Fachhochschule
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Allgemein
Die Fachhochschule bietet in Deutschland, Österreich und der Schweiz wie die Universität deutsch- und englischsprachige Bachelor- und Masterstudiengänge an und dient Ausbildung und Weiterbildung. Sie ist der Anwendungsforschung verpflichtet, wobei sie die Grundlagenforschung einbeziehen kann und betont werden muss, dass eine strikte Trennung zwischen diesen oft nicht möglich und sinnvoll ist. Zuweilen ist, ob es sich um eine staatliche oder private Einrichtung handelt, ein starker Praxisbezug mit engen Kontakten zur Wirtschaft gegeben. Die Stanford University und die Universität St. Gallen sind bekannt für ihre Verbindung von Grundlagenforschung, angewandter Forschung und Praxisbezug, sind aber keine Fachhochschulen, vielmehr weltbekannte Universitäten. Dies zeigt, dass eine klare Unterscheidung der Hochschultypen letztlich auf dem Papier und unter Zu- und Aberkennung von Privilegien stattfindet. Im Englischen ergänzt man den Begriff "University" mit "of Applied Sciences" oder "of Applied Sciences and Arts", verweist also auf die angewandten Wissenschaften und allenfalls die Künste.
Entwicklung und Zulassung
Fachhochschulen kennt man in Deutschland seit Ende der 1960er-Jahre (gegründet wurden die meisten in den 1970er-Jahren), in Österreich und in der Schweiz seit den 1990er-Jahren. Die Universität Liechtenstein war vor 2011 eine Fachhochschule, vor 1992 eine Ingenieurschule bzw. – zu Beginn – ein Abendtechnikum. In Skandinavien und den Niederlanden existieren verwandte Hochschulformen. Die allgemeine Hochschulreife (Abitur oder Matura) ermöglicht ebenso den Zutritt wie die fachgebundene Hochschulreife oder die Fachhochschulreife. Selbst eine berufliche Qualifizierung kann im Einzelfall genügen. Bei Weiterbildungen werden zum Teil Personen alleine wegen ihrer Praxiserfahrung, ohne dass sie (Fach-)Hochschulreife haben müssten, zugelassen, was dem akademischen Niveau in Angebot und Nutzung nicht unbedingt zuträglich ist, zugleich aber Quereinsteigern neue Chancen bietet. Diese Hintertüre, in der Schweiz "sur dossier" genannt, sollte im besten Falle bloß einem kleinen Prozentsatz einen Zugang gewähren, um den Ruf der Abschlüsse nicht zu gefährden.
Wissenschaftlicher Betrieb
Fachhochschulen verfügen i.d.R. über kein Promotionsrecht. Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen bei Bedarf den Doktortitel extern erwerben, also an der Alma Mater ihrer Wahl, was einerseits die Attraktivität der Stelle vermindert, andererseits die doppelte Dependenz von Doktorvater oder -mutter auflöst. Eher rückschrittliche Kräfte aus der Wissenschaft (der Universitäten), der Wirtschaft und der Politik liebäugeln zuweilen damit, Fachhochschulen "zurückzustufen", in die Richtung einer Berufsschule oder Berufsfachschule, was aber weder ihrem Status noch dem Personal gerecht wird, das im Falle von Professorinnen und Professoren mit Doktortitel zu Höchstleistungen fähig und bestrebt ist, die Wissenschaftsfreiheit in all ihren Facetten auszukosten. Eher fortschrittliche Kräfte würden die Fachhochschulen gerne "hochstufen", etwa durch ein Promotionsrecht, wobei dieses an ein erfolgtes Doktorat der Betreuerinnen und Betreuer gekoppelt werden müsste.
Kritik und Ausblick
Die Fachhochschulen stehen den Universitäten in vielen Aspekten nicht nach. In manchen sind sie sogar erfolgreicher als diese, etwa im Erkennen und Treiben von bestimmten technischen und wirtschaftlichen Trends. Zudem haben sie nicht den historischen Ballast der Alma Mater herumzuschleppen, die u.a. die Theologie beherbergt und so ihren wissenschaftlichen Anspruch untergräbt. Eine Fachhochschule, die ihre Ausrichtung auf die Praxis insofern übertreibt, als sie ihre Aufträge vor allem aus der Wirtschaft entgegennimmt, nicht nur im Sinne von echter Auftragsforschung, sondern auch von reinen Beratungsleistungen oder gar von Gefälligkeitsgutachten, läuft allerdings ebenso Gefahr, ihren wissenschaftlichen Anspruch aufzugeben, genauso wie ihre betriebliche und wissenschaftliche Unabhängigkeit. Die Wirtschaftsethik, die an manchen Fachhochschulen wie die Informationsethik und die Medienethik gelehrt wird, kann im Prinzip – zusammen mit der Wissenschaftsethik – auf dieses Problem hinweisen, was in der Realität freilich kaum geschieht.