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Sozialismus

(weitergeleitet von utopischer Sozialismus)
Definition: Was ist "Sozialismus"?

Sammelbezeichnung für zahlreiche Gesellschaftsentwürfe bzw. Lehren zu deren Verwirklichung, die seit Ende des 18. Jh. entstanden sind, mit dem Ziel, eine Gesellschaftsordnung, in der Gleichheit, Solidarität und Gerechtigkeit zwischen allen Menschen gewährleistet ist, anstelle der kritisierten individualistisch-liberalen Marktwirtschaft zu errichten. Art und Umfang der angestrebten Umgestaltung sowie der Weg zur ihrer Realisierung unterscheiden sich je nach sozialistischer Schule z.T. erheblich.

Sozialismus und Kommunismus werden oft synonym verwandt.

b) Bezeichnung für Gesellschaftsordnungen, die sich (unter Berufung auf die marxistische Geschichtsphilosophie) nach dem Verständnis der dort herrschenden Parteien auf der Entwicklungsstufe zwischen Kapitalismus und Kommunismus befinden.

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Das Original: Gabler Wirtschaftslexikon

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    1. Begriff: a) Sammelbezeichnung für zahlreiche Gesellschaftsentwürfe bzw. Lehren zu deren Verwirklichung, die seit Ende des 18. Jh. entstanden sind, mit dem Ziel, eine Gesellschaftsordnung, in der Gleichheit, Solidarität und Gerechtigkeit zwischen allen Menschen gewährleistet ist, anstelle der kritisierten individualistisch-liberalen Marktwirtschaft zu errichten. Art und Umfang der angestrebten Umgestaltung sowie der Weg zur ihrer Realisierung unterscheiden sich je nach sozialistischer Schule z.T. erheblich.

    Sozialismus und Kommunismus werden oft synonym verwandt.

    b) Bezeichnung für Gesellschaftsordnungen, die sich (unter Berufung auf die marxistische Geschichtsphilosophie) nach dem Verständnis der dort herrschenden Parteien auf der Entwicklungsstufe zwischen Kapitalismus und Kommunismus befinden.

    2. Konzeptionen: a) Frühsozialistische Konzepte (nach Marx und Engels auch utopischer Sozialismus): Z.T. werden eine umfassende Vergesellschaftung der Produktionsmittel, eine egalitäre Gesellschaftsordnung und eine straffe, zentrale Organisation aller Lebensbereiche (Babeuf, Cabet), z.T. aber auch die Beibehaltung von Privateigentum und einer gewissen sozialen Differenzierung (Saint-Simon, Fourier) gefordert. In vielen Konzepten wird die Errichtung von Arbeits- und Wohngenossenschaften als Voraussetzung für den Sozialismus (u.a. Fourier, Owen, Buchez, Blanc) betrachtet.

    b) Wissenschaftlicher Sozialismus:
    (1) Der Marxismus übernimmt unterschiedliche Vorstellungen einzelner Frühsozialisten: Die Annahme, bewegendes Moment der Geschichte seien Klassenkämpfe (Babeuf) oder die geschichtliche Entwicklung sei vorbestimmt und münde in eine optimale, harmonische Gesellschaftsordnung, wobei der Weg dorthin durch bewusstes Handeln beschleunigt werden könne (Saint-Simon, Fourier).
    (2) Rodbertus-Jagedzow, der ebenfalls eine geschichtliche Zwangsläufigkeit unterstellt, hält den Kapitalismus für die Vorstufe zum Staatssozialismus, d.h. einer staatlich gelenkten Wirtschaft ohne privates Grund- und Kapitaleigentum. Dort erfolge keine Ausbeutung der Arbeiter mehr, da ihnen nicht die als unverdientes Einkommen angesehenen Zins- und Grundrenteneinkünfte vorenthalten würden.
    (3) Lassalle leitet aus der Hegelschen Geschichtsphilosophie ab, dass Endpunkt der gesellschaftlichen Entwicklung die staats- und klassenlose Gemeinschaft sei. Die Arbeiter müssten jedoch auf dem Weg dorthin versuchen, auf parlamentarischem Weg die Macht im Staat zu erlangen, um durch den Aufbau von Produktionsgenossenschaften den Sozialismus zu verwirklichen.

    c) Marxismus-Leninismus (Bolschewismus).

    d) Neomarxistische Strömungen („Neue Linke): Neomarxismus.

    e) Revisionismus (freiheitlich-demokratischer Sozialismus): Abkehr von marxistischen Grundpositionen (u.a. Klassenkampftheorie und idealisierende Kommunismuskonzeption) insgesamt; die Vorstellung, dass die Arbeiterschaft auch in einer Marktwirtschaft auf demokratisch-parlamentarischem Weg ihre Interessen zur Geltung bringen könne und der Kapitalismus ohne revolutionäre Diktatur des Proletariats zu einer dem Gemeinwohl verpflichteten Gesellschaftsordnung umgewandelt werden könne, herrscht vor.

    Beispiel: SPD seit dem Godesberger Parteitag von 1959.

    3. Kritik: a) Die Frage nach der durch die einzelnen sozialistischen Programme zu verwirklichenden konkreten Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung bleibt aufgrund der Vieldeutigkeit des Sozialismusbegriffs und der zumeist vagen Zukunftsentwürfe unbeantwortet.

    b) Die realen marktwirtschaftlichen Ordnungen werden oft an idealisierenden Konzepten, ohne hinreichende Überprüfung deren tatsächlicher Realisierbarkeit, gemessen.

    c) Von liberaler Seite aus wird eingewendet, dass die angestrebte Gleichheit, Gerechtigkeit und Solidarität nur mit einem (mehr oder weniger umfassenden) Kontrollsystem realisiert werden kann; dabei bestehe die Gefahr der Entmündigung der Individuen durch die staatlichen Entscheidungsträger, deren politische Vorstellungen und Aktivitäten nicht zwangsläufig gemeinwohlfördernd sein müssen (Kollektivismus). Die Erfahrungen mit den ehemaligen sozialistischen Systemen in Osteuropa zeigen, dass diese die von ihnen angestrebten Ziele nicht besser lösen können als die die Selbstverantwortung betonenden und dem Individualismus verpflichteten Gesellschaftsordnungen.

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