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postkeynesianische Wachstumstheorie

(weitergeleitet von keynesianische Wachstumstheorie)

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Das Original: Gabler Wirtschaftslexikon

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    Ausführliche Definition im Online-Lexikon

    1. Charakterisierung: Im Rahmen der postkeynesianischen Wachstumstheorie wird versucht, die Überlegungen der statischen keynesianischen Lehre (Keynesianismus) auf die Wachstumstheorie zu übertragen.

    Bereits in der „General Theory of Employment, Interest and Money” hat Keynes 1936 dargelegt, wie Produktionsniveau und Beschäftigung durch das Unternehmerverhalten bestimmt werden. Seine Schlussfolgerungen basieren aber auf einem statischen Modell, d.h. auf einer Volkswirtschaft, deren Produktionspotenzial nicht wächst; es handelt sich folglich um eine kurzfristige Analyse. Im Unterschied zur bis zu diesem Zeitpunkt vorherrschenden neoklassisch-mikroökonomischen Betrachtung in der ökonomischen Theorie, in der alle Teilmärkte einer Volkswirtschaft unabhängig voneinander durch den Preismechanismus zum partiellen Gleichgewicht tendieren, schuf Keynes ein interdependentes System, in dem die Märkte über Güter- und Geldströme miteinander in Verbindung stehen. Zugleich sind in dieser Kreislaufanalyse nicht alle Teilmärkte gleichberechtigt, es gibt eine Hierarchie der Märkte, was bedeutet, dass die Entscheidungen auf den Geld- und Gütermärkten das Angebots- und Nachfrageverhalten auf dem Arbeitsmarkt beeinflussen. Der Unternehmer übernimmt die aktive Rolle in diesem interdependenten System der Teilmärkte. Er muss aufgrund unvollständiger Informationen Erwartungen über die effektive Nachfrage bilden und entscheidet auf dieser Grundlage über die zu produzierende Menge sowie über die Investitionen, die erforderlich sind, um die nachgefragte Gütermenge auch anbieten zu können. Im Umfang der in der jeweils betrachteten Periode tatsächlich produzierten Gütermenge entsteht bei den Arbeitnehmer- und Unternehmerhaushalten Einkommen, woraus die Konsumnachfrage finanziert wird. Ein Teil des Einkommens wird jedoch gespart und dient der Vermögensbildung.

    Sofern in Höhe des Sparens der Haushalte von den Unternehmern auch investiert wird, herrscht Periodengleichgewicht, d.h. die angebotene Gütermenge entspricht der nachgefragten, und die Erwartungen der Unternehmer sind erfüllt worden. Die Investitionsentscheidung der Unternehmer orientiert sich aber nur z.T. an der Absatzerwartung. Relevant sind die Renditeerwartungen der Unternehmer, also die Verzinsung des eingesetzten Kapitals. Die Rendite- bzw. die Gewinnerwartungen der Unternehmer ergeben sich aus der Differenz zwischen den Absatzerwartungen und den Kosten, wobei bes. die Zinsen, also der Verzicht auf alternative Zinserträge zu berücksichtigen sind (Opportunitätskostenprinzip). Diese Differenz ist die Marginal Efficiency of Capital, die Grenzleistungsfähigkeit des Kapitals. Die Zinsen ergeben sich auf dem Geldmarkt aus Angebot und Nachfrage. Die angebotene Geldmenge ist exogen, und die Geldnachfrage ergibt sich aus den Kassenhaltungswünschen der Haushalte, welche wiederum wesentlich vom Einkommen und - damit zusammenhängend - von den Transaktionen, also den regelmäßig anfallenden Zahlungen, bestimmt werden. Die Entscheidungen auf Geld- und Gütermärkten bestimmen letztlich das Beschäftigungsniveau; denn die Unternehmer werden nur so viele Arbeitskräfte auf dem Arbeitsmarkt nachfragen, wie sie für die Produktion der Güter zur Befriedigung der effektiven Nachfrage benötigen. Daraus folgt gleichzeitig, dass diese Nachfrage nach Arbeitskräften nicht unbedingt dem Angebot auf dem Arbeitsmarkt entsprechen muss. Es kann somit sein, dass zwar auf Güter- und Geldmarkt Gleichgewicht herrscht, nicht aber auf dem Arbeitsmarkt. Wenn in dieser Situation die Arbeitskräftenachfrage kleiner ist als das Angebot, herrscht Arbeitslosigkeit (Unterbeschäftigungsgleichgewicht; Arbeitsmarkttheorie).

    Diese Zusammenhänge verdeutlichen die zentrale Rolle des Unternehmers sowie bes. die Nachfrage(erwartung) im Keynesianismus und somit auch in der p. W. Ebenso wichtig wie diese Verhaltensanalyse ist die Stabilitätsanalyse des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts. In der statischen Keynesschen Theorie ist das Gleichgewicht stabil. Angebot und Nachfrage klaffen nur vorübergehend auseinander: Positive oder negative Multiplikatorprozesse führen zum Gleichgewicht zurück. Dafür gibt es mehrere Gründe.
    (1) Einer der Gründe ist darin zu sehen, dass die marginale Konsumquote, also der Teil jeder zusätzlich verdienten Geldeinheit, der für Konsum verwendet wird, kleiner ist als Eins. Eine Einkommenserhöhung führt zu einer unterproportionalen Erhöhung der Nachfrage. Der Multiplikatorprozess läuft folglich nach vielen Schritten aus und endet in einem neuen Gleichgewicht bei höherem Einkommen und höherer Nachfrage. Im umgekehrten Fall führt der negative Multiplikatorprozess dazu, dass die Nachfrage nur unterproportional schrumpft und demnach ein neues Gleichgewicht bei niedrigerem Einkommen und niedrigerem Nachfrageniveau erreicht wird. Dieser Stabilitätsmechanismus funktioniert allerdings nur, wenn die Unternehmer nur wenig auf Änderungen der Renditeerwartungen reagieren.
    (2) Stabilisierend wirkt auch, wenn die Unternehmer mit zunehmenden Investitionen erwarten, dass deren Rentabilität sinkt. Dies hat zur Folge, dass positive Änderungen in der Renditeerwartung nicht kontinuierlich weitere Investitionen induzieren, sondern dass die Investitionsbereitschaft im Zeitablauf nachlässt und sich ein neues Gleichgewicht einstellt.

    2. Phasen/Epochen: In der ersten Phase steht das Instabilitätsproblem im Vordergrund (z.B. Harrod-Domar-Modell). Die zweite Phase der postkeynesianischen Wachstumstheorie zeichnet sich durch das Bemühen ihrer Vertreter aus, den in der Realität nicht völlig instabil verlaufenden Akkumulationsprozess zutreffender theoretisch zu modellieren; sie suchen folglich nach stabilisierenden Faktoren in einem generell instabilen System.

    Beispiel: Kaldors Wachstumsmodell, Robinson-Modell.

    3. Gesamtkritik und Ausblick: In der postkeynesianischen Wachstumstheorie spielen die Investitionsentscheidungen der Unternehmer die entscheidende Rolle. Ihre Bestimmungsgründe sind daher von großem Einfluss, und es zeigt sich, dass deren Auswahl die Modellergebnisse bestimmt: Berücksichtigt ein Modell nur auslastungsgradabhängige Investitionen, so sind Periodengleichgewicht und dynamisches Gleichgewicht instabil. Bestimmen dagegen Profitratenerwartungen die Investitionstätigkeit, dann erhält man stabile Gleichgewichte. Da in der Realität beide Einflüsse eine Rolle spielen, würden ihre gemeinsame Berücksichtigung kein eindeutiges Ergebnis bringen, und man könnte nur gleichgewichtige und ungleichgewichtige Parameterkonstellationen bestimmen. Ein Erkenntnisfortschritt wäre daraus nur zu erzielen, wenn sich die relevanten Parameter empirisch bestimmen ließen. Die postkeynesianische Modellanalyse des Wachstums hat mithin die Grenze erreicht, bis zu der sie allein ohne Ökonometrie Erkenntnisse liefern kann.

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