Direkt zum Inhalt

Außenhandelstheorie

Definition: Was ist "Außenhandelstheorie"?

Teilbereich der realen Außenwirtschaftstheorie (Außenwirtschaftstheorie). Die Außenhandelstheorie analysiert die Bestimmungsgründe für die Existenz und Struktur des internationalen Handels und der internationalen Faktorwanderungen sowie deren Implikationen für die heimische Wohlfahrt und die heimische Einkommensverteilung.

GEPRÜFTES WISSEN
Über 200 Experten aus Wissenschaft und Praxis.
Mehr als 25.000 Stichwörter kostenlos Online.
Das Original: Gabler Wirtschaftslexikon

zuletzt besuchte Definitionen...

    Ausführliche Definition im Online-Lexikon

    1. Begriff/Bedeutung: Teilbereich der realen Außenwirtschaftstheorie (Außenwirtschaftstheorie). Die Außenhandelstheorie analysiert die Bestimmungsgründe für die Existenz und Struktur des internationalen Handels und der internationalen Faktorwanderungen sowie deren Implikationen für die heimische Wohlfahrt und die heimische Einkommensverteilung. Die staatlichen Eingriffe in den internationalen Handel werden in der Handelspolitik und der politischen Ökonomik der Protektion untersucht. Die Außenhandelstheorie weist eine beträchtliche Distanz zu den Rahmenbedingungen des Außenhandels in der Realität auf. Sie kann die tatsächlichen Strukturen und Entwicklungen nur partiell erklären. Damit verdeutlicht sie aber in handelspolitischer Hinsicht, welchen Prämissen bes. Beachtung geschenkt werden sollte, wenn die theoretischen Erkenntnisse für die Praxis als relevant angesehen werden.

    2. Internationale Spezialisierung und Erklärung der Handelsstruktur: a) Komparative Vorteile: Eine der grundlegendsten Erkenntnisse der realen Theorie besagt, dass internationaler Handel u.a. auf komparativen Vorteilen beruht. Komparative Vorteile kann man auf Technologieunterschiede zurückführen (Ricardianisches Modell), sie können aber auch bei international identischen Produktionstechnologien zustandekommen, etwa aufgrund internationaler Faktorausstattungsunterschiede (Heckscher-Ohlin-Handel). Sind einzelne Güter in einem Land aufgrund von natürlichen Gegebenheiten oder aufgrund mangelnden technischen Wissens gar nicht verfügbar, so kann man dies als extreme Form komparativer Nachteile (bzw. Vorteile bei den anderen Ländern) auffassen.

    Wenn die Erfahrung mit der Erzeugung technologieintensiver Güter dazu führt, dass man in Zukunft leichter weitere technologische Neuerungen erzielen kann (dynamische Größenvorteile), dann kann ein ausstattungsbedingter Anfangsvorteil eines Landes im Verlaufe der Zeit noch stärker ausgeprägt werden (dynamische komparative Vorteile).

    b) Produktdifferenzierung und Größenvorteile: Verschiedene empirische Untersuchungen haben ergeben, dass komparative Vorteile den tatsächlichen Handel nur z.T. erklären können. Es wurde beobachtet, dass einerseits die bestehenden Unterschiede zwischen verschiedenen Ländern sich nicht durchweg auf erwartete Art und Weise in der Struktur des internationalen Handels niederschlagen (z.B. Leontief-Paradoxon) und dass andererseits Handel zwischen solchen Ländern sehr intensiv ist, die einander in jeder Hinsicht sehr ähnlich sind. Je ähnlicher zwei Länder in ihren Nachfragerpräferenzen, ihrem Einkommensniveau und in ihrer Faktorausstattung sind, umso mehr wird zwischen ihnen intra-industrieller Handel zu erwarten sein.

    Vgl. auch Gains-from-Trade-Theorem, Größenvorteile, Linder-Hypothese, Ricardo-Viner-Modell, Stolper-Samuelson-Theorem, tarifäre Handelshemmnisse.

    b) Handel ohne komparative Vorteile: Auch internationaler Handel, der nicht auf der Grundlage komparativer Vorteile erfolgt, bringt Vorteile. Er kann die für den Nachfrager verfügbare Produktvielfalt erhöhen und eine stärkere Realisierung von Größenvorteilen ermöglichen (Heckscher-Ohlin-Chamberlin-Modell). Ferner kann internationaler Handel die Marktmacht heimischer Anbieter reduzieren. Internationaler Handel verringert die Bedeutung von Ländergrenzen für die Marktabgrenzung und macht so die Märkte insgesamt wettbewerblicher.

    c) Dynamische Vorteile des internationalen Handels: Die erwähnten Produktions- und Konsumgewinne aus internationalem Handel sind rein statischer Natur. Wenn das höhere Einkommen zu höheren Ersparnissen und höheren Investitionen führt, dann kommen dynamische Effekte dazu. Es erhöht sich dadurch die Wachstumsrate, und die Einkommenszunahme ist dann langfristig größer als der statische Produktionsgewinn.

    Die neoklassische Wachstumstheorie besagt allerdings, dass die Wachstumsrate langfristig durch Handel nicht beeinflusst werden kann, sodass der dynamische Effekt sich auf eine Erhöhung des langfristig realisierten Einkommensniveaus beschränkt.

    Die Ergebnisse der theoretischen Forschung sind nicht ganz einheitlich, aber es existiert unter den Ökonomen ein breiter Konsens, dass die Wachstumsraten in Ländern mit intensiven wechselseitigen Handelsbeziehungen ceteris paribus größer sind als in geschlossenen Ökonomien. Dies kann analog auch auf die Intensivierung dieser Handelsbeziehungen durch Handelsliberalisierung angewandt werden (dynamische komparative Vorteile).

    Vgl. auch Autarkie, Faktorpreisausgleichstheorem, Heckscher-Ohlin-Theorem, internationale Faktorwanderungen, kleines Land, großes Land, Mundell-Theorem, Terms of Trade, Zoll.

    Mit Ihrer Auswahl die Relevanz der Werbung verbessern und dadurch dieses kostenfreie Angebot refinanzieren: Weitere Informationen

    Mindmap "Außenhandelstheorie"

    Hilfe zu diesem Feature
    Mindmap Außenhandelstheorie Quelle: https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/aussenhandelstheorie-30336 node30336 Außenhandelstheorie node49282 tarifäre Handelshemmnisse node30336->node49282 node49053 Zoll node30336->node49053 node31660 Außenhandel node31660->node30336 node28174 Akkreditiv node31660->node28174 node28357 Direktinvestition node31660->node28357 node48931 Terms of Trade node31660->node48931 node31660->node49053 node37062 nicht tarifäre Handelshemmnisse node37062->node31660 node37062->node48931 node48931->node30336 node46701 Preis node48931->node46701 node49282->node37062 node49282->node48931 node49282->node49053 node45766 Steuern node49282->node45766 node49053->node45766 node35709 Freihandelszone node35709->node49053 node54217 Brexit node54217->node49053 node33953 Freihandel node33953->node30336 node33953->node31660 node28649 Arbeitsteilung node28649->node33953 node38285 Liberalisierung node38285->node33953 node38458 Liberalismus node38458->node33953
    Mindmap Außenhandelstheorie Quelle: https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/aussenhandelstheorie-30336 node30336 Außenhandelstheorie node48931 Terms of Trade node30336->node48931 node49053 Zoll node30336->node49053 node49282 tarifäre Handelshemmnisse node30336->node49282 node31660 Außenhandel node31660->node30336 node33953 Freihandel node33953->node30336

    News SpringerProfessional.de

    Literaturhinweise SpringerProfessional.de

    Bücher auf springer.com

    Sachgebiete