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Entwicklungstheorie

(weitergeleitet vonÖkonomik der Entwicklungsländer)

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Das Original: Gabler Wirtschaftslexikon

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    Ausführliche Definition im Online-Lexikon

    Ökonomik der Entwicklungsländer. 1. Begriff: Entwicklungstheorie beschäftigt sich mit der systematischen Analyse der Probleme von Volkswirtschaften der Entwicklungsländer. Obgleich das allg. gültige wirtschaftswissenschaftliche Instrumentarium angewandt wird, müssen die Spezifika der Entwicklungsländer dabei bes. berücksichtigt werden. Im Gegensatz zur Entwicklungspolitik geht es der Entwicklungstheorie um grundsätzliche Erklärungsmuster der wirtschaftlichen Entwicklung.

    2. Erklärungsansätze: a) Außenwirtschaftliche Erklärungsansätze:
    (1) Fehlende Konkurrenzfähigkeit: Auf List geht die Beobachtung zurück, dass junge einheimische Industrien der ausländischen Konkurrenz unterlegen sein können. Trotz potenzieller komparativer Vorteile können junge Industrien wegen ihrer „Kinderkrankheiten” (Mangel an Erfahrungen, technischem Wissen und qualifizierten Arbeitern) ihre Wettbewerbsreife nicht hinreichend schnell erlangen. Ohne die Einführung eines Erziehungszolls haben aufholende Industrien gegenüber reifen Wettbewerbern keine Chance.
    (2) Sinkende Terms of Trade: Für die typischen Exportgüter der Entwicklungsländer (Rohstoffe) werden langfristig relativ niedrigere Preise gezahlt. Daraus ergibt sich ein Einkommenstransfer an Industrieländer (Prebisch-Singer-These).
    (3) Kontereffekte: Myrdal bezeichnet negative Folgewirkungen der weniger entwickelten Länder bei ihrer Integration in den Weltmarkt als Backwash-Effekte. Folgen sind Braindrain und die Verdrängung entwicklungsfördernder Industrieproduktion.
    (4) Protektionismus der Industrieländer: Aus unterschiedlichen Gründen schützen Industrieländer ihre Wirtschaft vor ausländischer Konkurrenz, bes. aus Entwicklungsländern (Protektionismus). Gerade im Primärsektor bestehen noch beträchtliche Handelsschranken. Fehlende Sanktionen einer internationalen Wettbewerbsordnung verwehren Entwicklungsländern damit Entwicklungschancen.
    (5) Dominante Wirtschaft (Économie Dominante): Die ungleiche Machtverteilung begründet nach Perroux negative Folgen der Integration der Entwicklungsländer bei den internationalen Austauschbeziehungen. Die internationale Arbeitsteilung wirkt sich nur für die Industrieländer vorteilhaft aus.
    (6) Damit verwandt ist das Argument der peripheren Wirtschaft: Die hoch industrialisierten Länder bilden das Zentrum, die Entwicklungsländer die Peripherie. In Weiterentwicklung der Imperialismustheorien kommt es zu unterschiedlichen Diffusionen von Produktivitätsfortschritten.
    (7) Verelendungswachstum (Immiserizing Growth) zeigt, dass eine forcierte Expansion des Exportsektors in Entwicklungsländern bei unelastischer Nachfrage auf dem Weltmarkt zu Realeinkommensverlusten wegen erhöhten Terms-of-Trade-Verlusten führt. Das erhöhte Angebot wird durch sinkende Preise überkompensiert.
    (8) Dependencia-Theorien.

    b) Sonstige Ansätze:
    (1) Bevölkerungswachstum: Hohe Bevölkerungswachstumsraten (Bevölkerungsexplosion, Bevölkerungsfalle) führen zu niedrigem PKE und machen dadurch Wachstumserfolge zunichte. Allerdings ist eine Mindestbevölkerungsdichte notwendig, um die Wohlfahrtseffekte und Produktivitätssteigerungen vertiefter Arbeitsteilung zu nutzen. Ein hohes Bevölkerungswachstum kann entwicklungsfördernd sein, wenn für die damit verbundenen Schwierigkeiten geeignete Problemlösungen gefunden werden.
    (2) Unzureichende Faktorausstattung: Viele Entwicklungsländer leiden unter fehlenden pflanzlichen und mineralischen Rohstoffen bzw. unter einem Mangel an landwirtschaftlich nutzbarem Boden. Auch geografische Beschaffenheiten können Entwicklung behindern wie z.B. Insellage, fehlender Zugang zum Meer, großer Anteil an gebirgigen, unfruchtbaren Regionen. Dazu kann auch fehlendes Realkapital, fehlende Infrastruktur oder fehlendes Humankapital gehören. Das Argument unzureichender Faktorausstattung führte zur Entwicklung wachstumstheoretischer Ansätze und zur Forderung von Kapitaltransfers im Rahmen der Entwicklungshilfe der Industrieländer (Two-Gap-Modelle). Die unzureichende Kapitalausstattung kann auch Folge unzulänglicher Wirtschaftspolitik sein.
    (3) Wirtschaftsstufentheorien/Stadienlehre: Rostowsche Stadientheorie.
    (4) Kolonialismus: Kolonialmächte zwangen aufgrund ihrer militärischen Überlegenheit und ihres Transportmonopols in der Seeschifffahrt die Entwicklungsländer zu entwicklungsfeindlichen Wirtschaftsstrukturen: Monokulturen, Unterdrückung heimischen Handwerks. Nach der Dekolonisation blieb eine ökonomische, politische und kulturelle Anbindung an das einstige Mutterland bestehen. Die von den Entwicklungsländern „unfair” genannten weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen werden als Neokolonialismus bezeichnet.

    c) Dualismus-Theorien.

    d) Zirkuläre Verursachungsketten (Teufelskreise): Manche Ursachen wirken zirkulär verstärkend negativ auf den Entwicklungsprozess, z.B. mangelnde Ersparnisse, fehlende Kapitalgüternachfrage, mangelnde Gesundheit, geringe Bildung, fehlende gesamtwirtschaftliche Nachfrage.

    e) Unzulängliche nationale Wirtschaftspolitik, v.a. wettbewerbsfeindliche Wirtschaftsordnung, nationale Faktorpreisverzerrungen, überbewertete Währung, Importsubstitutionspolitik, staatliche Lenkung, verfehlte Geld- und Fiskalpolitik.

    f) Sonstige interne Faktoren: politische Instabilität; schwach ausgebildete Infrastruktur; fehlende Finanzintermediation.

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