Direkt zum Inhalt

Prognose

(weitergeleitet vonIndikatorprognose)
Definition: Was ist "Prognose"?

Aussage über zukünftige Ereignisse, bes. zukünftige Werte ökonomischer Variablen, beruhend auf Beobachtungen aus der Vergangenheit und auf theoretisch fundierten objektiven Verfahren. Prognose richtet sich v.a. auf Variablen, die nicht oder kaum durch denjenigen gestaltbar sind, der die Prognose vornimmt.

Grundlage jeder Prognose ist eine allg. Stabilitätshypothese, die besagt, dass gewisse Grundstrukturen in der Vergangenheit und Zukunft unverändert wirken.

GEPRÜFTES WISSEN
Über 200 Experten aus Wissenschaft und Praxis.
Mehr als 25.000 Stichwörter kostenlos Online.
Das Original: Gabler Wirtschaftslexikon

zuletzt besuchte Definitionen...

    Ausführliche Definition im Online-Lexikon

    Inhaltsverzeichnis

    1. Begriff
    2. Arten
    3. Verfahren
    4. Beurteilung

    Begriff

    Aussage über zukünftige Ereignisse, bes. zukünftige Werte ökonomischer Variablen (z.B. angewandt als Konjunkturprognose, Situationsanalyse oder Bevölkerungsvorausrechnung), beruhend auf Beobachtungen aus der Vergangenheit und auf theoretisch wie empirisch fundierten nachvollziehbaren Verfahren und Theorien. Prognosen richten sich v.a. auf Variablen, die nicht oder kaum durch denjenigen gestaltbar sind, der die Prognose vornimmt.

    Grundlage jeder Prognose ist eine allg. Stabilitätshypothese, die besagt, dass gewisse Grundstrukturen in der Vergangenheit und Zukunft unverändert wirken.

    Anders: technologische Voraussage.

    Arten

    1. Direkte/indirekte Prognose: Eine direkte oder autoregressive Prognose liegt vor, wenn Werte einer ökonomischen Variablen ausschließlich aus Werten derselben Variablen in der Vergangenheit heraus prognostiziert werden. Bei indirekter Prognose wird der Wirkungszusammenhang zwischen verschiedenen Variablen in die Prognose einer Variablen eingebaut; hierbei muss allerdings letztlich wieder auf direkte Prognosen zurückgegriffen werden.

    2. Qualitative/quantitative Prognose: Bei einer qualitativer Prognose werden nur Art und Richtung der Entwicklung ökonomischer Variablen genannt, bei einer quantitativer Prognose geht es auch um das Ausmaß dieser Entwicklung.

    3. Punkt-/Intervall-Prognose: Bei einer Punkt-Prognose wird ein spezieller zukünftiger Wert für eine ökonomische Variable gesucht, bei einer Intervall-Prognose wird hingegen eine Spanne verlangt, innerhalb derer sich der zukünftige Wert mit hoher „Sicherheit”, zumeist als mindestens 90%-Wahrscheinlichkeit definiert, befindet. Bei letzterer kann bes. auch ein Konfidenzbereich angegeben sein (Prognoseintervall).

    4. Bedingte/unbedingte Prognose: In einem bestimmten Sinn ist jede Prognose bedingt, also als Wenn-Dann-Aussage, zu verstehen; völlig unbedingte Prognosen sind nicht möglich. Allerdings kann so vorgegangen werden, dass Prognosen für ein und dieselbe Variable alternativ je nach gewissen eingehenden Voraussetzungen gemacht werden und dem Verwerter die Einschätzung für das Eintreten dieser Voraussetzungen überlassen wird, etwa bei Bevölkerungsprognosen unter verschiedenen Voraussetzungen bez. der Entwicklung der Geburten.

    5. Einzel-Prognose/Prognose-Systeme: Eine Einzel-Prognose richtet sich auf eine einzige ökonomische Variable. Ein Prognose-System bezieht sich auf eine Gesamtheit von Variablen, die in ihrer gegenseitigen Verknüpfung prognostiziert werden.

    6. Verschiedene Fristigkeiten von Prognosen: Kurzfristige Prognose (Prognose-Zeitraum bis zwei Jahre); mittelfristige Prognose (bis fünf Jahre); langfristige Prognose (bis zehn Jahre); säkulare Prognose (über mehrere Jahrzehnte oder Jahrhunderte).

    7. Entwicklungs-Prognose (Informations-Prognose, Trend-Prognose): Die Unternehmung übt keinen spürbaren Einfluss auf die zu prognostizierenden Größen aus (z.B. Marktentwicklung der Personal Computer insgesamt, Veränderungen des Abnehmerverhaltens oder Veränderungen im Distributionssystem).

    8. Wirkungs-Prognose (Instrumental-Prognose, Entscheidungs-Prognose): Prognose der Wirkungen von Maßnahmen der eigenen Unternehmung (z.B. auf Größen wie Absatz, Umsatz in Abhängigkeit von bestimmten Marketingmaßnahmen).

    9. Indikator-Prognose: Indikatoren werden zur Prognose von Entwicklungen herangezogen. Indikatoren können, müssen aber nicht in kausaler Beziehung zu der zu prognostizierenden Variablen stehen. Indikatoren lassen sich unterteilen in vorauseilende, koindizierende und nacheilende Indikatoren. So ist die Zahl der erteilten Baugenehmigungen ein vorauseilender Indikator für die Nachfrage in der Baubranche.

    Verfahren

    1. Bei kurzfristigen Prognosen, bes. im betrieblichen Bereich, werden direkte Prognosen bevorzugt, v.a. Zeitreihen-Prognosen mittels gleitender Durchschnitte oder mittels exponenziellem Glätten; bei mittelfristigen Prognosen werden ökonometrische Verfahren zur Fortrechnung des Trends herangezogen oder auch, etwa bei Marktprognosen, die Prognose mittels Wachstumsfunktionen (logistische Funktion; Gompertz-Funktion). Bei Vorhandensein auch saisonaler Komponenten (Zeitreihenkomponenten) erfolgt die Prognose des Trends auf der Grundlage von Vergangenheitswerten, die einer Trendbereinigung unterworfen wurden; für Prognosen des Zukunftswertes wird dann die Saisonkomponente geeignet hinzugerechnet. Indirekte Prognosen erfolgen zumeist mithilfe der Regressionsanalyse und ökonometrischen Modellen.

    2. Grundsätzlich unterschieden werden: a) Quantitative Prognoseverfahren: Basieren auf mathematischen Verfahren (z.B. Trendextrapolation, Indikatorprognose, exponenzielles Glätten).

    b) Qualitative Prognoseverfahren: Basieren auf Erfahrungen, Kenntnissen und Fingerspitzengefühl; angewandt beim Fehlen quantitativer Daten (z.B. Delphi-Technik, Expertenbefragung, Szenario-Technik).

    3. Prognosen erfolgen häufig als direkte Prognosen auf der Grundlage von ARMA-Modellen (ARMA(p,q)-Prozess).

    Beurteilung

    1. Beurteilung von Prognosen kann zunächst qualitativ und im Voraus erfolgen. Kriterien sind die ökonomisch-theoretische Fundierung, die Verträglichkeit von Einzelprognosen innerhalb eines Systems, die Verfügbarkeit qualifizierter Vergangenheitsdaten.

    2. Außerdem erfolgt die Beurteilung oft quantitativ und im Nachhinein durch eine geeignete globale Kennzeichnung der aufgetretenen Prognosefehler (Durchschnitt des absoluten, des relativen Prognosefehlers; Korrelation zwischen prognostiziertem und eingetretenem Wert; Theilscher Ungleichheitskoeffizient).  Allerdings sollten die aufgetretenen Prognosefehler nicht nur eine Messung, sondern auch eine Ursachenanalyse erfahren.

    Vgl. auch Situationsanalyse, Konjunkturprognose.

    Mit Ihrer Auswahl die Relevanz der Werbung verbessern und dadurch dieses kostenfreie Angebot refinanzieren: Weitere Informationen

    Mindmap "Prognose"

    Hilfe zu diesem Feature
    Mindmap Prognose Quelle: https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/prognose-43498 node43498 Prognose node41133 Konjunkturprognose node43498->node41133 node42156 Situationsanalyse node43498->node42156 node50281 Szenario-Technik node43498->node50281 node54132 Schwarmintelligenz node43498->node54132 node50522 Trend node43498->node50522 node48087 Unternehmen node41774 Lag node42156->node41774 node42156->node41133 node39926 Konjunkturdiagnose node42156->node39926 node54074 Corporate Think Tank node54074->node50281 node39245 Modell node41465 Investitionsrechnung node41465->node50281 node50281->node39245 node38236 Moral node43164 Stationarität node39843 Marktforschung node39843->node43498 node40268 Marktsegmentierung node39843->node40268 node39435 Marketing node39843->node39435 node36085 Kleinstquadratemethode gewöhnliche node54132->node48087 node54132->node38236 node54132->node50522 node50522->node43164 node50522->node36085 node28105 Bias node28105->node39843 node52673 Soziale Medien node52673->node39843
    Mindmap Prognose Quelle: https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/prognose-43498 node43498 Prognose node50522 Trend node43498->node50522 node50281 Szenario-Technik node43498->node50281 node42156 Situationsanalyse node43498->node42156 node39843 Marktforschung node39843->node43498 node54132 Schwarmintelligenz node54132->node43498

    News SpringerProfessional.de

    Literaturhinweise SpringerProfessional.de

    Bücher auf springer.com

    Sachgebiete