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historischer Materialismus

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Das Original: Gabler Wirtschaftslexikon

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    Ausführliche Definition im Online-Lexikon

    1. Charakterisierung: Von Marx und Engels auf der Basis des dialektischen Materialismus konzipierte Lehre über die allg. Entwicklungsgesetze der Gesellschaft. Als Ursache des zwangsläufigen Geschichtsprozesses wird im Marxismus die dialektische Spannung zwischen den Produktionsverhältnissen und den Produktivkräften angesehen: Letztere entwickeln sich durch den technischen Fortschritt immer weiter und geraten dabei in zunehmenden Widerspruch zu den augenblicklich vorherrschenden Produktions-, d.h. Eigentumsverhältnissen. Folgen dieses „Grundwiderspruchs” sind eine Hemmung des technischen Fortschritts, immer heftigere ökonomische Krisen und gesellschaftliche Spannungen. Die sozialen Konflikte weiten sich aufgrund des zunehmenden Klassenkampfes zwischen den Produktionsmitteleigentümern und -nichteigentümern (Klassentheorie) so lange aus, bis in einem dialektischen Sprung die Produktionsverhältnisse revolutionär so umgestaltet werden, dass sie dem erreichten Stand der Produktivkräfte entsprechen. Irgendwann geraten die Eigentumsverhältnisse wieder in Widerspruch zu den sich fortentwickelnden Produktivkräften; die Folge ist eine neuerliche revolutionäre Umwälzung.

    2. Die dialektische Einheit von Produktivkräften und Produktionsverhältnissen wird als Produktionsweise bezeichnet. Marx leitet fünf verschiedene, seiner Meinung nach gesetzmäßig aufeinander folgende Produktionsweisen ab:
    (1) Urgesellschaft: Gemeinschaftseigentum an den Produktionsmitteln;
    (2) Sklavenhaltergesellschaft: Privateigentum an den Produktionsmitteln und an den Sklaven;
    (3) Feudalismus: Privateigentum an den Produktionsmitteln bei Leibeigenschaft und Grundhörigkeit der Bauern;
    (4) Kapitalismus: Privateigentum an den Produktionsmitteln;
    (5) Kommunismus (bzw. Sozialismus): Gesellschaftseigentum an den Produktionsmitteln. Der jeweiligen Produktionsweise als „Basis” entspricht eine spezifische Ausprägung des gesellschaftlichen „Überbaus”, d.h. der realisierten Form der Staatsordnung, der Religion, der Kunst, der Ideologie etc.

    Grundwiderspruch der kapitalistischen Produktionsweise ist Marx zufolge der erreichte hohe Stand der gesamtgesellschaftlichen Arbeitsteilung bei gleichzeitiger individueller Aneignung der Wertschöpfung durch die Kapitalisten als Produktionsmitteleigentümer (Mehrwerttheorie, Ausbeutung). Marx leitet hieraus die zunehmende Krisenanfälligkeit des Kapitalismus und seinen notwendigen Untergang ab (tendenzieller Fall der Profitrate, Krisentheorie).

    Die angenommene Entwicklungsgesetzmäßigkeit findet ihren Abschluss im Sozialismus bzw. Kommunismus, da es dort wegen des Gesellschaftseigentums keine unterschiedlichen, sich bekämpfenden Klassen mehr gibt.

    3. Kritisiert wird dieser Ansatz u.a. deswegen, weil er nicht in der Lage ist, die geschichtlichen Entwicklungen in allen Ländern zu erklären. Zudem übersehe das Denken in Entwicklungen v.a. die Gestaltbarkeit der gesellschaftlichen Ordnung durch den Menschen und könne nicht zur Lösung der in jeder Wirtschaftsordnung bestehenden Probleme herangezogen werden.

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