Parlamentarische Technikfolgenabschätzung
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Allgemein
Die parlamentarische Technikfolgenabschätzung oder Technologiefolgenabschätzung zielt auf Analyse und Bewertung der Wirkungen und Folgen einer Technik bzw. Technologie ab, insbesondere in prospektiver Absicht, und ist trotz (oder auch wegen) der kaum noch zu übersehenden Problemgebiete und der kaum noch zu bewältigenden Komplexität nach wie vor ein wichtiges Instrument bei der Beratung der Politik. Sie wird durch TA-Einrichtungen des Parlaments oder außerhalb des Parlaments betrieben, in manchen Ländern wie in Finnland und Griechenland sogar von Mitgliedern des Parlaments selbst. "Technikfolgenabschätzung" wird mit "TA" abgekürzt. Im Englischen spricht man von "technology assessment".
TA-Einrichtungen
Das Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB) wird vom Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) unterhalten, auf der Basis eines Vertrags mit dem Deutschen Bundestag. In der Schweiz berät das Zentrum für Technologiefolgen-Abschätzung TA-SWISS im Rahmen seines gesetzlich verankerten Auftrags die Politik, wobei schon aufgrund seiner geringen Größe häufig externe Wissenschaftler beauftragt werden. In Österreich ist das Institut für Technikfolgen-Abschätzung (ITA), eine Einrichtung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, für die "Entscheidungsträger" unterwegs.
Interdisziplinarität
Die Technikfolgenabschätzung in jedweder Ausprägung ist interdisziplinär und bedient sich der Methoden verschiedener Wissenschaften, u.a. der Soziologie, der Psychologie und der Philosophie. Prognostik und Statistik sind elementar für sie. In moralischen Fragen der Informationsgesellschaft trifft sie sich mit der Informationsethik, in moralischen Fragen des Technikzeitalters mit der Technikethik, in technisch-philosophischen Angelegenheiten mit der Technikphilosophie. Für die Durchführung von Studien wurden von Experten und Institutionen typische Abläufe definiert, von der Problem- und Technologiebeschreibung über die Bewertung der Folgen und die Handlungsempfehlungen bis hin zur Ergebnisvermittlung.
Themen und Schwerpunkte
Robotik und Künstliche Intelligenz (KI) spielen neben zahlreichen anderen Themen und Schwerpunkten wie Umwelt, Energie und Verkehr eine große Rolle in der parlamentarischen Technikfolgenabschätzung. "Wie Roboter künftig in der Pflege eingesetzt werden können", behandelte Anfang 2019 ein öffentliches Fachgespräch im Deutschen Bundestag. "Soziale Roboter, Empathie und Emotionen" lautet der Titel einer Studie von Wissenschaftlern mehrerer Schweizer Hochschulen für TA-SWISS von 2021. Auch die Chancen und Risiken generativer KI wurden früh erkannt. Der Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung des Deutschen Bundestages hatte bereits im Februar 2023 eine Studie zu den Auswirkungen von ChatGPT und Co. auf Bildung und Forschung in Auftrag gegeben.
Kritik und Ausblick
Die parlamentarische Technikfolgenabschätzung wird durchaus genutzt, aber nicht durchgehend berücksichtigt. In der Gesellschaft ist sie weitgehend unbekannt, wie die Technikfolgenabschätzung und Technikbewertung insgesamt. Manche TA-Einrichtungen – teils beeinflusst von Politik und Wirtschaft – schränken die Wissenschaftsfreiheit der externen Wissenschaftler ein, indem sie die Studien in eine bestimmte Richtung drängen oder ihre Sprache beeinflussen. Die Wissenschaftsethik untersucht zusammen mit der Technikethik dieses Spannungsverhältnis und unterbreitet Vorschläge zur (Wieder-)Herstellung von Selbstständigkeit und Unabhängigkeit, die für eine seriöse Beurteilung der Folgen des Technikeinsatzes unabdingbar sind.