Demografiemanagement
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Inhaltsverzeichnis
Begriff
Der Begriff Demografiemanagement lehnt sich an den Begriff des demografischen Wandels an. Demografiemanagement meint den Umgang mit den Auswirkungen des demografischen Wandels und das aktive Gestalten dessen. Der demografische Wandel wird oftmals gleichgesetzt mit der Vorstellung einer alternden Gesellschaft, wobei diese nur einen Teil des demografischen Wandels ausmacht. Der demografische Wandel beschreibt die folgenden vier Elemente der Bevölkerungsentwicklung:
- die Altersstruktur der Bevölkerung,
- die Entwicklung der Geburten- und Sterbensrate,
- die Migration von und nach Deutschland sowie
- das quantitative Verhältnis beider Geschlechter.
Die folgende Abbildung veranschaulicht die genannten vier Elemente sowie den Einfluss des Demografiemanagements auf den Arbeitsmarkt, den Absatzmarkt und dem Gesundheitsmarkt:
Arten
Im Folgenden werden die Auswirkungen des demografischen Wandels auf folgende drei Themenbereiche beschrieben.
Arbeitsmarkt
Unternehmen in Deutschland werden vor die Herausforderung gestellt, dass die Anzahl der Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt abnimmt sowie das Arbeitspersonal zunehmend älter wird. Dies hat zur Folge, dass innerhalb der Unternehmen langfristig die Tendenz der Altersverteilung sich zu einer Generation der Über-50-Jährigen verlagert. Verstärkt wird diese Entwicklung durch die gesetzliche Verlängerung der Lebensarbeitszeit sowie dem Wegfall der Altersteilzeit. Geburtenschwache Jahrgänge erschweren Unternehmen, qualifiziertes Nachwuchspersonal zu gewinnen.
Die demografische Entwicklung wirkt sich auf ein Unternehmen auf zwei Ebenen aus:
- Auswirkungen auf den Standort des Unternehmens, wobei diese Auswirkungen von äußeren und weniger steuerbaren Einflüssen wie z. B. der Politik, der Wirtschaft, der Bildung und den gesellschaftlichen Werten abhängen,
- Direkt betriebliche Auswirkungen auf das Unternehmen bedingt durch Veränderungen des Arbeitsmarkts und der Mitarbeiterfindung und -bindung.
Letztere Auswirkungen werden durch ein betriebliches Demografiemanagement gesteuert. Das betriebliche Demografiemanagement beschreibt alle betrieblichen Aktivitäten in einem Unternehmen, welche versuchen, den Folgen des demografischen Wandels entgegenzuwirken. Im Besonderen zeigen sich diese Auswirkungen auf die Arbeitsfähigkeit der Mitarbeiter innerhalb eines Unternehmens.
Absatzmarkt
Die Auswirkungen des demografischen Wandels bereiten Unternehmen nicht nur Schwierigkeiten wie Fachkräfteengpässe und Nachfolgeprobleme, sondern bieten auch Chancen. Bislang wurden die Auswirkungen auf die Absatzmärkte wenig beachtet. Die Alterung der Bevölkerung bringt strukturelle Veränderungen im Konsum von Waren und Dienstleistungen. Da zudem der Bevölkerungsanteil der älteren Konsumentengruppe immer weiter steigt, gewinnt ihre Nachfrage im gesamtwirtschaftlichen Konsum immer mehr an Gewicht. Hinzu kommt es durch die hohe Zuwanderung ins Land und der Abwanderung vom Land in die Städte zu einer räumlichen Verschiebung der Nachfrage. Zielgruppen wie Senioren und Migranten werden für Unternehmen zunehmend wichtiger, was somit eine Relevanz für Senioren-Marketing und Ethno-Marketing darstellt.
Gesundheitsmarkt
Der Gesundheitsmarkt ist ein Querschnittsbereich der deutschen Wirtschaft mit überdurchschnittlichen Wachstums- und Beschäftigungsraten. Im Vergleich zur Gesamtwirtschaft (1,3 Prozent) beträgt das durchschnittliche Wachstum der Bruttowertschöpfung in der Gesundheitswirtschaft 2,2 Prozent (Zeitraum 2000 – 2013). Gleichzeitig verzeichnet auch der Anteil der Erwerbstätigen in der Gesundheitswirtschaft höhere Zuwachsraten als in der Gesamtwirtschaft (1,8 Prozent vs. 0,5 Prozent, Zeitraum 2000 – 2014). Mit über 6 Millionen direkt Beschäftigten und einem Anteil an der gesamtwirtschaftlichen Bruttowertschöpfung von 11,1 Prozent belegen die Ergebnisse der gesundheitswirtschaftlichen Gesamtrechnung 2015 diese führende Stellung der Gesundheitswirtschaft als bedeutsamsten Wirtschaftszweig Deutschlands.
Wie auf jedem anderen Markt auch, vereint der Gesundheitsmarkt Angebot und Nachfrage gesundheitsrelevanter Waren und Dienstleistungen. Vor dem Hintergrund der zentralen Stellung und wachsenden Bedeutung des Gesundheitsmarktes als Wirtschaftsfaktor und Arbeitgeber gilt es jedoch einige Besonderheiten zu beachten. Denn anders als auf vollkommenen Märkten, wirken dynamische Mechanismen von Angebot und Nachfrage im triangulierten Gesundheitsmarkt nur sehr bedingt.
Aufgrund einer Reihe von Marktunvollkommenheiten zwischen Leistungserbringern, Leistungsempfängern und Kostenträgern sind regelmäßige gesetzliche Eingriffe in die Strukturen, Prozesse und Angebote eines „regulierten“ Gesundheitsmarkts nahezu unvermeidlich. Daher wird der Gesundheitsmarkt nicht primär durch Marktmechanismen, sondern durch politische bzw. gesundheitspolitische Entscheidungsprozesse gesteuert. Diese weitgehende Ausschaltung marktgetriebener Strukturanpassungsleistungen wirft in der Analyse und Gestaltung von Prozessen des Gesundheitsmarktes zwei relevante Problemstellungen auf:
1) Unter welchen Bedingungen kann eine optimale Allokation knapper Ressourcen erreicht werden?
2) Unter welchen Bedingungen muss potenzielles Marktversagen durch staatliche Eingriffe korrigiert werden?
Zur Sicherstellung einer optimalen Ressourcenallokation kommen daher zunehmend gesundheitsökonomische Evaluationen zur Anwendung, um kosteneffizient gesundheitspolitische Maßnahmen bzw. Intervention zu identifizieren und entscheidungsrelevante Information zu erarbeiten. Darüberhinaus verstärkt das Allokationsproblem aber auch den Handlungsbedarf zur Prozessoptimierung, Qualitätsorientierung und -sicherung, um knappe Gesundheitsressourcen so zu einzusetzen, dass eine möglichst hohe Qualität und Quantität an Gesundheitsdienstleistungen erreicht werden kann.
Als Querschnittsbereich charakterisieren den Gesundheitsmarkt naturgemäß eine ausgeprägte Akteursheterogenität, multiple Interessenlagen, komplexe Sachthemen und dynamische Entwicklungsprozesse. Gleichzeitig prägen starke Informationsasymmetrien, eingeschränkte Steuerungsfähigkeiten und eine hohe Sensibilität seitens der Bevölkerung die unterschiedlichen Interessen auf dem Gesundheitsmarkt.
Darüberhinaus hat sich der Gesundheitsmarkt den letzten Jahren durch Veränderungen sowohl auf der Angebots- wie auch der Nachfrageseite maßgeblich verändert. Einer wettbewerbsgetriebenen Diversifizierung auf der Angebotsseite steht auf der Nachfrageseite eine Zunahme chronischer Erkrankungen sowie Multimorbidität gegenüber. Die resultierenden Problemstellungen bezüglich einer nicht-marktgetriebenen Verteilung knapper Ressourcen sind entsprechend umfangreich und in ihrer Komplexität schwer zu überschätzen.