Leontief-Paradoxon
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Ergebnis einer 1953 von Wassiliy Leontief vorgelegten empirischen Untersuchung, wonach die Kapitalintensität der US-amerikanischen Exporte im Jahr 1947 geringer war als die Kapitalintensität der US-Importe (kapitalintensives Gut, arbeitsintensives Gut). Nachdem die USA nach dem Zweiten Weltkrieg international fraglos ein relativ kapitalreiches Land waren, stand dieses Ergebnis im völligen Widerspruch zum Heckscher-Ohlin-Handel.
Erklärungsansätze für das Paradoxon: a) Verletzung des Heckscher-Ohlin-Theorems, hervorgerufen durch umschlagende Faktorintensitäten, unterschiedliche Nachfragepräferenzen, unterschiedliche Produktionstechnologien, Marktunvollkommenheiten, Handelsbilanzungleichgewichte.
b) Mängel im Testverfahren: Verzerrung der Daten, Nichtberücksichtigung von Humankapital und natürlichen Ressourcen. Das Leontief-Paradoxon bildete die Grundlage für zahllose weitere empirische Untersuchungen, die den Widerspruch zwischen Theorie und Empirie wieder etwas abschwächten, aber auch bestätigten. In den 1980-er Jahren wurde gezeigt, dass Leontiefs Ergebnisse dem Heckscher-Ohlin-Vanek-Modell in gewissem Sinn durchaus entsprachen. Gleichwohl aber bleibt der Eindruck, dass die Heckscher-Ohlin-Theorie des internationalen Handels nur sehr beschränkt empirische Bestätigung erfahren kann.