Auslandsverschuldung der Entwicklungsländer
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1. Ursachen: V.a. die drastischen Ölpreissteigerungen der Jahre 1973/1974 und 1979/1980 machten Kreditaufnahmen im Ausland notwendig. Die expansive Haushaltspolitik und restriktive Geldpolitik der USA nach dem zweiten Ölpreisanstieg führten zu einem Anstieg des Dollarkurses und des internationalen Zinsniveaus. Die monetaristisch geprägte Stabilitätspolitik der USA verursachte eine weltweite Rezession, die zu einem Verfall der Rohstoffpreise und damit zu sinkenden Exporterlösen der Entwicklungsländer führte. Banken vergaben großzügige Kredite an Entwicklungsländer, wobei das Zinsrisiko aufgrund von Zinsgleitklauseln bei den Entwicklungsländern lag; der später einsetzende extreme Zinsanstieg hatte entsprechende Folgen. Zudem waren die Forderungen in Dollar nominiert, sodass die Verschuldung stark vom Wechselkurs abhängig ist.
Die aufgenommenen Kredite wurden vielfach nicht entwicklungskonform verwendet, sodass das genannte Liquiditätskriterium nicht erfüllt war. Überhöhte Staatsausgaben (Rüstungsausgaben) und eine expansive Geldpolitik führten zu einem Vertrauensverlust der Bürger der Entwicklungsländer in die eigene Währung (Kapitalflucht).
Die hohe Auslandsverschuldung der Entwicklungsländer bewirkte eine abnehmende Kreditwürdigkeit vieler Entwicklungsländer, sodass Banken sich mit weiteren Krediten zurückhielten. Der Wachstumsprozess vieler Entwicklungsländer wurde dadurch unterbrochen, sodass unternommene Investitionen sich nicht mehr amortisierten. Entwicklungsländer benötigen neue Mittel, um aus der Krise „herauszuwachsen”.
2. Lösungsansätze: a) Sanierungsmaßnahmen: Schuldnerländer müssen u.a. ihre leistungsbilanzbelastende Interventions- und Wechselkurspolitik revidieren, für verbesserte Rahmenbedingungen bei Direktinvestitionen sorgen, durch geldpolitische Maßnahmen die einheimische Ersparnisbildung steigern sowie die Defizite des Staatshaushaltes absenken. Auf Seiten der Industrieländer müssen andererseits verstärkt technische und finanzielle Hilfe leisten, v.a. ihre Märkte für Exporte der Entwicklungsländer öffnen (Baker-Plan, Brady-Initiative, HIPC-Initiative).
b) Schuldenerlass.
c) Schuldenübernahme durch eine internationale Schuldenagentur: Debt-Conversion-Programm.
d) Verweigerung der Rückzahlung seitens der Schuldnerländer: Vereinzelt wird ein sog. Schuldnerkartell gefordert, um die Rückzahlung gemeinsam zu verweigern.
e) Ordnungspolitischer Lösungsansatz: Zur Forcierung ihrer wirtschaftlichen Entwicklung brauchen Entwicklungsländer neue Kredite, v.a. für sozialpolitische Maßnahmen, zum Aufbau der Industriekapazität (verstärkt auch Direktinvestitionen) und für Infrastrukturinvestitionen.