internationale Einkommensverteilung
Übersicht
zuletzt besuchte Definitionen...
1. Begriff: Die internationale Einkommensverteilung befasst sich mit der Verteilung von Einkommen über Ländergrenzen hinweg.
2. Messung: Die Analyse der internationalen Einkommensverteilung kann auf Basis verschiedener Konzepte erfolgen, die häufig parallel angewendet werden.
a) Unterschiede in den Pro-Kopf-Einkommen: Die Ausprägung der internationalen Einkommensverteilung kann durch einen Vergleich der durchschnittlichen Pro-Kopf-Einkommen zwischen verschiedenen Ländern untersucht werden. Die empirischen Entwicklungen der vergangenen Jahre lassen auf einen Rückgang der so ermittelten internationalen Einkommensungleichheit schließen.
b) Unterschiede in den intranationalen Einkommensverteilungen: Das Ausmaß der internationalen Einkommensverteilung kann durch einen Vergleich der innerhalb verschiedener Länder vorzufindenden Einkommensverteilungen bestimmt werden. Hierzu können bspw. die Gini-Koeffizienten verschiedener Länder miteinander verglichen werden. Die empirischen Entwicklungen der vergangenen Jahre lassen auf eine Erhöhung der so ermittelten Einkommensungleichheit in zahlreichen Ländern schließen. Der Grad der Ungleichverteilung ist dabei in Entwicklungsländern wesentlich höher als in den Industrienationen.
c) Globale Messgröße: Zur Analyse der internationalen Einkommensverteilung kann eine länderübergreifende Kennzahl ermittelt werden, um so eine Fülle von Informationen in einer einzigen Messgröße abzubilden. Hierzu kann bspw. ein einziger Gini-Koeffizient für ausgewählte Länder der Welt berechnet werden. Die entsprechenden empirischen Entwicklungen der vergangenen Jahre unterscheiden sich je nach genauer Vorgehensweise. Der Gini-Koeffizient für rund 170 Länder lässt auf eine starke Erhöhung der internationalen Einkommensungleichheit ab Anfang der 1980er-Jahre schließen, wobei jedoch seit Beginn des 21. Jh. wieder ein leicht rückläufiger Trend festzustellen ist. Gewichtet man diesen Gini-Koeffizienten hingegen mit der Bevölkerungsanzahl der betrachteten Länder, so ist seit den 1960er-Jahren eine Verringerung der so gemessenen internationalen Einkommensungleichheit zu verzeichnen (vgl. Abbildung „World Inequality"). Eliminiert man aus diesem gewichteten Gini-Koeffizienten die Länder China und Indien, so ist wiederum ein Anstieg der internationalen Einkommensungleichheit ab Anfang der 1980er-Jahre festzustellen.
3. Ursachen der Ungleichheit in der Einkommensverteilung: Gelegentlich wird vermutet, dass die Ungleichheit in der Einkommensverteilung mit voranschreitender Entwicklung zunächst zu- und danach abnimmt (Kuznets-Kurve). Neben dem wirtschaftlichen Entwicklungsniveau spielt jedoch auch eine Vielzahl soziodemographischer und politischer Faktoren eine wichtige Rolle. So nahm etwa der Anteil der von weniger als 1,25 Dollar am Tag lebenden Bevölkerung (Armutsindikatoren) im Laufe der vergangenen Jahrzehnte in Südostasien und Lateinamerika deutlich ab, während er bspw. in Subsahara-Afrika nur wenig zurückging.
4. Konsequenzen: Die internationale Ungleichverteilung der Einkommen hat einige schwerwiegende Folgen. Gerade in den armen Ländern ist das Bevölkerungswachstum hoch und behindert deren Entwicklung (sog. Armutsfalle). Die weltweite Ungleichverteilung der Einkommen führt zu sich verstärkenden Wanderungsbewegungen von Süden nach Norden und von Osten nach Westen, die zu erheblichen sozialen Spannungen führen (Bevölkerungspolitik, Bevölkerungsökonomik). Die internationale Ungleichverteilung der Einkommen verschärft auch die globalen Umweltprobleme und erschwert eine durchgreifende Neuorientierung der Wirtschafts- und Umweltpolitik, weil die armen Länder auf die Notwendigkeit ihrer ökonomischen Entwicklung verweisen und die reichen Länder auf hohem Wachstum bestehen, weil sie nur dann den armen Ländern helfen können.
Vgl. auch Einkommensverteilung.