Digital Video Broadcasting (DVB)
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Ausführliche Definition im Online-Lexikon
Bezeichnung für ein standardisiertes Übertragungssystem für digitalen Fernsehrundfunk mit europäischem Ursprung. Je nach Übertragungsmedium werden verschiedene DVB-Arten unterschieden:
- über Satellit (DVB-S, DVB-S2)
- über Kabelnetze (DVB-C, DVB-C2)
- über terrestrische Sender (DVB-T, DVB-T2)
- über IP-basierte Netze (DVB-IPI)
- über terrestrische Sender für mobile Endgeräte (DVB-H).
Durch die Anpassung der Signale an das Übertragungsmedium sind diese fünf Varianten nur begrenzt kompatibel, sodass unterschiedliche Empfangsgeräte (Set-Top-Box) benötigt werden. Heute sind zudem Fernsehgeräte verfügbar, in die ein oder mehrere unterschiedliche DVB-Empfänger integriert sind. Zu den Varianten im Einzelnen:
- DVB-S ist seit 1994 standardisiert, seit 1996 wird DVB-S über Satelliten verbreitet. Das Kanalraster des analogen Fernsehens wird beibehalten, allerdings können pro Kanal mehrere digitale Fernsehprogramme übertragen werden, z.B. acht bis zehn Fernsehprogramme pro Transponder bei DVB-S oder zwei bis zehn Fernsehprogramme pro Kanal bei DVB-T. Bei entsprechender Reduzierung der Fernsehprogramme ist auch eine parallele Übertragung von Fernseh- und Hörfunkprogrammen sowie begleitender Daten in einem Kanal möglich. Die Übertragung geschieht bei DVB digital mit einer Datenrate von 2 bis 15 Mbit/s, abhängig von der Darstellungsqualität. Um die vorhandenen Fernsehgeräte weiter benutzen zu können, erfolgt beim Empfänger mithilfe eines Decoders eine Wandlung in das analoge PAL-Format.
- Bei DVB-T kann zwischen einer QPSK, 16-QAM oder 64-QAM Modulation gewählt werden, abhängig von den Übertragungseigenschaften und der Darstellungsqualität. Die Übertragung erfolgt nach dem COFDM-Verfahren (Coded Orthogonal Frequency Division Multiplex), bei dem die Informationen auf viele dicht zusammenliegende Trägerfrequenzen aufgeteilt wird. Die Ausstrahlung der Programme geschieht in Gleichwellentechnik, wodurch eine bessere Frequenzausnutzung möglich ist. Bei DVB-T kommt es nicht zu „Geisterbildern“ innerhalb von Gebäuden und für den Empfang reicht i.d.R. eine kurze Stabantenne aus. Im Großraum Berlin/ Potsdam wurde im November 2002 der Regelbetrieb von DVB-T aufgenommen; seit November 2008 werden öffentlich-rechtliche Programme nahezu flächendeckend und private Programme in Ballungszentren über DVB-T ausgestrahlt.
- Die Verbreitung von DVB-C wurde in den meisten deutschen Breitbandkabelnetzen (Breitbandkabelverteilnetz) ebenfalls gestartet. Neben den frei empfangbaren öffentlich rechtlichen Angeboten werden private Sender grundverschlüsselt ausgestrahlt. Der Signal-zu-Rauschabstand wird bei digitalen Programmen auf 30 dB abgesenkt (analoge Programme 40 dB), um die Störungen der analogen Programme zu vermeiden.
- Die neueren Standards DVB-S2 bzw. -C2 wurden zur Übertragung von hochauflösenden Fernsehsignalen definiert. Diese Standards erfordern jedoch neue Empfangsgeräte (z.B. Set-Top-Boxen). DVB-T2 wird in Deutschland bisher nur zu Testzwecken verwendet, würde aber die Übertragung von HDTV über terrestrische Netze ermöglichen.
Bücher
Wiesbaden, 2011, S. in: Sjurts, I. (Hrsg.): Gabler Lexikon Medienwirtschaft.