Bildungsökonomie
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1. Begriff: Beschreibung und Analyse, wie Individuen, Institutionen und die Gesellschaft insgesamt knappe Ressourcen einsetzen, um verschiedene Arten von Bildung zu produzieren, d.h. die Entwicklung von Wissen, Kenntnissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten, von Einstellungen, moralischen Normen, Werten, Orientierungen, von Charakter und geistigem Vermögen über die Zeit v.a. durch formale Institutionen anzuregen und zu fördern, und wie die knappen Ressourcen sowie die Ergebnisse ihrer Nutzung in Bildungsprozessen in Gegenwart und Zukunft zwischen den Menschen und Gruppen innerhalb einer Gesellschaft verteilt werden.
2. Bildung als ökonomisches Gut: Die Tatsache, dass Schulbildung in Deutschland seitens des Staates preislos angeboten wird, verleitet häufig zu der irrigen Auffassung, Bildung sei kostenlos zu haben (freies Gut). Doch in jeder Gesellschaft muss ein Teil der jeweils der Gesellschaft zur Verfügung stehenden Ressourcen aufgebracht werden, damit Bildungsleistungen bereitgestellt werden können. Bildung ist somit ein ökonomisches bzw. knappes Gut, das den Gesetzen des Wirtschaftens, der Knappheit und dem Postulat effizienten Handelns (Effizienz) unterliegt. Umstritten ist bis heute, ob Bildung ein privates, ein öffentliches Gut, ein meritorisches Gut oder ein Mischgut ist.
3. Die Rolle des Staates im Bildungswesen hängt wesentlich davon ab, ob Bildung als öffentliches Gut angesehen und wie stark das Marktversagen gewertet wird. Die Tatsache, dass weite Bereiche des Bildungswesens in vielen Ländern staatlich organisiert sind, hat vermutlich eher politische als ökonomische Gründe, denn das staatliche Bildungsmonopol (d.h. die Einheit von staatlicher Bildungsproduktion und -finanzierung) ist nur eine und im Vergleich zu ordnungspolitischem Handeln sowie Anbieter- oder Nachfragersubvention die schärfste Interventionslösung bei vermutetem Marktversagen. Die Public-Choice-Theorie (Neue Politische Ökonomie) hat die Effizienz der staatlichen Bereitstellung von Gütern und der ihr zugrunde liegenden Entscheidungsprozesse in Zweifel gezogen und mit der These des Staatsversagens oder Regierungsversagens gekontert. Wegen Wählerunwissenheit, der Dominanz spezieller politischer Interessen, politischer Kurzsichtigkeit, fehlender Stimmen für effizientes Handeln, unpräziser Reflexion der Kundenpräferenzen, politischer Handlungs- und Entscheidungslags, sowie wegen informationeller, finanzieller und legitimatorischer Handlungsrestriktionen der Politiker könnten die politischen Steuerungsprozesse keine effiziente Ressourcenallokation im Bildungssystem bewirken.
4. Bildung als Konsum oder Investition: Die Frage nach dem Gutscharakter von Bildung wurde in der Phase der Renaissance der Bildungsökonomie in den 1960er-Jahren gestellt. Die Diskussion endete mit dem Ergebnis, dass weder theoretisch und noch empirisch zwischen dem Investitions- oder Konsumcharakter zu entscheiden sei oder auch zwischen entsprechenden Anteilen der Bildungsaufwendungen. Bis heute hat sich die (willkürlich getroffene) Vorstellung gehalten, dass Bildungsaufwendungen (private wie gesellschaftliche) als Investitionen zu gelten haben, während die Konsumkomponente als kostenloses Kuppelprodukt anfällt.
5. Humankapitaltheorien.
6. Makro- und Mikroökonomik der Bildung: Der Zusammenhang von Bildung und Ökonomik wird sowohl auf der Ebene der Makroökonomik als auch auf jener der Mikroökonomik bearbeitet. Während die makroökonomische Perspektive den Systembezug von Bildungswesen und dem ökonomischen System in den Blick nimmt (Bildung und Einkommensverteilung, Bildung und Wirtschaftswachstum, Bildung und Beschäftigung, Bildungsfinanzierung), wählt die mikroökonomische Perspektive das Verhalten des einzelnen Bildungsanbieters und -nachfragers als Beobachtungsgegenstand.