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keynesianische Positionen

Definition: Was ist "keynesianische Positionen"?

Weiterentwicklungen der Thesen, die J.M. Keynes in seinem Hauptwerk „A General Theory of Employment, Interest and Money” vertritt. Zu diesen Weiterentwicklungen zählen das auf J. Hicks zurückgehende IS-LM-Modell, die formale Darstellung von Konjunkturzyklen mithilfe sog. Multiplikator-Akzelerator-Modelle, das wirtschaftspolitische Konzept der Globalsteuerung und Weiterentwicklungen von Gleichgewichts- und Ungleichgewichtstheorien.

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Das Original: Gabler Wirtschaftslexikon

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    Ausführliche Definition im Online-Lexikon

    Weiterentwicklungen von Wirtschaftstheorie und -politik in der Folgezeit und aus Anlass der 1936 erschienenen „Allgemeinen Theorie” von Keynes (sog. Keynessche Lehre).

    1. Auf theoretischem Gebiet sind bes. zwei Ausprägungen der keynesianischen Theorie von Bedeutung, beide im Wesentlichen auf Hicks (1937) zurückgehend:
    a) Das IS-LM-Schema (IS-LM-Modell), in dem die Keynessche Analyse auf eine kurzfristige Theorie zur formalen Bestimmung des Gleichgewichtseinkommens bei konstanten Preisen und Löhnen reduziert wird. Nach Ansicht vieler Keynesianer (Robinson, Kaldor, Minsky u.a.) wird damit der Kerngehalt der Keynesschen Lehre nicht getroffen. V.a. fehlen die Aspekte Unsicherheit und Erwartung, Rolle des Lohnniveaus im Konjunkturablauf, Bedeutung historischer, institutioneller und sozialpsychologischer Faktoren, Dynamik. Das IS-LM-Modell reduziert die Keynessche Lehre auf eine Theorie zur Ableitung des Gleichgewichts bei Unterbeschäftigung. Die von Keynes analysierten Zusammenhänge zwischen Löhnen, Preisen und Beschäftigung werden im IS-LM-Modell nicht aufgenommen (finden sich zum Teil aber in Erweiterungen in Form makroökonomischer Totalmodelle geschlossener Volkswirtschaften bzw. Totalmodelle offener Volkswirtschaften).
    b) Formalisierung der Konjunkturzyklen: Mithilfe eines Multiplikator-Akzelerator-Modells wird versucht zu zeigen, dass es in einer Marktwirtschaft stets zu zyklischen Entwicklungen kommen muss. Zwar wird die konjunkturelle Instabilität des privaten Sektors explizit formal abgeleitet, die Keynesschen Gedanken zur Konjunkturtheorie werden dadurch aber nur unvollständig beschrieben.

    2. Keynesianische Konzeption der Globalsteuerung mit dem Ansatzpunkt der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage:
    a) Begriff: Die ursprünglich von Keynes als reine Vollbeschäftigungspolitik geplante Strategie wird erweitert zur antizyklischen Steuerung je nach Konjunkturlage. Die Ziele sind für die Bundesrepublik Deutschland im Stabilitätsgesetz (StabG) fixiert.
    b) V.a. zwei grundsätzliche Probleme behindern den Erfolg dieser Strategie: Vollbeschäftigungspolitik in Rezessionen geht auch zulasten höherer Inflationsraten, die u.U. akzelerieren, bes. wenn die Inflation konzentrationsbedingt verstärkt wird (Stabilitätsdefizit der Globalsteuerung); Antiinflationspolitik führt i.d.R. erst zu Mengenanpassungen bei konstanten oder sogar steigenden Preisen (Stagflation, Stabilisierungskrise) und erst später zu Preissenkungen. Wegen dieser Probleme fordern die Keynesianer wettbewerbs- und einkommenspolitische Absicherungen in zahlreichen Varianten, wie diskretionären Mitteleinsatz, Regelmechanismen, regelgebundenen Mitteleinsatz, Feinsteuerung nach Regionen bzw. Sektoren.

    3. Die eher vordergründig verfahrenstechnische Diskussion dieser Varianten führte am Kern der Problematik (endogene Instabilitätstendenz des Systems) vorbei und war einerseits Anlass zur Ablösung keynesianischer Strategien durch Monetarismus sowie Angebotsökonomik und andererseits Grund zur Erweiterung der theoretischen Grundlagen keynesianischer Analyse in Richtung stark formalisierter gleichgewichts- und ungleichgewichtstheoretischer Ansätze wie Makroökonomik offener Volkswirtschaften,  Neukeynesianische Makroökonomik und Neokeynesianische Theorie, aber auch Grund zur Rückbesinnung auf Keynes durch den Postkeynesianismus.

    Vgl. zugehöriger Schwerpunktbeitrag Makroökonomik.

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