Beveridge-Kurve
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1. Begriff: geometrischer Ort aller quantitativen Beziehungen zwischen Arbeits- bzw. Erwerbslosigkeit und vakanten Stellen.
2. Erläuterung: Dieses Modell eignet sich zur Darstellung des strukturellen Auseinanderfallens von Angebot und Nachfrage am Arbeitsmarkt (Mismatch). Der Zusammenhang wird auf der Basis von Arbeitslosenquote bzw. Erwerbslosenquote und Vakanzquote (jeweils bezogen auf alle Erwerbspersonen) ausgewiesen, um demografische Einflüsse auf das Erwerbspersonenpotenzial auszuschalten. Die üblicherweise inverse Relation zwischen beiden Variablen bedingt einen streng konvexen, annähernd hyperbolischen Verlauf der Kurve (stilisierter Verlauf).
Mismatch-Probleme können verursacht sein durch Informationsdefizite, Unterschiede zwischen Qualifikationen der Bewerber und Anforderungen der Stellen, durch regionale Differenzen zwischen Wohnort des Arbeitsanbieters und Ort des angebotenen Arbeitsplatzes, durch das Auseinanderfallen von angebotenem und gefordertem bzw. gewünschtem Verdienst etc.
3. Zusammenhang zwischen struktureller und konjunktureller Arbeitslosigkeit: Befindet sich eine Volkswirtschaft auf der 45-Grad-Linie, entspricht die Zahl der Arbeitslosen bzw. die Arbeitslosenquote (abgetragen auf der Abszisse) der Anzahl offener Stellen bzw. der Vakanzquote (abgetragen auf der Ordinate). Es herrscht also lediglich friktionelle (Vermittlungsproblem) und ein bestimmtes Niveau an struktureller (Mismatch-Problem) Arbeitslosigkeit und in diesem Sinne Vollbeschäftigung.
Rechts unterhalb der Winkelhalbierenden gibt es indessen immer mehr Arbeitslose als offene Stellen. Es existiert konjunkturelle bzw. gesamtwirtschaftliche Unterbeschäftigung – in Form von keynesianscher oder klassischer Arbeitslosigkeit. Befindet sich eine Volkswirtschaft dagegen links oberhalb der 45-Grad-Linie, so ist offensichtlich die Anzahl offener Stellen größer als die Anzahl der Arbeitslosen. Der links von der 45°-Linie verlaufende Teil deutet also gesamtwirtschaftliche Überbeschäftigung an. Zunehmende (abnehmende) Mismatch-Arbeitslosigkeit liegt vor, wenn sich die Beveridge-Kurve nach rechts (links) verschiebt.
Insbes. seit Ende der 1980er-Jahre bis zu Beginn des 21. Jahrhunderts führten Störungen im Reallokationsprozess am Arbeitsmarkt zu einer Rechtsverschiebung der Kurve: Eine gestiegene Quote an offenen Stellen korrespondierte mit einer immer höheren Quote an Arbeitslosen. Seither hat sich die Kurve wieder etwas dem Koordinatenursprung genähert – die strukturellen Probleme auf dem deutschen Arbeitsmarkt haben sich offenbar etwas abgeschwächt.
Vgl. auch Arbeitslosigkeit.