung und Herstellung von Gerechtigkeit zu verhindern. In Verbindung steht sie mit der Wokeness, der Bewegung der Wachheit und Wachsamkeit, die aufmerksam das Geschehen in der Welt verfolgt und Antisemitismus, Rassismus, Sexismus, Umweltzerstörung, Massentierhaltung und andere Übel daraus entfernen will. Eine Rolle spielt nicht zuletzt die Identitätspolitik, mit deren Hilfe sich diskriminierte Gruppen, etwa Homosexuelle oder People of Color (PoC), wehren und befreien. Manche vermuten den Ursprung der Cancel Culture in der linken Szene, die allerdings durchaus heterogen ist und sowohl viele progressive als auch einige reaktionäre Elemente – die eigentlich als der Feind betrachtet werden – beinhaltet.

    Kritik und Ausblick

    Ein Problem der einzelnen Angriffe ist, dass sie sich nicht nur gegen Meinungen und Haltungen, sondern vor allem gegen Personen richten (häufig gegen offensichtliche Rechtsgerichtete, vermeintliche Übergriffige oder das Feindbild des alten, weißen Mannes). Das entspricht freilich ganz der Logik, dass man mit den Personen die Positionen zurückzudrängen vermag. Die Angreifer können häufig berechtigte Interessen und Anliegen geltend machen und sich als Aktivisten sehen, die gegen schädliche Aktivitäten und Positionen kämpfen. Die Angegriffenen werden oftmals zurecht getadelt, zuweilen aber ungerecht behandelt. Die Ethik untersucht den Moralismus, der in der Woke-Bewegung verankert ist, und die Verhältnismäßigkeit der Mittel und Folgen, zudem das Paradoxon, dass die eine diskriminierende Haltung zurückweisende Rede vom alten, weißen Mann selbst diskriminierenden Charakter hat. Medien- und Informationsethik interessieren sich für die Aspekte der Political Correctness und der Cancel Culture, die die sozialen Medien betreffen, Politik- und Wirtschaftsethik für die politischen und wirtschaftlichen Implikationen. Die Kunstethik, die sich als Disziplin nie richtig etablieren konnte, hinterfragt die moralische Beurteilung der Produktion von Werken, der Werke an sich sowie der Urheber von Werken, allenfalls unter Berücksichtigung des Zeitgeistes.

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