Direkt zum Inhalt

Konsumfunktion

Definition: Was ist "Konsumfunktion"?

Die Konsumfunktion beschreibt einen funktionalen Zusammenhang zwischen den gesamtwirtschaftlichen Konsumausgaben und relevanten Bestimmungsfaktoren des Konsums. Der wichtigste Einflussfaktor ist das gesamtwirtschaftliche Einkommen. Dabei wird im einfachsten Fall unterstellt, dass eine Einkommenssteigerung eine unterproportionale Erhöhung der Konsumausgaben zur Folge hat, was nach Keynes auch als fundamentales psychologisches Gesetz bezeichnet wird.

GEPRÜFTES WISSEN
Über 200 Experten aus Wissenschaft und Praxis.
Mehr als 25.000 Stichwörter kostenlos Online.
Das Original: Gabler Wirtschaftslexikon

zuletzt besuchte Definitionen...

    Ausführliche Definition im Online-Lexikon

    Darstellung der funktionalen Abhängigkeit der Konsumausgaben von verschiedenen Einflussfaktoren wie Einkommen, Preise, Vermögen, Zinsniveau.

    1. Annahmen über die Bestimmungsgründe der Konsumnachfrage (Konsumhypothesen) stellen aufgrund der Aufteilung des Einkommens (Y) auf Konsum (C) und Sparen (S), d.h. Y = C + S, zugleich Hypothesen über das Sparverhalten dar. Die einfachste Konsumhypothese besagt, dass der Konsum vom laufenden Einkommen abhängt, und zwar so, dass mit steigendem Einkommen die Konsumnachfrage steigt:

    C = C(Y),

    mit 0 < dC/dY < 1. Die Ableitung dC/dY repräsentiert die marginale Konsumquote (c). Wegen Y = C + S folgt die Sparfunktion:

    S = Y - C(Y) = S(Y).

    2. Verläufe: a) Keynes unterstellte einen speziellen Verlauf der Konsumfunktion: Nach seinem „fundamentalen psychologischen Gesetz” nimmt der Konsum mit steigendem Einkommen zu, allerdings nur unterproportional. Ferner ging Keynes davon aus, dass die durchschnittliche Konsumquote (C/Y) mit steigendem Einkommen sinkt. Keynes betrachtete das Sparen als Luxus und nahm daher an, dass die Reichen einen höheren Anteil ihres Einkommens sparen können als die Armen.

    b) Vereinfachend wird für die grafische Analyse häufig mit einer linearen Konsumfunktion gearbeitet:

    C = C0 + cY,

    mit C0 = Basiskonsum oder autonomer Konsum > 0, 0 < c = konstant < 1. Diese Konsumfunktion ist mit dem psychologischen Gesetz von Keynes vereinbar, denn für die marginale Konsumquote gilt:

    dC / dY = c < 1

    und für die durchschnittliche

    C / Y = C0 / Y + c.

    Dabei nimmt C / Y bei positivem Basiseinkommen mit wachsendem Einkommen ab. Grafisch ergibt sich die Darstellung „Konsumfunktion”.

    3. Empirische Untersuchungen (v.a. von Kuznets, 1946) zeigen eine langfristig konstante durchschnittliche Konsumquote. Erklärungen:
    (1) Relative Einkommenshypothese;
    (2) permanente Einkommenshypothese (permanentes Einkommen);
    (3) Lebenszyklushypothese (Lebenszeit-Einkommenshypothese). Neben dem in den letzten Ansätzen als Konsumdeterminante berücksichtigten Vermögen wird in der Literatur darüber hinaus ein spezifischer realer Vermögenseffekt diskutiert, der das Konsumverhalten im Konjunkturverlauf stabilisiert (Pigou, 1941): Bei einem Anstieg des realen Vermögensbestandes durch eine Preissenkung (etwa im Abschwung) steigen die Konsumausgaben bei gegebenem Einkommen, weil das geplante Sparen reduziert werden kann. Dadurch wird der Abschwung gebremst.

    4. Die Abhängigkeit der Konsumquote von der Einkommensverteilung wird auf Keynes zurückgeführt und wurde von Kaldor formalisiert. Die Konsumausgaben (C) bestehen aus:
    (1) Ausgaben aus Lohneinkommen (CL = cL L) und
    (2) Ausgaben aus Gewinneinkommen (CG = cG G); es gilt:

    C = cL L + cG G.

    Mit der Verteilungsgleichung Y = L + G folgt:

    C = (cL - cG) L + cGY

    C = [ (cL - cG) L / Y + cG] Y.

    Dabei ist der Ausdruck in der eckigen Klammer die von der Lohnquote (L / Y) abhängige Konsumquote, wobei gilt:

    0 < cG < cL < 1.

    Mit steigender Lohnquote L/Y steigen die Konsumausgaben (Kaufkrafteffekt).

    5. Dynamische Funktionen: In dynamischen Modellen (dynamische Makroökonomik) werden verschiedene zeitliche Verzögerungen (Lags) in die Konsumfunktion eingebaut. Zudem wird zwischen kurz- und langfristigen Funktionen unterschieden, wobei angenommen wird, dass die kurzfristige Konsumfunktion flacher als die langfristige verläuft, was der relativen Einkommenshypothese entspricht. Außerdem kann der laufende Konsum auch vom zukünftig erwarteten Konsum und vom Realzins abhängen, wenn die Konsumnachfrage aus einem intertemporalen Nutzenmaximierungsansatz abgeleitet wird. 

    Vgl. zugehöriger Schwerpunktbeitrag Makroökonomische Totalmodelle geschlossener Volkswirtschaften.

    Mit Ihrer Auswahl die Relevanz der Werbung verbessern und dadurch dieses kostenfreie Angebot refinanzieren: Weitere Informationen

    Mindmap "Konsumfunktion"

    Hilfe zu diesem Feature
    Mindmap Konsumfunktion Quelle: https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/konsumfunktion-38408 node38408 Konsumfunktion node37467 Konsumquote node38408->node37467 node41774 Lag node38408->node41774 node42091 Opportunitätskosten node38052 Keynesianismus node38052->node41774 node38841 makroökonomische Totalmodelle geschlossener ... node38052->node38841 node41881 Monetarismus node39245 Modell node42910 Prinzipal-Agent-Theorie node39320 Inflation node31450 Deficit Spending node44543 Staatsausgabenmultiplikator node31450->node44543 node46710 öffentliche Ausgaben node40778 Makroökonomik node39042 Multiplikator node45873 Ratchet Effect node45873->node38408 node45873->node42910 node45873->node39320 node45873->node37467 node37467->node40778 node37467->node39042 node44543->node38408 node44543->node46710 node44543->node39042 node41774->node41881 node41774->node39245 node38841->node38408 node38841->node42091 node38841->node39042
    Mindmap Konsumfunktion Quelle: https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/konsumfunktion-38408 node38408 Konsumfunktion node37467 Konsumquote node38408->node37467 node41774 Lag node38408->node41774 node44543 Staatsausgabenmultiplikator node44543->node38408 node45873 Ratchet Effect node45873->node38408 node38841 makroökonomische Totalmodelle geschlossener ... node38841->node38408

    News SpringerProfessional.de

    Literaturhinweise SpringerProfessional.de

    Bücher auf springer.com

    Sachgebiete