Direkt zum Inhalt

Ethik

(weitergeleitet von Gesinnungsethik)
Definition: Was ist "Ethik"?

Ethik ist die Lehre bzw. Theorie vom Handeln gemäß der Unterscheidung von gut und böse. Gegenstand der Ethik ist die Moral. Die griechische Ethik war empirisch und normativ zugleich. Heute wird eine empirische, deskriptive Ethik unterschieden von der normativen Ethik, die ein Sollen formuliert; dieses Sollen erhebt Anspruch auf allgemeine Verbindlichkeit. Eine dritte Richtung ist Metaethik, die keine inhaltlichen Aussagen trifft, sondern die Begriffe ethischer Argumentation analysiert.

GEPRÜFTES WISSEN
Über 200 Experten aus Wissenschaft und Praxis.
Mehr als 25.000 Stichwörter kostenlos Online.
Das Original: Gabler Wirtschaftslexikon

zuletzt besuchte Definitionen...

    Ausführliche Definition im Online-Lexikon

    Moralphilosophie. 1. Begriff: Ethik ist die Lehre bzw. Theorie vom Handeln gemäß der Unterscheidung von gut und böse. Gegenstand der Ethik ist die Moral. Die griech. Ethik war empirisch und normativ zugleich. Heute wird eine empirische, deskriptive Ethik unterschieden von der normativen Ethik, die ein Sollen formuliert; dieses Sollen erhebt Anspruch auf allg. Verbindlichkeit. Eine dritte Richtung ist Metaethik, die keine inhaltlichen Aussagen trifft, sondern die Begriffe ethischer Argumentation analysiert.

    2. Es lassen sich fünf Perspektiven der Ethik auf Moral unterscheiden:
    a) Beim Inhalt eines Moralkodex geht es um die Frage, welche Regeln dazu zu zählen sind und welche nicht.
    b) Bei der Begründung geht es darum, für die Allgemeinverbindlichkeit normativer Regeln „gute Gründe” zu nennen.
    c) Die Legitimation moralischer Regeln erfolgt - zumindest in der Konsensethik - durch die Zustimmung der Betroffenen, die neben guten Gründen auch an existierenden institutionellen Strukturen sowie deren faktischer Beachtung festgemacht wird.
    d) Die Motivation zu einem Handeln gemäß den moralischen Regeln ist von Begründung und Legitimation nochmals zu unterscheiden, obwohl in Einzelfällen durchaus „gute Gründe” oder die eigene Zustimmung als Handlungsmotive auftreten können.
    e) Die Fragen nach der Entstehung und Entwicklung moralischer Regeln nimmt in der empirischen Ethik einen breiten Raum ein. Es lassen sich drei Varianten unterscheiden: Die Variante vom Typ Weber (Max-Weber-These) oder Hayek untersucht Entstehung und Entwicklung von Moral im Kontext der gesellschaftlichen, kulturellen Evolution. Ökonomische bzw. verhaltenswissenschaftliche Ansätze rekonstruieren die Entwicklung der Moral aus individuellen Kalkülen bzw. Wahrnehmungen, Gewohnheiten, Kompetenzen und anderen psychologischen Faktoren als ihr - intendiertes oder aber nicht intendiertes - Resultat; schließlich ist die rein vergleichende empirische Moralforschung zu nennen.

    3. Begründung von Normen:
    a) Hinsichtlich der theoretischen Grundlagen moralischer Normen lassen sich fünf wichtige Ansätze von Ethik unterscheiden.
    (1) Die Ordnung der Natur enthält die Regeln auch des menschlichen Zusammenlebens (Naturalismus), wobei die „Natur” griech. als Kosmos, frühneuzeitlich als teleologische, später als naturwissenschaftliche, heute bes. als (sozio- oder evolutions-)biologische Natur verstanden wird.
    (2) In manchen Religionen wie bspw. dem Christentum werden Normen im Willen Gottes begründet.
    (3) Marxistisch werden Normen aus den Gesetzen der Geschichte begründet. Diese drei Begründungen greifen auf Grundlagen zurück, die vom menschlichen Wollen unbeeinflussbar sind.
    (4) Die Diskursethik greift auf die dem menschlichen Argumentieren immanenten, notwendigen Unterstellungen zurück, die normativen Charakter haben. Diese Begründung geht auf eine vom menschlichen Wollen unabhängige Instanz zurück.
    (5) Am weitesten verbreitet ist heute die Begründung von Normen im menschlichen Wollen in zwei maßgeblichen Varianten: Einer Begründung im Nutzen - Utilitarismus - und im Konsens - Konsensethik. Hier unterliegen Normen - qua kollektive Selbstbindungen - dem menschlichen Wollen.
    b) Gemäß dem Kognitivismus werden Normen in einem der Wahrheitsfindung analogen und durch Vernunft gesteuerten Verfahren erkannt. Demgegenüber verneint der Non-Kognitivismus eine solche Möglichkeit und gründet Normen auf Interessen (Wollen: Dezisionismus) oder dem Gefühl (Wohlwollen; Nicht-Schädigung).
    c) Ethik kann entweder alle Handlungen wegen der Ziele oder Folgen - teleologische oder konsequentialistische Ethik - als gut oder böse bzw. richtig oder falsch beurteilen oder aber einige bes. wichtige Handlungen herausheben, die als solche, also ohne Rücksicht auf die Folgen, unbedingt gelten - deontologische Ethik.
    d) Damit verwandt, aber nicht identisch, ist die Unterscheidung von Weber zwischen der keine Kompromisse duldenden Gesinnungsethik - Handlungen sind gut (allein) aufgrund der Gesinnung - und der Verantwortungsethik - die Beurteilung hat die durchschnittlichen voraussehbaren Folgen des Handelns, den jeweils Handelnden zuzurechnen, soweit diese sie hinreichend beeinflussen konnten.

    4. Inhalt von Ethik: Die Inhalte der Ethik waren in der Antike und im Mittelalter durch in das alltägliche Leben eingelassene Normen, Sitten und Gebräuche gegeben; sie wurden später in Katalogen von Tugenden und Pflichten und einer ausgebauten Kasuistik konkretisiert. Im Zuge der neuzeitlichen Modernisierungsprozesse lösen sich diese Traditionen allmählich auf. Moderne Ethik seit I. Kant versteht sich daher zunehmend als Prinzipienethik und neuerdings als Verfahrensethik: Sie legt allg. Prinzipien fest, z.B. den kategorischen Imperativ Kants oder den Imperativ des Schutzes des Lebens bei H. Jonas, die dann - in einem bestimmten ethischen Verfahren - auf die konkreten Entscheidungstatbestände angewandt werden.

    5. Neuere Entwicklungen: Bes. seit Kant hat sich die Diskussion auf Fragen der Begründung moralischer Normen konzentriert. In neuerer Zeit wird der Frage der Implementation von Moral verstärkt Aufmerksamkeit gewidmet. Das Grundproblem besteht darin, dass kein Moralsystem auf Dauer Bestand haben kann das vom Normadressat fordert, systematisch gegen seine eigenen Interessen zu handeln bzw. unter Bedingungen zu handeln, die die intendierten Folgen der moralischen Handlung nicht zustande kommen lassen. In diesem Zusammenhang gewinnt die Unterscheidung von Individualethik und Institutionenethik an Bedeutung. Während sich die Individualethik an den Einzelnen wendet, geht es bei der Institutionenethik darum, die Regeln politisch - auch unternehmenspolitisch - so zu gestalten, dass individuelles moralisches Handeln möglich wird.

    Mit Ihrer Auswahl die Relevanz der Werbung verbessern und dadurch dieses kostenfreie Angebot refinanzieren: Weitere Informationen

    Mindmap "Ethik"

    Hilfe zu diesem Feature
    Mindmap Ethik Quelle: https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/ethik-34332 node34332 Ethik node48644 Wirtschaftsethik node48644->node34332 node32648 Freiheit node48644->node32648 node100060 Bildung node100060->node34332 node100060->node32648 node42184 Soziale Marktwirtschaft node44250 Sozialpolitik Gestaltungsprinzipien node44920 Subsidiarität node44250->node44920 node54144 Schrankentrias node54144->node44920 node53895 Philosophie node53895->node34332 node50164 Utilitarismus node53895->node50164 node40767 Kosten-Nutzen-Analyse node52673 Soziale Medien node48087 Unternehmen node100061 Wissenschaft node100061->node34332 node41203 Nachhaltigkeit node50164->node34332 node50164->node40767 node34985 Gerechtigkeit node50164->node34985 node30607 Allokation node34985->node34332 node34985->node41203 node34985->node30607 node34985->node32648 node123231 Wokeness node123231->node34332 node123231->node52673 node123231->node48087 node123231->node100061 node44920->node34332 node44920->node42184 node32648->node34332
    Mindmap Ethik Quelle: https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/ethik-34332 node34332 Ethik node50164 Utilitarismus node34332->node50164 node34985 Gerechtigkeit node34985->node34332 node123231 Wokeness node123231->node34332 node44920 Subsidiarität node44920->node34332 node32648 Freiheit node32648->node34332

    News SpringerProfessional.de

    Literaturhinweise SpringerProfessional.de

    Bücher auf springer.com

    Sachgebiete

    Interne Verweise