Polizeiroboter
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Allgemein
Als Polizeiroboter werden unterschiedliche Robotertypen bezeichnet, die in der Polizeiarbeit verwendet werden oder verwendet werden sollen. Sie erkennen auffällige Bewegungen und Tätigkeiten, nehmen verdächtige Geräusche und Gefahrenstoffe wahr und entschärfen Bomben. Sie informieren und kontrollieren Passanten oder begleiten Polizisten bei Einsätzen. Sie sind in der Luft unterwegs, als Drohnen, oder auf dem Boden, als Roboter mit Rädern und Raupen, wenige von ihnen im Wasser. Einige von ihnen weisen eine humanoide Gestalt auf, andere eine animaloide, die Mehrzahl allerdings eine dinghafte, als Kegel respektive Quader mit Ausstülpungen und Öffnungen. Manche von ihnen sind autonom, andere teilautonom, wieder andere ferngesteuert. All diese Maschinen können – bei einem weiten Begriff – als Serviceroboter qualifiziert werden. Zum Teil sind sie verwandt oder baugleich mit Militärrobotern, etwa mit Räum- oder Kampfrobotern. Manche von ihnen sind soziale Roboter oder haben zumindest soziale Merkmale. Auch private Sicherheitsdienste greifen auf die Fähigkeiten von Robotern zurück und werden durch diese z.T. sogar verdrängt. Künstliche Intelligenz spielt in diesem Kontext eine wichtige Rolle, etwa bei Bilderkennung und Gesichtserkennung oder bei der Anwendung natürlichsprachlicher Fähigkeiten.
Typen
Informations- und Beratungsroboter sowie Navigationsroboter informieren Bürger, Besucher und Kunden über Großaufgebote der Polizei und Gefahrenlagen wie Ansammlungen und Demonstrationen und geleiten sie an eine bestimmte Stelle oder von einer bestimmten Stelle weg. Sicherheitsroboter und Überwachungsroboter entlasten oder ersetzen Polizeieinheiten und Sicherheitskräfte und sorgen für die Sicherheit von Unternehmen und Personen, etwa indem sie Auffälligkeiten melden oder für Abstand sorgen. Kampf-, Spreng- und Räumroboter dienen in polizeilichen Einsätzen oder bei kriegerischen Auseinandersetzungen der Ablenkung in Bezug auf Ressourcen, der Auskundschaftung von Stützpunkten und Standorten sowie der Beobachtung und der Beseitigung von Gefahren und Gegnern. Reinigungsroboter und Desinfektionsroboter helfen bei der Nass- und Trockenreinigung von Flächen, etwa nach einem Tötungsdelikt, bzw. bei der Desinfektion von Flächen und Gegenständen. Transportroboter befördern Gegenstände aller Art von einem Beteiligten zu einem anderen. Sie unterstützen Polizeikurierdienste im Gebäude oder zwischen Einrichtungen. Für den Transport von Gefahrenstoffen mögen sie genauso geeignet sein. Allzweckroboter sind Roboter, die entweder ihre Stärken in der natürlichsprachlichen Kommunikation oder in ihrer Mobilität und Motorik haben. Sie sind keinem speziellen Service zugeordnet und in diesem eingeschränkten Sinne als Generalisten aufzufassen. Damit wären sie im Prinzip beispielsweise für den Streifendienst geeignet.
Beispiele
In New York City hat das New York Police Department (NYPD) im Frühjahr 2021 Spot von Boston Dynamics unter dem Namen Digidog im Zuge eines Einsatzes in ein Wohnhaus gebracht. Er kann als Allzweckroboter im definierten Sinne gelten. Das Ganze mündete in eine Verhaftung eines bewaffneten Mannes. K5 von Knightscope wird auf Betriebsgeländen, in Shopping Malls, in Straßen und auf Plätzen und in anderen (teil-)öffentlichen Bereichen eingesetzt. Er kann als Sicherheits- und Überwachungsroboter eingestuft werden. Sprengroboter sind in Deutschland und in der Schweiz immer wieder in Betrieb. Sie gehören zur Gruppe der Kampf-, Spreng- und Räumroboter. In Deutschland nutzte bereits die Wehrmacht während des Zweiten Weltkriegs einfache Modelle. Bei der Expo 2020 in Dubai sollte der humanoide REEM aus dem Hause PAL Robotics nach dem Rechten schauen. Der Roboter kann wie sein Nachfolger ARI als Informations- und Beratungsroboter klassifiziert werden. Er trägt die gleiche grüne Uniform und Mütze wie die menschlichen Beamten. O-R3 von OTSAW Robotics aus Singapur sollte gemäß einem Bericht von 2017 in Dubai tätig sein. Der Polizeichef freute sich laut Pressekonferenz auf die Zusammenarbeit. Das Polizeifahrzeug ist ein Sicherheits- und Überwachungsroboter. Singapurs Home Team Science and Technology Agency (HTX) hat 2021 im Rahmen eines Versuchs zur Unterstützung von Beamten bei der Verbesserung der öffentlichen Gesundheit und Sicherheit den Sicherheits- und Überwachungsroboter Xavier durch die Straßen von Toa Payoh Central rollen lassen. In China wurden während der Pandemie Personen, die ohne Schutzmaske unterwegs waren, über Drohnen aufgespürt und per Ansprache gemaßregelt. Diese kann man als Sicherheits- und Überwachungsroboter ansehen. Es handelte sich wohl um sporadische und nicht durchgehend offizielle Aktivitäten.
Kritik und Ausblick
Polizeiroboter können Einheiten entlasten und ihnen neue Möglichkeiten eröffnen. Aus soziologischer, ethischer und rechtlicher Sicht entstehen vielfältige Herausforderungen. Der Digidog des NYPD hat gezeigt, dass bestimmte Roboter bei der Bevölkerung Ängste wecken, durch ihren Einsatz an sich und durch ihr Erscheinungsbild. Mehrere Modelle wurden mit Symbolen der Polizei wie Uniform oder Mütze ausgestattet. Einzelne Beamte mögen darauf ablehnend reagieren. Nicht allein Symbole, sondern auch soziale Gefüge in einer Polizeieinheit könnten beschädigt werden. Bei Einsätzen wie im Falle von Spot in New York ist es naheliegend, dass sich die Aufmerksamkeit der Polizisten stark auf das Artefakt konzentriert, mit entsprechenden Verlusten bei zwischenmenschlichen Kontakten. Manche der Typen sind konzeptionell und technisch nicht ausgereift und nur begrenzt für Aufgaben in der Polizeiarbeit geeignet. Wenn durch sie Personen zu Schaden kommen (etwa durch Unfälle oder automatisch ausgelöste Waffen) oder wenn sie Falschauskünfte geben, die schwerwiegende Folgen haben, stellt sich die Frage nach Verantwortung und Haftung. Hier sind Technikethik, Roboterethik und Informationsethik sowie Rechtswissenschaft einzubeziehen. Der Argwohn der Bevölkerung gegenüber der Polizei könnte durch Roboter, die potenziell oder faktisch die informationelle Autonomie bzw. Intim- und Privatsphäre beeinträchtigen, ähnlich geweckt werden wie durch Body Cams, die ebenfalls bedenklich sind. In diesem Zusammenhang ist wiederum die Informationsethik von Belang.