Corporate Entrepreneurship
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1. Begriff: „Entrepreneurship“ bezeichnet den unternehmerischen Prozess der Identifikation, Evaluierung und Nutzung (Umsetzung in marktfähige Produkte und Dienstleistungen) von unternehmerischen Gelegenheiten. Der Begriff Entrepreneurship schließt das Erkennen und die Umsetzung in Aktionen unternehmerischer Gelegenheiten in schon bestehenden Organisationen (Corporate Entrepreneurship, auch: Intrapreneurship) sowie in neuen Organisationen (Start up-Entrepreneurship, vgl. Start-up) mit ein.
Corporate Entrepreneurship besitzt einen hohen Stellenwert für die Zukunftsfähigkeit von etablierten Unternehmen, indem eine hohe organisatorische und wirtschaftliche Leistungsfähigkeit angestrebt wird, um daraus Wachstum und zukünftige Wettbewerbsvorteile zu generieren. Die für Corporate Entrepreneurship bestimmenden Faktoren Innovationsfähigkeit und Umsetzungsstärke, Flexibilität und Agilität, Proaktivität und Risikobereitschaft beeinflussen in besonderem Maße den nachhaltigen Unternehmenserfolg und damit die Zukunftsfähigkeit von Organisationen. Es werden Strukturen angestrebt, die Mitarbeiter dazu anhalten, unternehmerisch zu denken und zu handeln und sich so einer flexibel agierenden Start-up-Struktur anzunähern.
2. Entwicklung bzw. Geschichte des Begriffes: Das aus dem Französischen stammende Wort „entreprendre“ bedeutet übersetzt „etwas unternehmen“ oder „etwas in die eigenen Hände nehmen“.
Das Konzept und damit auch die Definition von Corporate Entrepreneurship hat sich über die letzten vier Dekaden stark verändert. Ging es in den 1970er-Jahren um die Entwicklung von unternehmerischem Handeln in etablierten Organisationen im Zusammenhang mit interdisziplinären Arbeitsgruppen, wurde das Konzept in den 1980er-Jahren auf die Förderung von wertschaffenden Innovationen und die damit verbundene Neuausrichtung von Organisationen ausgeweitet. In den 1990er-Jahren wurden in diesem Zusammenhang Geschäftsmodelle neu definiert und die Rolle des unternehmerischen Denkens und Handelns der Mitarbeiter als Treiber für internationale Wettbewerbsfähigkeit gesehen. Seit den 2000er-Jahren stehen Verhaltensweisen von Unternehmen und damit unternehmerische Maßnahmen im Fokus. Heute wird der Begriff stark mit Agilität (vgl. agile Managementmethoden) von Unternehmen in Verbindung gebracht.
3. Merkmale: Folgende Faktoren sind bestimmend für Corporate Entrepreneurship, wirken auf den nachhaltigen Unternehmenserfolg und kennzeichnen unternehmerische Unternehmen:
a) Innovationsfähigkeit und Umsetzungsstärke: Externe Innovationen bezogen auf marktfähige Produkte und Dienstleistungen sowie interne Innovationen bezogen auf Strategie und Unternehmensprozesse machen es möglich neue unternehmerische Gelegenheiten zu finden sowie Wettbewerbsvorteile zu erzielen. Ziele werden immer wieder neu definiert und auch umgesetzt.
b) Flexibilität und Agilität: Flexible Unternehmen erarbeiten Strategien, um auf erwartete Veränderungen zu reagieren und diese zu ihrem Vorteil zu nutzen. Zudem dient die Agilität den Unternehmen dazu auch unvorhersehbare Ereignisse für sich positiv zu gestalten. Damit einher geht die Anpassung an sich verändernde äußere Bedingungen bezogen auf den Markt und den Kunden.
c) Proaktivität: Nur durch Proaktivität kann ein Unternehmen seine Wettbewerber unter Druck setzen und First-Mover-Vorteile generieren. Es braucht die Fähigkeit, Veränderungen im Umfeld schnell zu erkennen und darauf zu reagieren.
d) Risikobereitschaft: Die Bereitschaft Risiken einzugehen, d.h. nicht nur unternehmerische Gelegenheiten zu erkennen, sondern sie auch zu ergreifen und entsprechende Ressourcen einzusetzen ohne vorherige genaue Kenntnis darüber, ob diese Initiative Erfolg haben wird, ist entscheidend und hat starke Interdependenzen zu den Merkmalen Innovationsfähigkeit und Umsetzungsstärke: Das Risiko ist um so höher, je radikaler die Innovation ist.
4. Unterscheidung von anderen, ähnlichen Begriffen: Start up-Entrepreneurship bezeichnet in der Abgrenzung zum Corporate Entrepreneurship den unternehmerischen Prozess der Identifikation, Evaluierung und Nutzung (Umsetzung in marktfähige Produkte und Dienstleistungen) von unternehmerischen Gelegenheiten im Sinne eines jungen, noch nicht etablierten Unternehmens, das zur Verwirklichung einer innovativen Geschäftsidee i.d.R. mit geringem Startkapital gegründet worden ist. Die Abgrenzung zum Corporate Entrepreneurship kann deutlich anhand der Kriterien Gewinn- und Risikoverteilung, Rahmenbedingungen, Austauschmöglichkeiten von Ideen, der Verfügbarkeit von Ressourcen sowie der Rolle von Fehlern bzw. des Scheiterns gezeigt werden (vgl. Tabelle).
Corporate Entrepreneurship | Start-up-Entrepreneurship | |
Gewinnverteilung | Klare Grenzen finanzieller Belohnungen eines unternehmerischen Mitarbeiters | Belohnungen sind für die Unternehmer theoretisch unbegrenzt |
Risikoverteilung | Unternehmen trägt die (nicht karrierebezogenen Risiken) | Unternehmer trägt das Risiko |
Rahmenbedingungen | Regeln und Bürokratie schränken die Handlungsfreiheiten ein | Flexibilität, Experimentieren mit neuen Richtungen möglich |
Austauschmöglichkeiten von Ideen | Großes internes Netzwerk für den Ideenaustausch | I.d.R. stehen wenige Personen für den Ideenaustausch zur Verfügung |
Ressourcenverfügbarkeit | Zugang zu diversen Ressourcen (z.B. Finanzen, Vertriebskanäle, Daten) | Strenge Limitierung von Ressourcen |
Rolle von Fehlern bzw. des Scheiterns | Unternehmen kann Fehler bzw. ein Scheitern oft kompensieren | Eine falsche Entscheidung kann zum Scheitern und zur Existenzbedrohung führen |
Tab.: Corporate Entrepreneurship versus Start-up Entrepreneurship
5. Ansatzpunkte zur Veränderung von Unternehmen im Sinne von Corporate Entrepreneurship: Bestimmte Faktoren begünstigen die Etablierung von Corporate Entrepreneurship und sind damit zentrale Handlungsfelder eines Corporate Entrepreneurs:Strategie und Vision als zentraler Wegweiser für Corporate Entrepreneurship sowie das Commitment des Top-Managements, Kundenorientierte Organisationsstruktur mit ggf. funktionsübergreifender Integration der Mitarbeiter (cross-functional Teams), Prozesse und Arbeitsweisen, die geprägt sind von Transparenz, grundlegenden (nicht zu vielen) Regeln und gegenseitigem Vertrauen, Systeme, die die Corporate-Entrepreneurship-Aktivitäten der Mitarbeiter unterstützen, an Kundenbedürfnisse anpassbar sind und Loyalität belohnen, offene und transparente Kommunikation, die Netzwerkaktivitäten unterstützt, Entwicklung einer agilen Unternehmens- und einer mitarbeiterzentrierten Führungskultur.
Im Fokus allen unternehmerischen Handelns müssen der Markt und der Kunde stehen. Das Verhältnis der Führungskräfte zu den Mitarbeitern sowie der Mitarbeiter untereinander sollten von Vertrauen geprägt sein, damit Fehler gemacht werden dürfen und aus ihnen gelernt werden kann. Dabei muss sich die Loyalität der Mitarbeiter zum Unternehmen lohnen indem Leistungen belohnt werden und gegenseitige Wertschätzung gelebt wird.
Vgl. auch Ethnic Entrepreneurship, Start-up, Entrepreneurship.