Longtermism
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Allgemein
Der Longtermism (von engl. "longtermism", dt. wörtlich "Langfristigkeit", eigentlich "Langfristdenken") versucht das Leben der Menschheit in der fernen Zukunft auf positive Weise zu beeinflussen, etwa durch die Vermeidung von Krisen und Katastrophen. Auch die Beschleunigung des Wirtschaftswachstums, die Ausbreitung von KI-Systemen oder die Eroberung des Weltalls können dazu beitragen. Dabei entsteht allerdings wiederum die Gefahr von Krisen und Katastrophen, wie im Zuge der Umweltzerstörung. Manche Vertreter heben deshalb die Notwendigkeit einer moralischen Stärkung, sozialen Einbettung und ökologischen Rücksichtnahme hervor. Eine ganz andere Stoßrichtung hat der Antinatalismus (engl. "antinatalism"), der der Menschheit (überdies der Tier- und Pflanzenwelt) helfen will, indem er sie mittels Geburtenrückgang dezimiert.
Hintergrund und Beispiele
Zur Einordnung bzw. Begründung des Longtermism werden Modelle normativer Ethik wie der Utilitarismus (als Form des Konsequentialismus) herangezogen. Mit diesem ist der effektive Altruismus verflochten, der hier mit seiner Optimierung von Ressourcen wie Zeit und Kapital eine besondere Rolle spielt. Exponenten des Silicon Valley wie Peter Thiel und Entrepreneure wie Elon Musk gelten als Sympathisanten der Denkrichtung und setzen auf Technologien aller Art, um das Leben und den Fortschritt der Menschheit zu sichern. Manche von ihnen sind Transhumanisten. Zu den prägenden Einrichtungen des Longtermism gehören das Future of Humanity Institute in Oxford (UK), die Forethought Foundation for Global Priorities Research am selben Ort sowie das Future of Life Institute in Campbell (USA) und Brüssel (Belgien).
Kritik und Ausblick
Ein Grundproblem des Longtermism ist, dass die Folgen technischer und gesellschaftlicher Entwicklungen und damit zusammenhängender Entscheidungen trotz Disziplinen wie Soziologie, Technik- und Informationsethik sowie Technikfolgenabschätzung nur schwer vorausgesagt werden können. Dies liegt u.a. an den zahlreichen Abhängigkeiten und unbekannten Neuerungen. Obwohl eine Stärke von Utilitarismus und effektivem Altruismus gerade im Einbezug von Tieren liegt, ist der Longtermism vor allem auf Menschen gerichtet. Bei Entrepreneuren wie Elon Musk kann gefragt werden, ob sie wirklich das Leben der Menschheit in der fernen Zukunft oder vielmehr ihr Leben in der nahen Zukunft auf positive Weise beeinflussen wollen. Insgesamt scheint der Longtermism die Gegenwart eher zu vernachlässigen, womit er unverkennbar religiöse Züge trägt.