Todaro-Modell
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Harris-Todaro-Modell. 1. Modell: H. Todaro will die andauernde Landflucht (Migration) trotz fortwährend hoher urbaner Arbeitslosigkeit erklären. Potenzielle Migranten vergleichen die Erträge, die sie im urbanen Bereich, unter Beachtung der Migrationskosten, und im ruralen Bereich zu erwarten haben.
Das Lohndifferenzial zwischen Stadt und Land gibt den Anreiz zur Migration (struktureller Wandel). Daneben muss die Arbeitslosenquote als entscheidender migrationshemmender Faktor angesehen werden, welcher Auskunft über die subjektive Wahrscheinlichkeit gibt, im modernen Sektor keinen Arbeitsplatz zu finden. Dynamische Migranten mit hoher Leistungsbereitschaft und hohem Humankapital erhoffen sich, mittelfristig im urbanen Sektor einen Arbeitsplatz erobern zu können. Daher ist die Landflucht weitestgehend auf junge Menschen konzentriert, die noch ein längeres Erwerbsleben vor sich haben und eine überdurchschnittliche Bildung aufweisen.
2. Wirtschaftspolitische Schlussfolgerungen: a) Die Diskrepanz urbaner-ruraler Beschäftigungsmöglichkeiten muss reduziert werden. Angleichung der Lohnsätze entschärft das Migrationsproblem.
b) Schaffung urbaner Arbeitsplätze im Rahmen keynesianischer Beschäftigungspolitik verschärft das urbane Arbeitslosenproblem. Es ergibt sich die paradoxe Situation, dass eine Verbesserung der urbanen Beschäftigungslage höhere Löhne ermöglicht, die kurzfristig positive Beschäftigungswirkungen durch Attrahierung von Migranten aus ruralen Bereichen mit höherer Arbeitslosigkeit konterkarieren. Jeder neue urbane Arbeitsplatz zieht zwei bis drei Migranten an.
c) Verbesserung der Bildungsmöglichkeiten erhöht die Arbeitslosigkeit Unausgebildeter, da der Bildungsstand als Auslesekriterium für die Einstellung von Arbeitskräften herangezogen wird, wodurch Personen mit höherer Schulausbildung eine höhere Beschäftigungschance erhalten.
d) Lohnsubventionen im städtischen formellen Sektor wirken kontraproduktiv, da die Attraktivität der Stadt erhöht wird.
e) Programme einer integrierten ländlichen Entwicklung können das Problem der Landflucht lösen, wenn die ökonomische Basis des ländlichen Raumes nachhaltig verbessert wird. Dazu gehört auch eine Verbesserung der ländlichen Infrastruktur (Gesundheitsversorgung, Bildungschancen, Ausbau des Wegenetzes und der Elektrizitäts- und Wasserversorgung sowie kultureller Einrichtungen).
f) Arbeitsintensive Kleinindustrien sollen in ruralen Gebieten gefördert werden.
g) Wenn Mindestlöhne den Gleichgewichtslohn überschreiten, führt die Faktorpreisverzerrung zu einer unteroptimalen Nutzung knapper Ressourcen.
h) Arbeitsintensive Technologien im ländlichen Raum können der Landflucht ebenfalls ursachenadäquat begegnen, sofern auch das Lohndifferenzial zwischen Stadt und Land reduziert wird.