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Schönheit

Definition: Was ist "Schönheit"?

Schönheit (engl. "beauty") im allgemeinen Sinne ist eine visuelle, akustische, haptische oder ideelle Kategorie, die etwa das Schönsein des Himmels am Tag und in der Nacht, der Natur, eines Körpers, eines Gesichts, eines Gegenstands, eines Kunstwerks oder einer Formel umfasst. Sie ist nicht einfach eine (objektive) Eigenschaft, aber auch nicht einfach eine (subjektive) Setzung. Man kann hormonelle und genetische Faktoren ebenso anführen wie Prinzipien in der Art des Goldenen Schnitts. Etwas, was schön ist, ist das Schöne, das sich seit der Antike neben den Werten und Zielen des Wahren und Guten behauptet. Dem gegenüber steht das Hässliche, das wiederum dem Zustand des Hässlichseins und der Kategorie der Hässlichkeit zugeordnet werden kann. Eine Schönheit im speziellen Sinne ist ein schöner (meistens weiblicher) Mensch oder, als Ausnahme, ein schönes Tier.

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Das Original: Gabler Wirtschaftslexikon

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    Inhaltsverzeichnis

    1. Allgemein
    2. Philosophie und Schönheit
    3. Perspektive anderer Disziplinen
    4. Kunst und Schönheit
    5. Wirtschaft und Schönheit
    6. Kritik und Ausblick

    Allgemein

    Schönheit (engl. "beauty") im allgemeinen Sinne ist eine visuelle, akustische, haptische oder ideelle Kategorie, die etwa das Schönsein des Himmels am Tag und in der Nacht, der Natur, eines Körpers, eines Gesichts, eines Gegenstands, eines Kunstwerks oder einer Formel umfasst. Sie ist nicht einfach eine (objektive) Eigenschaft, aber auch nicht einfach eine (subjektive) Setzung. Man kann hormonelle und genetische Faktoren ebenso anführen wie Prinzipien in der Art des Goldenen Schnitts. Etwas, was schön ist, ist das Schöne, das sich seit der Antike neben den Werten und Zielen des Wahren und Guten behauptet. Dem gegenüber steht das Hässliche, das wiederum dem Zustand des Hässlichseins und der Kategorie der Hässlichkeit zugeordnet werden kann. Eine Schönheit im speziellen Sinne ist ein schöner (meistens ein weiblicher) Mensch oder, als Ausnahme, ein schönes Tier. Entsprechend den Dimensionen der Kategorie kann man Schönheit betrachten, sie hören, betasten oder erkennen. Dass die Schönheit im Auge des Betrachters liegt, wie ein altes Sprichwort sagt, betont das Subjektive der Wahrnehmung. Ergänzen könnte man, dass viele Betrachter ähnliche Augen haben, also einen vergleichbaren Geschmack, was evolutionsbiologisch begründbar ist. Neben den Sinnesorganen sind die Kommunikationsfähigkeiten von Belang. Die Schönheit der Sprache erfreut uns bei einem Gedicht, wie die der (akustisch erfahrbaren) Stimme, wenn es gesprochen wird. In besonderer Weise wird Schönheit mit dem menschlichen Körper verbunden, mit seiner Nacktheit oder mit seiner kunstvollen, verführerischen Ummantelung und Verhüllung.

    Philosophie und Schönheit

    Die Schönheit ist u.a. ein Sujet der Philosophie. Plato bestimmt in seinem "Symposion" (um 380 v.u.Z.) das Schöne durch Maß, Angemessenheit und Proportioniertheit. Man erkennt einen Körper, dann mehrere Körper als schön, bis man sich vom Körperlichen löst und die Schönheit in den Seelen erblickt. Aristoteles führt in seiner "Metaphysik" Ordnung, (Wohl-)Proportioniertheit und Bestimmtheit an und entdeckt sie, wie schon Pythagoras, in der Mathematik. Alexander Gottlieb Baumgarten gilt mit seiner Dissertation "Meditationes philosophicae de nonnullis ad poema pertinentibus" (1735) und dem Werk "Aesthetica" als Begründer der Ästhetik, der Lehre von Schönheit und Kunst, die sich mit der Erkenntnis mithilfe der Sinne (und nicht des Verstands wie im Falle der Logik) beschäftigt. David Hume führt in "Über die Regel des Geschmacks" ("Of the Standard of Taste") von 1745 aus, dass es für die Erkenntnis von Schönheit vor allem Übung braucht. Nach Immanuel Kants "Kritik der Urteilskraft" (1790) haben ästhetische Urteile trotz ihrer subjektiven Herkunft einen Anspruch auf Allgemeingültigkeit. Georg Wilhelm Friedrich Hegel sieht in seinen "Vorlesungen über die Ästhetik" (posthum 1835) das Schöne als "das sinnliche Scheinen der Idee" und verortet es in der Kunst. Nach Friedrich Nietzsches "Zur Genealogie der Moral" von 1887 ist die Schönheit falsch, die Wahrheit hässlich, und die Kunst ist dazu da, dass wir – von ihr getäuscht – nicht an der Wahrheit zugrunde gehen. Theodor W. Adornos "Ästhetische Theorie" (posthum 1970) widmet sich der Krise der Kunst und vertieft sich in das Naturschöne, das dem Kunstschönen gegenüberliegt. In der zeitgenössischen Philosophie hat die Schönheit als Objekt an Relevanz verloren, was keineswegs gerechtfertigt erscheint.

    Perspektive anderer Disziplinen

    Neben der Philosophie bringen sich u.a. Disziplinen wie Psychologie (mitsamt der Evolutionspsychologie), Soziologie (mitsamt der Kunstsoziologie), Biologie (mitsamt der Evolutionsbiologie) und Literatur- und Kunstwissenschaft ein. Die Psychologie erforscht über Experimente, was Menschen schön und hässlich finden. Sie nutzt Befragungen und Beobachtungen und misst Gehirnaktivitäten (etwa über die Elektroenzephalografie, die zu einem Elektroenzephalogramm führt) und Körperreaktionen (wie Veränderungen bei Herzfrequenz und Schweißsekretion) beim Betrachten von Dingen und Menschen bzw. Bildern davon. Die Soziologie interessiert sich für die gesellschaftlich geprägten Wertvorstellungen und Schönheitsideale im Wandel der Zeit, die Kunstsoziologie für die gesellschaftlich geprägten Voraussetzungen der Kunst. Zu den sogenannten schönen Künsten zählen bildende Kunst, Musik, Literatur und darstellende Kunst. In der Literaturwissenschaft wird das Schöne der schönen oder schöngeistigen Literatur untersucht, in der Musikästhetik das von Kompositionen und Konzerten, in der Kunstwissenschaft, an Hegel anknüpfend, das der Kunst im engeren Sinne, etwa der Malerei und Bildhauerei. Die Evolutionsbiologie arbeitet – zuweilen zusammen mit der Evolutionspsychologie – heraus, dass Schönheit und Jugend ein inniges Verhältnis haben. Das körperliche Begehren richtet sich seit jeher auf den jungen, straffen, wohlproportionierten Körper, der Gesundheit, Fruchtbarkeit, Leistungsfähigkeit und Sicherheit verheißt. Entsprechend sind sowohl Männer als auch Frauen an Jugend interessiert, in ungleicher Ausprägung, wobei Macht und Wohlstand, die mit dem Alter einhergehen mögen, ebenfalls anziehend sind. Umberto Eco weist darauf hin, dass der Sinn für Schönheit nicht eins mit dem Begehren ist. Eine Attraktivitätsforschung, die sich auf den Menschen bezieht, wird seit den 1960er-Jahren betrieben. Sie bedient sich aus mehreren Disziplinen, u.a. aus Ökonomik und Evolutionspsychologie. In den Gender Studies wird die Schönheit entweder zur Verdächtigen, Verfemten und Verfolgten, von wenigen Vertretern eines klassischen Feminismus beschützt, oder zur Vielfältigen, die mit ganz unterschiedlichen Identitäten verbunden sein kann.

    Kunst und Schönheit

    In den schönen Künsten ist die Schönheit von zentraler Bedeutung. In der Malerei stellt man Nacktheit zunächst unter dem Deckmantel der Schöpfungsgeschichte (Adam und Eva) und der Mythologie (höhere Gottheiten wie Aphrodite sowie niedere wie Nymphen) dar, dann in aller Offenheit, wobei "Die nackte Maja" (1795 – 1800) von Francisco José de Goya y Lucientes und "Die große Odaliske" (1814) von Jean-Auguste-Dominique Ingres erste Höhepunkte bilden (nachdem bereits Jean-Honoré Fragonard zugunsten der Frivolität gewisse Grenzen überschritten hatte). Leonardo da Vinci und Albrecht Dürer entwerfen im 15. und 16. Jahrhundert Proportionsstudien und -figuren und nähern sich dem Thema damit auf analytische Weise. Pablo Picasso, Francis Bacon und Lucian Freud zeigen im 20. Jahrhundert die Schönheit in der Hässlichkeit, mit in sich versetzten, verdrehten und aufgedunsenen Körpern. Griechische und römische Skulpturen reproduzieren das Schönheitsideal der Antike, das dem der Gegenwart durchaus ähnelt. Michelangelo greift mit seinem "David" (1501 – 1504) das antike Ideal auf und bricht mit ihm zugleich. Fotografie und Film huldigen der Schönheit der (heranwachsenden oder erwachsenen) Frau ebenso wie der Schönheit des (heranwachsenden oder erwachsenen) Mannes. Helmut Newton und Annie Leibovitz fangen mit ihrem Fotoapparat auf unterschiedliche Art Models, Schauspieler und Politiker ein. Die Filmkamera verweilt auf den Gesichtern und Körpern von Brigitte Bardot ("Die Verachtung" von 1963), Brooke Shields und Christopher Atkins ("Die blaue Lagune" von 1980) oder Liv Tyler und Jeremy Irons ("Gefühl und Verführung" von 1996, im Original "Stealing Beauty"). Dokumentationen lassen über die Schönheit von Bergen und Meeren, Pflanzen und Tieren staunen. Der Minnesang preist Anmut und Liebreiz einer "frouwe" (verheirateten Adligen) oder "juncfrouwe" (Jungfrau). Die Popmusik besingt die Schönheit von jungen Mädchen und Frauen, in lebensfrohen bis anzüglichen Texten, die mehrheitlich von Männern stammen. Die schöne Literatur ist eine Hommage an die unteren Altersklassen, von "Lolita" (Vladimir Nabokov) aus dem Jahre 1955 bis "Betty Blue" (Philippe Djian) aus dem Jahre 1985. Dass ein Dichter – wie im 17. Jahrhundert François Maynard in seiner Ode "La belle vieille" – eine schöne Alte anhimmelt, bleibt die Ausnahme. Science-Fiction und Fantasy lassen zudem vor dem inneren oder äußeren Auge die Schönheit von imaginierten Wesen erscheinen, ob diese ein Geschlecht haben oder nicht.

    Wirtschaft und Schönheit

    Verschiedene Zweige der Wirtschaft leben vom Wunsch nach Schönheit. Die Schönheits- und Kosmetikindustrie macht Geschäfte mit Botox, Hautcreme, Schminkbedarf und Haarstylingprodukten. In Kliniken werden Schönheitsoperationen angeboten, bei denen Nase, Ohren, Kinn, Brüste und Hintern angepasst und Implantate eingesetzt werden (plastisch-ästhetische Chirurgie). Juweliere und Bijouterien bieten Ketten, Ringe und Steine feil, die Gesicht und Körper schmücken sollen. Die Sport- und Fitnessindustrie weckt den Traum von einer schlanken oder athletischen Figur. Die Bekleidungsindustrie produziert Hosen, Röcke und Kleider, die den Körper möglichst vorteilhaft und anziehend aussehen lassen sollen, und initiiert Jahr für Jahr neue Moden. Korsette engen die Oberkörper von Frauen über viele Jahre ein, Krawatten die Hälse von Männern bis zur Gegenwart. Friseursalons, Einrichtungen für Maniküre und Pediküre sowie Enthaarungsstudios kümmern sich um die schnell wachsenden Haare und Nägel. Piercing- und Tattoostudios sind mit der Verschönerung oder Verunstaltung von Körperteilen und Hautpartien beschäftigt. Bei Schönheitswettbewerben (engl. "beauty pageants") treten Teilnehmerinnen aus unterschiedlichen Regionen und Ländern gegeneinander an. Pornoplattformen stellen die Nacktheit von Frauen und Männern respektive Akte und Fetische aller Art zur Schau. Die Prostitution, angeblich das älteste Gewerbe der Welt, ist auf Schönheit ebenso angewiesen wie auf Kunstfertigkeit beim Befriedigen von Bedürfnissen. Cyborgs gefallen sich mit äußerlich sichtbaren technischen Strukturen. Humanoide und soziale Roboter überzeugen auf den ersten Blick mit ihrer künstlichen Schönheit, wobei bei Androiden das Uncanny Valley im Wege ist, das unheimliche Tal. So wirken Sophia, Harmony und Erica trotz oder gerade wegen ihrer perfekten Gesichter unheimlich, wenn sie lächeln. Avatare und (Pseudo-)Hologramme können fotorealistisch und hochattraktiv sein. Die Schönheit von Dingen, Fahrzeugen, Brücken, Plätzen und Gebäuden ist das Ziel von zahlreichen Unternehmen und Branchen, der Verpackungsindustrie, der Farbenindustrie, der Autoindustrie, dem Hoch- und Tiefbau, um nur ein paar zu nennen, die Schönheit der Natur das Anliegen von Natur- und Landschaftsschutz, Landschaftsgestaltung, Forstwirtschaft usw.

    Kritik und Ausblick

    Wir sind der Schönheit zugetan, selbst wenn wir sie in der Moderne systematisch in Frage gestellt haben, ob in der Wissenschaft oder der Kunst. Schöne Menschen werden, was evolutionsbiologisch erklärbar ist, bei der Partnerwahl bevorzugt, welches temporäre Schönheitsideal und welcher individuelle Geschmack auch jeweils vorherrschen mögen. Zugleich wecken sie Vorbehalte, Neid und Hass, nicht zuletzt deshalb, weil man sich selbst oder seine Partner mit ihnen vergleichen muss. Die Ethik mag diese Probleme reflektieren. Die Schönheit wird in den Medien und in der Werbung wiederholt zur Verdächtigen, die anscheinend mit der Alltäglichkeit – im Extremfall mit der Hässlichkeit (in der sich wiederum Schönheit verstecken kann) – konfrontiert werden muss. Das Model in Zeitschriften und auf Laufstegen wird zurückgedrängt oder abgeschafft, der Body in der Werbung entfernt sich von den früheren Idealmaßen. Zugleich verbreitet sich das stereotype Schönheitsideal von Influencerinnen und Popsängerinnen. Hier kommt die Medienethik ins Spiel. Die Schönheit der Landschaft wird beeinträchtigt durch Siedlungen, Straßen- und Eisenbahnnetze und Industrieanlagen – und Windkraftanlagen, die freilich zum Umweltschutz beitragen. Hier ist u.a. die Umweltethik gefordert. Insgesamt kann man sagen, dass das Wahre, das Schöne und das Gute heute nicht mehr als Einheit gesehen werden. Wissenschaftstheorie, Ästhetik und Ethik können dennoch ihre fruchtbare Zusammenarbeit fortsetzen, ohne ihre Gegenstände zu verwechseln. Wissenschaftsethik und Kunstethik fragen nach den Möglichkeiten und Beschränkungen von Wissenschaft und Kunst. Immer wichtiger wird der Beitrag der Roboterethik und der Roboterphilosophie überhaupt, um die künstliche Schönheit mit ihrer Silikonhaut, ihren Glasaugen und ihren motorischen bzw. natürlichsprachlichen Fähigkeiten zu erfassen.

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