Adverse Selection
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adverse Selektion, Antiselektion, Negativauslese. 1. Begriff: Adverse Selection bezeichnet eine Ausprägung von Marktversagen, welche aus der Informationsasymmetrie zwischen Vertragspartnern (Käufern und Verkäufern) vor Vertragsabschluss resultiert (Hidden Characteristics).
2. Mechanismus: In dem auf Akerlof (1970) zurückgehenden Modell, das als Klassiker dieser Literatur gilt, wird am Beispiel des Marktes für Gebrauchtwagen illustriert, wie sich unvollständige Informationen der Nachfrager auswirken: Die Nachfrager können die Anbieter von gut erhaltenen Gebrauchtwagen nicht von den Anbietern schlecht erhaltener Gebrauchtwagen unterscheiden. Umgekehrt kennt jeder Anbieter genau die Qualität seines Autos. Ein Nachfrager geht deshalb von einer durchschnittlichen Qualität der Gebrauchtwagen aus. Die Anbieter von guten Gebrauchtwagen werden zur Deckung ihrer Opportunitätskosten (Nutzeneinbuße durch Verkauf des Autos) stets einen höheren Preis verlangen müssen als die Anbieter schlecht erhaltener Wagen. Da die Anbieter von schlecht erhaltenen Gebrauchtwagen jedoch wissen, dass die Nachfrager gute und schlechte Anbieter nicht unterscheiden können, besteht für sie ein Anreiz vorzugeben, ebenfalls Autos von hoher Qualität zu verkaufen und denselben Preis wie die Anbieter guter Autos zu fordern. Da dieser Preis jedoch u.U. über dem Preis liegen wird, den die Nachfrager für die von ihnen erwartete Durchschnittsqualität zu zahlen bereit sind, werden keine Transaktionen mit den Anbietern guter Autos zustande kommen, d.h. Anbieter höherer Qualität ziehen sich aus dem Markt zurück und es werden nur Gebrauchtwagen unterdurchschnittlicher Qualität angeboten. Dieses Marktversagen ist eine Folge der asymmetrischen Informationsverteilung: Wären die Nachfrager über die Qualität der Gebrauchtwagen vollständig informiert, würde jeder Gebrauchtwagen angeboten und einen Preis abhängig von seiner Qualität erzielen.
Auf Versicherungsmärkten entsteht dieses Problem als Folge der Informationsasymmetrie zwischen Anbietern und Nachfragern von Versicherungen. Die Anbieter haben üblicherweise einen Informationsnachteil hinsichtlich wichtiger Merkmale der Nachfrager, welche die Eintrittswahrscheinlichkeiten von Versicherungsfällen betreffen.
Adverse Selektion stellt eine mögliche Ursache für Marktversagen auf Arbeitsmärkten dar, bspw. als Folge der Informationsasymmetrie zwischen Arbeitgeber und Bewerber hinsichtlich der Qualifikation von Bewerbern.
3. Typischerweise hat eine Marktseite ein Interesse an der Entwicklung von Marktmechanismen, welche den Informationsnachteil abbauen, wie die Anbieter gut erhaltener Gebrauchtwagen im Akerlof-Modell (z.B. durch die Gewährung von Qualitätsgarantien). Diese werden mit den Begriffen Signalling oder Screening zusammengefasst. Beim Signaling geht die Initiative vom gut informierten Partner aus (Werbung, Garantien, Zeugnisse oder Zertifikate im Bewerbungsprozess), beim Screening dagegen vom schlecht informierten Partner (Auswahlgespräche, Fragebögen).
Vgl. auch Prinzipal-Agent-Theorie.